💙 🔷 Q3 ohne Big Tech-Power? Diese Blue-Chip-Schnäppchen haben's drauf!Strategien freischalten

Metaller legen bundesweit Betriebe lahm

Veröffentlicht am 31.01.2018, 17:07
© Reuters. German industrial trade union IG Metall workers protest in Hanau
HDDG
-

Hamburg (Reuters) - Beim ersten ganztägigen Warnstreik in der Geschichte der Metall- und Elektroindustrie hat die IG Metall am Mittwoch bundesweit die Produktion in zahlreichen Unternehmen lahmgelegt.

Bis zum Nachmittag hätten sich 68.000 Beschäftigte in mehr als 80 Betrieben an den Ausständen beteiligt, teilte die Gewerkschaft in Frankfurt mit. Allein 15.000 Metaller zählte die Gewerkschaft in Bayern. Dort war besonders der Lkw-Bauer MAN Truck & Bus mit Werken in München und Nürnberg, der Zulieferer ZF in Passau und Linde in Kahl betroffen. In Baden-Württemberg, wo am Wochenende die Verhandlungen mit den Arbeitgebern abgebrochen worden waren, beteiligten sich nach Gewerkschaftsangaben bis zum frühen Nachmittag mehr als 14.500 Beschäftigte an den Ausständen, darunter bei ZF in Friedrichshafen, Heidelberger Druck (DE:HDDG) und anderen Firmen.

Während der erneuten Warnstreikwelle sollten die Gespräche der Tarifparteien auf Eis liegen. Ein Sprecher des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall erklärte, am kommenden Wochenende werde es keinen Termin für die dann sechste Verhandlungsrunde geben.

Gewerkschaftschef Jörg Hofmann warf den Arbeitgebern bei einer Kundgebung in Esslingen vor, mit den Klagen gegen die Tagesstreiks Öl ins Feuer der Tarifauseinandersetzung zu gießen. "Aber wir lassen uns durch juristische Nebelkerzen nicht abschrecken. Das zeigt die starke Beteiligung an den heutigen Warnstreiks ganz deutlich." Hofmann bekräftigte zugleich die Bereitschaft zu weiteren Verhandlungen. Unser Ziel sei weiterhin ein Ergebnis ohne Flächenstreiks. Eine Lösung werde es aber nur geben, wenn die Arbeitgeber bei allen drei Forderungen nachlegten: beim Geld, beim Anspruch auf eine befristete Arbeitszeitverkürzung und einem Zuschuss für Beschäftigte mit besonderer familiärer oder beruflicher Belastung.

Dieser von der IG Metall verlangte Teillohnausgleich ist einer der Hauptstreitpunkte in der Tarifrunde und war mit ein Grund, warum die Verhandlungen im Südwesten steckenblieben. Nach dem Willen der Gewerkschaft sollen alle Beschäftigte das Recht auf eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden bekommen. Diejenigen, die für Kinder sorgen oder Angehörige pflegen, sowie manche Schichtarbeiter sollten die Tariferhöhung auch teilweise in Freizeit umwandeln können.

Die Arbeitgeber lehnen einen Lohnausgleich ab. Sie argumentieren damit, dass andere Mitarbeiter, die bereits in Teilzeit sind, dann schlechter gestellt wären. "Das wäre ungerecht, und eine Diskriminierung", erklärte Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger. Für eine rechtswidrige Forderung dürfe die Gewerkschaft nicht streiken, begründen die Arbeitgeber ihre Klagen bei mehreren Arbeitsgerichten. Allein das Arbeitsgericht Frankfurt zählte sieben Klagen von Arbeitgeberbezirken.

Hofmann drohte mit einem Arbeitskampf, sollten die Arbeitgeber nicht bald eine Rückkehr an den Verhandlungstisch signalisieren. "Dann sind wir an einer Stufe, wo die IG Metall sich entscheiden muss, in die Urabstimmung in einzelnen Regionen zu gehen und in den unbefristeten Flächenstreik", sagte er bei "Tagesschau24". Allerdings hatten Arbeitgeber und Gewerkschaft schon länger verabredet, auch nach einer Verschärfung der Warnstreiks noch einen Einigungsversuch zu unternehmen. In Verhandlungskreisen hieß es, wahrscheinlich setzten sich die Unterhändler in Baden-Württemberg Anfang nächster Woche wieder an den Tisch.

ARBEITGEBER WOLLEN AN DEN VERHANDLUNGSTISCH

© Reuters. German industrial trade union IG Metall workers protest in Hanau

Gesamtmetall hielt der IG Metall vor, die Tagesstreiks als "Mitgliederwerbemaßnahmen" lange im Voraus geplant zu haben. Dies habe mit dem Stand der Verhandlungen nichts zu tun. Dulger bekräftigte den Willen zum Kompromiss: "Wir sind Einigungsbereit - und fähig", betonte er. "Wir wollen so schnell wie möglich an den Verhandlungstisch." Das sei im Interesse der Unternehmen, der IG Metall, der Beschäftigten und des Standortes.

Die Unternehmen befürchten wegen der starken Vernetzung und internationalen Lieferbeziehungen einen hohen wirtschaftlichen Schaden durch die Arbeitsniederlegungen. Die normalen Warnstreiks seien schon schlimm genug gewesen. Was die IG Metall nun jedoch anrichte, sei nicht akzeptabel.

Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) schätzt den Schaden allein in der Metall- und Elektroindustrie auf 60 bis 90 Millionen Euro am Tag - je nach Größe der Unternehmen, die von Tagesstreiks betroffen seien. Hinzu kämen womöglich noch Folgen in anderen Branchen, wenn es dort ebenfalls zu Produktionsausfällen komme. Als Beispiel nannte Tarifexperte Hagen Lesch die Textilindustrie, wenn von den Autobauern keine Sitzbezüge abgenommen würden.

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2024 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.