Stuttgart (Reuters) - Die Tarifparteien der Metall- und Elektroindustrie haben sich auf neue Regeln für flexiblere Arbeitszeiten und Lohnerhöhungen in zwei Stufen geeinigt.
Die Tariferhöhung belaufe sich auf 4,3 Prozent ab April sowie mehrere Pauschalen bei einer Laufzeit von 27 Monaten, erklärte IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger am Dienstag in Stuttgart nach gut 13 Stunden Verhandlungen. Der Chef des Arbeitgeberverbandes Südwestmetall, Stefan Wolf, bezeichnete den Kompromiss als tragbar, wenn auch als schmerzhaft. Hier Stimmen zum Verhandlungsergebnis in Baden-Württemberg:
CHRISTIANE VON BERG, BAYERNLB:
"Die Prioritäten der Arbeitnehmer haben sich verschoben. Statt höherer Lohnabschlüsse steht jetzt die 'work-life-balance' im Vordergrund. Das belegt auch die Reaktion der Beschäftigten. Sie zeigen sich zufrieden mit dem erzielten Lohnanstieg. Dieser hätte sie eher enttäuschen können, wenn man bedenkt, wie gut es Deutschland konjunkturell geht."
JÜRGEN WECHSLER, IG METALL BAYERN:
"Die IG Metall hat heute einen Durchbruch für eine moderne Arbeitszeitkultur geschafft. Die Beschäftigten können nun über ihre Arbeitszeiten selbst mitbestimmen. Alle Beschäftigten haben künftig einen Rechtsanspruch auf eine zeitweise Arbeitszeitreduzierung mit Rückkehrrecht. Und es wird zusätzliche freie Tage geben für Beschäftigte, die ihre Arbeitszeit verkürzen, um Kinder zu erziehen und Angehörige zu pflegen sowie für Schichtarbeiter. Die IG Metall hat in diesem Punkt den massiven Widerstand der Arbeitgeber gebrochen."
BERTRAM BROSSARDT, VERBAND DER BAYERISCHEN METALL- UND ELEKTRO-INDUSTRIE:"Der Abschluss dokumentiert die derzeit gute wirtschaftliche Lage der Metall- und Elektro-Industrie. Er geht aber sehr deutlich an die Belastungsgrenze und für nicht wenige Unternehmen darüber hinaus. Er schafft außerdem durch die Ewigkeitskosten eine Hypothek für die Zukunft, wenn sich die wirtschaftliche Lage wieder abschwächt. (...) Der Tarifabschluss verschafft den Unternehmen besonders lange Planungssicherheit. Wir hätten uns einen weniger komplexen Tarifvertrag gewünscht."