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Negativzinsen – Alter Wein in neuen Schläuchen

Veröffentlicht am 24.05.2018, 16:49
© Reuters.  Negativzinsen – Alter Wein in neuen Schläuchen

Die realen Guthabenzinsen waren meistens negativ

Sie sind – trotz langfristig leicht abnehmender Tendenz – des deutschen Sparers liebste Kinder: Verzinste Bankguthaben. Knapp 20 Prozent des Geldvermögens der privaten Haushalte in hiesigen Gefilden machten gemäß des Monatsberichts der Deutschen Bundesbank vom Oktober 2015 Termin- und Spareinlagen aus. Daran dürfte sich bis heute nichts geändert haben, wie spätestens am Ende des Beitrags klar werden dürfte.

Selbst das bald 200 Jahre alte Sparbuch ist allen Fintechs zum Trotz noch quicklebendig und erfreut sich ungebrochener Beliebtheit. Auch wenn die Zahl der Sparbuchinhaber ebenfalls leicht sinkt besaßen nach einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts TNS Infratest noch im Jahr 2014 über 50 Prozent der Deutschen ein Sparbuch, womit es seine Spitzenposition als beliebteste Geldanlageform verteidigen konnte, die zum damaligen Zeitpunkt weit über eine halbe Billionen Euro auf sich vereinen konnte. Zudem erfolgten Umschichtungen von Sparbuchguthaben regelmäßig in Tagesgelder oder Sichteinlagen, das heißt entsprechend disponierte Anleger blieben dem Segment weitgehend treu.

Der lange Fall des Zinsniveaus

Deutlich steiler und wesentlich konstanter als die Zahl der Sparbuchinhaber ist in den letzten 45 Jahren allerdings der Zinssatz für Spareinlagen gefallen. Betrug dieser 1970 noch durchschnittlich 5 Prozent pro Jahr, 2015 waren es knapp 450 Basispunkte (Hundertstelprozentpunkte) weniger; ein fulminanter Rückgang um fast 90 Prozent. Im November 2016 führte mit der Volksbank- Raiffeisenbank Niederschlesien gar die erste deutsche Bank de facto eine negative Verzinsung auf Tagesgelder ein. Ein Grund der guten alten Zeit nachzutrauern, in der Vermögensaufbau noch via Sparbuch zu realisieren war?

Wohl kaum. Schuld daran ist der Fokus auf die nominalen denn realen Renditen, sprich die Unterschlagung der Inflationsraten. Ebenfalls im Jahr 2014 schrieb die Bundesbank selbst in einer in Deutschland weitgehend unbemerkt gebliebenen Stellungnahme, dass in „den vergangenen Jahrzehnten […] negative Realzinsen sogar eher die Regel als die Ausnahme [waren]. Bereits vor der Finanzkrise, nämlich in den 1970er Jahren, Anfang der 1990erJahre sowie in den 2000er Jahren, erhielten Bankkunden insbesondere auf ihre Spareinlagen keine inflationsausgleichende Verzinsung. Diese Phasen realer negativer Verzinsung überwogen historisch sogar“, wobei der Realzins im Durchschnitt der letzten 48 Jahre nach Berechnungen des Medienunternehmens Bloomberg bei minus -0,16 Prozent lag – vor Steuern wohlgemerkt!

Letztere drücken die Realverzinsung weiter ins Minus, wie folgende Beispielrechnung veranschaulicht: 1.000 Euro zu Nullzinsen angelegt ergeben bei einer Inflationsrate von 1 Prozent kaufkraftbereinigt 990 Euro, bei 5 Prozent Zinsen und einer Inflationsrate von 6 Prozent jedoch abzüglich 27,9951 Prozent Abgeltungssteuer (25 Prozent) inklusive Solidaritätszuschlag (5,5 Prozent auf die Steuerschuld) und Kirchensteuerabzug (abhängig vom Bundesland, hier: 9 Prozent auf die Steuerschuld) auf den Zinsertrag nur 976 Euro, sofern der Sparer-Pauschbetrag zuvor bereits ausgeschöpft wurde.

Auch wenn der nominale Nullzins die Inhaber hoher, verzinster Bankguthaben real entlastet kämpft zumindest am kurzen Ende der Zinskurve jeder Anleger seit jeher vergeblich gegen den Kaufkraftverlust an. Letztere dürften sogar, wie die Beispielrechnung demonstriert, von dem aktuellen Zinsumfeld eher profitieren – relativ betrachtet, versteht sich.

Zwei mögliche Erklärungen

Weshalb aber lassen sich Sparer seit mindestens 50 Jahren in schnöder Regelmäßigkeit von Banken einseifen und der Inflation rasieren? Hierfür existiert ein mikro- sowie ein makroökonomischer Erklärungsansatz.

Die Antwort aus mikroökonomischer Sicht lautet, dass der negative Realzins die Kosten der Liquiditätspräferenz bisher nicht überkompensiert. Unternehmen und Haushalte sowie öffentliche Körperschaften verbindet ein weitläufiges Netz aus Dauerschuldverhältnissen wie beispielsweise Gehalts-, Miet-, Versorgungs- und Kreditzahlungen, die periodisch in nominal fixierter Höhe bedient werden müssen. Hinzu kommen unausweichliche aber nicht planbare Kosten für Erhaltungs- oder Ersatzinvestitionen in Kapital- beziehungsweise höherwertige Konsumgüter (Maschinen, Autos, Küchen). Aus diesem Grund empfiehlt auch jeder seriöse Finanzratgeber den im Gegensatz zur öffentlichen Hand nicht unbegrenzt kreditfähigen Privathaushalten eine Reserve von zwei bis sechs Monatsgehältern zu bilden.

Dieser Anteil am Sparverhalten ist schon einmal völlig zinsunelastisch und beträgt gemäß zweier Studien, einer der Bundesbank (2015) und einer des Meinungsforschungsinstituts Forsa (2016), annähernd deckungsgleiche 77 respektive 78 Prozent – entgegen der klassischen Lehre hat der Zins praktisch keinerlei Auswirkung auf die Präferenz zur Liquiditätshaltung; gleiches gilt im Übrigen auch bezügliche der Investitionsneigung von Unternehmen.

Positive Nominalzinsen helfen allerdings die aus der Liquiditätspräferenz resultierenden realen Inflationsverluste zu minimieren, was zumindest für die Vergangenheit die Beliebtheit verzinster Guthaben erhellt. Bargeldhaltung wir dabei erst in dem Maße interessant, in dem die physischen (Tresor) und psychischen (Verlustangst) Kosten durch die Höhe des Negativzinses aufgewogen werden. Das scheint aktuell noch nicht der Fall zu sein.

Geld ist gleich Schuld

Die makroökonomische Antwort wiederum liegt im bestehenden Kreditgeldsystem begründet. Sicht- oder Giroguthaben entstehen mit Ausnahme bilanziell unbedeutender Ausnahmen allein durch die Darlehensgewährung einer Bank an eine natürliche oder juristische Person, also vor allem Privatpersonen und Unternehmen beziehungsweise öffentlich-rechtliche Organisationen.

Dabei erhält der Kunde den kreditierten Betrag auf seinem Girokonto gutgeschrieben. Dieser Verbindlichkeit auf der Passivseite der Bankbilanz, also der Anspruch des Kunden auf Auszahlung von Bargeld, entspricht die spiegelbildlich verbuchte Forderung (auf Rückzahlung) gegen den Kunden auf der Aktivseite des Instituts. Neu geschöpftes Geld hat so lange Bestand bis es mit Rückzahlung oder Abschreibung des Kredits zusammen mit diesem sprichwörtlich vernichtet wird.

Zwischen Schöpfung und Vernichtung wird Giralgeld im Eurosystem zusammen mit seinen legitimen Abkömmlingen, dem Bargeld und Tagesgeld, unter der sogenannten Geldmenge M1 zusammengefasst und repräsentiert mithin eine volkswirtschaftliche Bestandsgröße.

Während dieses Zeitraums gilt daher analog zum physikalischen Energieerhaltungssatz der ökonomische Gelderhaltungssatz: Innerhalb der konsolidierten Bankenbilanz eines Währungsgebiets ist der Geldbestand zu jeder Zeit gleich. Oder frei nach Amschel Meyer Rothschild: Geld ist nie wirklich weg, es hat nur jemand anders.

Kollektives Umschichten kann nicht funktionieren

Die monetäre Maxime „Geld gleich Schuld“ führt bei steigender Verschuldung daher unausweichlich zu hohen Liquiditätsbeständen. Die seit Einführung des Euro kontinuierlich steigende Summe von M1 mit einem deutlichen Sprung im Zuge der Finanzkrise ab 2008, wie der eingangs erwähnte Monatsbericht der Bundesbank auf Seite 21 ganz klar ausweist, hat daher mit einem wie auch immer gearteten Sparverhalten der Bevölkerung rein gar nichts zu tun.

Auch ein „kollektives Umschichten“ in potenziell höher rentierende Anlagen, beispielsweise in Anleihen oder Aktien, kann gar nicht funktionieren, da hierbei lediglich Geldbestände gegen Wertpapierbestände getauscht werden, die jeweilige Höhe der Bestände jedoch durchweg gleich bleibt. Ein konsolidierter Rückgang des Geldbestandes ist im Wesentlichen nur durch freiwillige (Tilgung) oder unfreiwillige (Abschreibung) Vernichtung möglich.

Letztere führen zu Rissen im volkswirtschaftlichen Gläubiger-Schuldner-Netzwerk, den besagten Dauerschuldverhältnissen, die jedem deflationären Schrumpfungsprozess voraus gehen. Ein derartiger Prozess wiederum hat regelmäßig das Zeug, sich zur schweren Wirtschaftskrise auszuweiten.

Luis Pazos wurde 1974 im Rheinland geboren und lebt in Südniedersachsen. Der Manager und Buchautor handelt seit 1994 ein breites Spektrum von Wertpapieren an den weltweiten Börsenplätzen. Sein Spezialgebiet sind passive Einkommensstrategien mit Hochdividendenwerten. Das erworbene Fachwissen teilt Luis Pazos regelmäßig auf dem einzigartigen Finanzblog zu diesem Thema im deutschsprachigen Raum: https://nurbaresistwahres.de

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Ein Beitrag von Luis Pazos.

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