Berlin (Reuters) - Die Netzbetreiber haben den genauen Verlauf der zentralen Stromautobahn durch Deutschland vorgelegt und zugleich Skepsis am Bauzeitplan geäußert.
Die Hochspannungstrasse soll Windstrom von der Elbmündung bis nach Bayern und Baden-Württemberg transportieren und nach dem Willen der Politik 2025 fertig sein. "Das ist ein extrem ambitioniertes Ziel", sagte Christoph Schulze-Wischeler, Leiter Netzausbau bei Tennet, am Donnerstag in Berlin. Dafür müsse alles reibungslos mit maximaler Beschleunigung und ohne Klagen verlaufen. Dies gilt jedoch als wenig wahrscheinlich. Mit Widerstand rechnen die Netzbetreiber vor allem in Thüringen, wo etwa 80 Kilometer verlaufen werden. Die Trasse soll jetzt auch etwa 60 Kilometer durch Hessen führen. In Niedersachsen soll sie weiter westlich an Hannover und Hildesheim als in der bisherigen Planung vorbeiführen.
Südlink ist ein Kernvorhaben der Energiewende und eine von drei großen Nord-Süd-Stromautobahnen. Mit dem Windstrom aus dem Norden soll vor allem der Strom aus Atomkraftwerken im Süden ersetzt werden, die bis 2022 abgeschaltet werden. Aufgrund des erwarteten Widerstandes von Anwohnern sollen die Kabel etwa 1,80 Meter unter die Erde verlegt werden. Mit etwa 50.000 Grundstückseigentümern müssen Tennet und der südwestdeutsche Netzbetreiber TransnetBW verhandeln. Das Projekt wird derzeit mit etwa zehn Milliarden Euro veranschlagt. Die Kosten werden auf die Stromkunden umgelegt. Die Netzgebühren machen rund ein Viertel des Preises für Privathaushalte aus. Die Netzbetreiber erklärten aber, es gebe bei Südlink gute Chancen, dass es deutlich günstiger werde, wenn eine neue Technik zum Einsatz kommen könne.
Der jetzt vorgelegte Trassenverlauf wird der Bundesnetzagentur zur Prüfung gegeben und kann sich auch im Zuge der Bürgerbeteiligung noch leicht ändern. Die Betreiber hatten Wasserschutzgebiete, Bodenbeschaffenheit oder Aspekte des Artenschutzes für ihren Vorschlag jetzt genauer unter die Lupe genommen. Ende des Jahres könnte die Netzagentur dann einen bis auf 1000 Meter genauen Korridor bestimmen. Die Trasse selbst wird nach Angaben der Betreiber eine Breite zwischen 15 und 30 Metern benötigen. Im besten Fall würden die Planfeststellungsverfahren Ende 2021 abgeschlossen sein. Die Bauzeit wird mit mindestens vier Jahren kalkuliert.
Neben den drei festgelegten Nord-Süd-Stromtrassen werden bereits zwei weitere von Netzbetreibern vorgeschlagen. Ob diese auch gebaut werden müssen, ist aber noch offen.