Frankfurt (Reuters) - Die EZB erwägt Insidern zufolge Feinjustierungen bei der Wiederanlage der Gelder aus ihrem billionenschweren Anleihen-Kaufprogramm.
Diese sollen dazu beitragen, dass auch künftig die Finanzierungsbedingungen im Euro-Raum günstig bleiben, was der Konjunktur zugutekommen würde. Im Kern geht es darum, wie die Euro-Hüter die Erlöse aus fällig werdenden Titeln, die sie im Rahmen ihres Anleihen-Kaufprogramms erworben haben, wieder anlegen. Den Insidern zufolge wird überlegt, diese Gelder künftig etwas stärker in langlaufende Papiere zu reinvestieren. So sollen die langfristigen Zinsen am Markt, die als Richtschnur für Kredite und Hypotheken dienen, niedrig gehalten werden.
Auf der jüngsten EZB-Zinssitzung in Riga vor rund zwei Wochen sei darüber aber noch nicht gesprochen worden, sagten mehrere mit den Überlegungen vertraute Personen. Fachausschüsse seien lediglich angewiesen worden, Vorschläge zu erarbeiten. Eine Entscheidung werde womöglich auf den Zinstreffen im Juli oder September gefällt. Die Europäische Zentralbank (EZB) lehnte eine Stellungnahme ab.
Die EZB schwenkt im Zuge des anhaltenden Konjunkturaufschwungs langsam auf eine weniger expansive Geldpolitik um. In Riga stellte sie in Aussicht, ihre in Deutschland umstrittenen Anleihenkäufe zum Jahresende einzustellen. Die Transaktionen werden dann ein Gesamtvolumen von 2,6 Billionen Euro erreicht haben. Gleichzeitig kündigte die EZB aber an, auch danach noch für längere Zeit die Einahmen aus fällig werdenden Papieren weiter in Anleihen zu reinvestieren. Laut Notenbank-Direktor Benoit Coeure werden das 2019 immerhin rund 15 Milliarden Euro pro Monat sein.
Ein Insider sagte, wenn bei den Reinvestitionen ein stärkeres Gewicht auf langlaufende Titel gelegt werde, würden kleinere Abweichungen vom Grundgerüst der Wertpapier-Käufe wohl toleriert. Die Käufe orientieren sich am sogenannten Kapitalschlüssel. Das bedeutet: Der Anteil der erworbenen Staatsanleihen am Gesamtvolumen entspricht dem Anteil der emittierenden Länder am Eigenkapital der EZB. Deshalb werden besonders viele Bundesanleihen erworben.
Die von der EZB erwogene Feinsteuerung hat ein Vorbild in den USA. Dort hatte die Notenbank (Fed) zuletzt 2011 ähnliche Umschichtungen vorgenommen. Sie ersetzte damals mit demselben Ziel in großem Stil kurzlaufende Anleihen durch längerlaufende Papiere in ihrem Bestand. Dies wurde in der Fachwelt unter dem Schlagwort "Operation Twist" bekannt. Der Ausdruck bezieht sich auf den gleichnamigen Tanz, der wegen seiner schnellen Drehungen populär wurde.