Subsahara-Afrika: Großes Potenzial für internationale Einzelhändler
Düsseldorf (ots) - A.T. Kearney hat die Attraktivität von
Subsahara-Afrika für internationale Handelsunternehmen untersucht und
stellt 'African Retail Development Index' (ARDI) vor
Subsahara-Afrika ist eine aufstrebende Wachstumsregion für
internationale Einzelhändler. Das größte Wachstumspotenzial bietet
Ruanda. Auf den Plätzen zwei und drei stehen Nigeria und Namibia. Zu
diesem Ergebnis kommt die Studie 'African Retail Development Index',
die die Unternehmensberatung A.T. Kearney erstmals veröffentlicht
hat. Sie gibt Orientierung darüber, welche der schnell wachsenden
Märkte Subsahara-Afrikas für einen Markteintritt am geeignetsten sind
und worauf es jeweils ankommt. Aufgrund einer wenig organisierten
Handelslandschaft, einer fortschreitenden Urbanisierung und einer
zunehmend stabilen wirtschaftlichen Lage in vielen afrikanischen
Staaten birgt der Kontinent insgesamt ein immenses Wachstumspotenzial
für internationale Einzelhändler. Eine der größten Herausforderungen
bleibt allerdings die Errichtung einer funktionierenden Lieferkette.
Da sich die einzelnen Märkte stark voneinander unterscheiden, ist
beim Markteintritt ein ganz individuelles Vorgehen erforderlich. Für
die Top-10-Märkte haben die Autoren drei strategische
Herangehensweisen formuliert.
In Afrika dominieren nach wie vor traditionelle und nicht
filialisierte Formen des Einzelhandels, das heißt kleine, unabhängige
Geschäfte, Kioske und nicht-organisierte Freiluftmärkte. 90 Prozent
des Handels werden auf diese Weise betrieben. Der organisierte Handel
hingegen, wie er etwa in Malls, Einkaufszentren und an anderen
definierten Handelsplätzen stattfindet, befindet sich in den meisten
Ländern Subsahara-Afrikas noch in einem sehr frühen
Entwicklungsstadium und ist auf wenige städtische Gebiete begrenzt.
Dr. Mirko Warschun, Partner bei A.T. Kearney und Leiter des
weltweiten Beratungsbereichs Handel, erklärt: 'Die Kombination aus
einer wenig organisierten Handelslandschaft, einer fortschreitenden
Urbanisierung und einer zunehmend stabilen wirtschaftlichen Lage in
vielen afrikanischen Staaten birgt ein immenses Wachstumspotenzial
für den internationalen Einzelhandel.'
Die attraktivsten Länder dafür sind Ruanda, Nigeria, Namibia,
Tansania und Gabun. Sie belegen die Plätze eins bis fünf des erstmals
erstellten 'A.T. Kearney African Retail Development Index' (ARDI).
Diese neue Studie gibt internationalen Einzelhändlern Orientierung
darüber, welche der schnell wachsenden Märkte Subsahara-Afrikas für
einen Markteintritt am geeignetsten sind und welche Besonderheiten
und Erfolgsfaktoren für die einzelnen Märkte gelten. Sie liefert
nicht nur eine Übersicht über die Märkte, die für expansionswillige
Einzelhändler heute am attraktivsten sind, sondern gibt auch
Aufschluss darüber, welche Märkte das größte Potenzial in der Zukunft
haben.
Top drei: Ruanda, Nigeria und Namibia
Der ARDI hat 48 Länder entlang der vier Dimensionen Marktgröße,
Marktsättigung, Länderrisiko sowie Zeitdruck untersucht. Bewertet
werden das Potenzial der einzelnen Länder sowie die Dringlichkeit,
mit der ein Markteintritt erfolgen sollte. Die Top-10-Liste umspannt
den gesamten Kontinent und beinhaltet drei Länder aus dem Osten, drei
aus dem Westen und vier aus dem Süden.
Warschun erklärt 'Zwar ist die Lage in allen Top-10-Ländern
vergleichsweise stabil, allerdings unterscheiden sie sich stark, vor
allem hinsichtlich Marktgröße und -sättigung. Das ist auch der Grund,
warum ein kleines Land wie Ruanda mit seinem zwar stark
fragmentierten, aber immer attraktiveren Markt im Ranking besser
abschneidet als Südafrika, wo die Sättigung höher und somit der
Wettbewerb bereits deutlich intensiver ist. Es ist sehr wichtig, dass
Einzelhändler verstehen, wo sich ein Land in der Entwicklung der
Handelslandschaft befindet und welche Entwicklungsstufen es
durchlaufen wird, bevor sie ihre Expansionsstrategie für Afrika
festlegen.'
Ruanda (Platz eins) ist eine der am schnellsten wachsenden
Volkswirtschaften Afrikas und verzeichnet ein jährliches BIP-Wachstum
von mehr als acht Prozent. Das Land verfügt über eine effiziente
Regierung und starke volkswirtschaftliche Indikatoren, so dass es
insbesondere für internationale Anbieter von Konsumgütern des
täglichen Bedarfs von besonderem Interesse ist.
Nigeria (Platz zwei) ist das bevölkerungsstärkste Land Afrikas und
nach Südafrika die zweitgrößte Volkswirtschaft des Kontinents. Sein
BIP wächst um sechs Prozent jährlich. 29 Prozent des BIP entfallen
auf den Groß- und Einzelhandel. Eine zunehmende Urbanisierung, eine
wachsende Mittelschicht, eine junge Bevölkerung sowie steigende
Verbraucherausgaben haben das Wachstum in vielen modernen und
internationalen Supermärkten angefacht.
Namibia (Platz drei) verfügt über ein BIP von knapp 13 Milliarden
US-Dollar und bietet vor allem auch aufgrund seines hohen
Pro-Kopf-Einkommens interessante Möglichkeiten für Einzelhändler, die
wettbewerbsfähige und differenzierte Produkte für die Mittel- und
Oberschicht anbieten können.
Handlungsempfehlungen für den Markteintritt
Die Autoren der Studie haben für die Top-10-Märkte drei
verschiedene Handlungsempfehlungen formuliert: Mit grundlegenden
Handelsformaten starten ('Start with Basics'), Schnelles Handeln
gefordert ('Move quickly') und Differenzierung gefragt
('Differentiate').
Mit grundlegenden Handelsformaten starten: Die große Mehrheit der
afrikanischen Staaten inklusive Ruanda, Tansania, Gabun und Äthiopien
weist eine begrenzte Marktsättigung auf, aber auch eine geringe
Marktreife. Zwar sind diese Märkte aufgrund einer vorteilhaften
demografischen Struktur und eines jüngeren Wachstumstrends
vielversprechend, allerdings sind die wesentlichen Handelsplätze nach
wie vor klein, verstreut und wenig organisiert. Das größte Potenzial
ist mit dem Angebot abgepackter Verbrauchsgüter verbunden.
Schnelles Handeln gefordert: Diese Märkte, zu denen aus der
Top-10-Liste nur Nigeria und Gabun zählen, zeichnen sich durch eine
starke Einzelhandelsdynamik und eine rasch wachsende Zielgruppe aus.
Einige etablierte sowie viele andere internationale
Handelsunternehmen planen dort bereits ihren Markteintritt. Es gilt,
keine Zeit zu verlieren, bevor sich diese sogenannten First Mover
einen Wettbewerbsvorteil verschaffen, indem sie früh ihre Marken
etablieren und sich die Treue der Kunden sichern.
Differenzierung gefragt: In diesen Märkte Subsahara-Afrikas,
darunter Botswana, Namibia und Südafrika, ist der Einzelhandel am
weitesten entwickelt. Einige internationale Einzelhändler sind dort
bereits vertreten. Großes Potenzial bergen diese Märkte vor allem für
Einzelhändler, die in der Lage sind, differenzierte Produkte oder
Handelsformate anzubieten, die schwer zu finden sind und die eine
wachsende Mittelschicht sowie weltoffene Verbraucher ansprechen.
Matthias Rucker, Principal im Beratungsbereich
Konsumgüterindustrie und Handel von A.T. Kearney, sagt: 'Die
Entwicklung der Infrastruktur und der Supply Chain ist in Afrika von
Land zu Land sehr unterschiedlich. Das Potenzial und die Grenzen
eines jeden Landes zu verstehen, ist ein erfolgskritisches Element
einer jeden Expansionsentscheidung.'
Urbanisierung treibt Wachstum
Aktuell leben in Subsahara-Afrika knapp 900 Millionen Menschen.
Bis zum Jahr 2020 wird nahezu die Hälfte der afrikanischen
Bevölkerung in Städten leben. In dem Maße, wie das verfügbare
Einkommen steigt, entwickeln sich auch die Verbraucherausgaben. Sie
werden bis 2020 auf knapp eine Billion US-Dollar anwachsen. Auch wenn
der Markteintritt in Afrika mit großen Herausforderungen verbunden
ist, so sind die damit verbundenen Chancen unübersehbar.
Bisher ging die Einzelhandelsexpansion in Afrika vor allem von
einheimischen Playern aus. So ist der südafrikanische Einzelhändler
Shoprite in über 16 Ländern aktiv und Nakumatt aus Kenya betreibt
Geschäfte in Uganda, Ruanda und Tansania. Doch die internationalen
Einzelhändler holen auf. 2011 hat Wal-Mart den südafrikanischen
Einzelhändler Massmart übernommen und plant in den nächsten drei
Jahren 90 Supermärkte in ganz Afrika zu eröffnen. Zudem hat der
französische Einzelhändler Carrefour kürzlich angekündigt, sich in
vier westafrikanischen Ländern engagieren zu wollen.
Warschun abschließend: 'Eine funktionierende Lieferkette zu
errichten, bleibt eine massive Herausforderung. Trotz aller Hürden
aber hat Afrika einen Punkt in seiner wirtschaftlichen Entwicklung
erreicht, an dem internationale Einzelhändler nicht umhin kommen, das
beträchtliche Wachstumspotenzial in ihre strategischen Überlegungen
mit einzubeziehen.'
Ranking des African Retail Development Index und
Handlungsempfehlungen
Index Rank Land Handlungsempfehlung
1 Ruanda Mit grundlegenden Handelsformaten starten
2 Nigeria Schnelles Handeln gefordert
3 Namibia Differenzierung gefragt
4 Tansania Mit grundlegenden Handelsformaten starten
5 Gabun Schnelles Handeln gefordert
6 Ghana Mit grundlegenden Handelsformaten starten
7 Südafrika Differenzierung gefragt
8 Botswana Differenzierung gefragt
9 Mozambik Mit grundlegenden Handelsformaten starten
10 Äthiopien Mit grundlegenden Handelsformaten starten
Den vollständigen Studienbericht finden Sie hier:
http://www.atkearney.de/consumer-products-retail/ideas-insights
Über die Studie
Der 'African Retail Development Index' (ARDI) bewertet die Länder
Subsahara-Afrikas auf einer Punkteskala von eins bis 100. Je höher
die Platzierung in der Rangliste, desto größer das Potenzial und
desto dringlicher der Markteintritt. Die Länder, die Gegenstand der
Rangliste sind, wurden auf Basis von drei Kriterien vorausgewählt:
Ein Länderrisiko von 35 oder mehr im Länderrisikoindex von Euromoney,
eine Bevölkerungsgröße von mehr als 1,5 Millionen und ein
Bruttoinlandsprodukt pro Kopf (Kaufkraftparität) von mehr als 1.000
US-Dollar. Die ARDI-Punktzahlen basieren zu je 25 Prozent auf Länder-
und Geschäftsrisiko, Marktgröße, Marktsättigung und Zeitdruck.
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