Börsen-Zeitung: Die EBA schafft das schon, Kommentar zur Commerzbank
von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots) - Wenn die deutschen Banken sich nicht selbst den
Rest geben, keine Sorge: Die European Banking Authority (EBA) schafft
das schon. Im Sommer bogen die europäischen Aufseher die
Eigenkapitalregeln gegen geltendes Recht, gegen jede wirtschaftliche
Logik und gegen frühere eigene Zusagen sowie ohne Legitimation so
zurecht, dass die robust durch die Krise gekommene Helaba gegen die
Wand gefahren wäre, hätte sie sich dem EU-weiten Bankenstresstest
nicht in letzter Minute entzogen. Diesmal legt es die Behörde nun
offenbar darauf an, die Commerzbank sturmreif zu schießen. Dazu
werden die Berechnungsgrundlagen für den von der EBA ohnehin, so der
Bankenverband, 'plötzlich aus dem Hut gezauberten' aktuellen
Blitzstresstest so lange manipuliert, bis die Gelben garantiert durch
die Prüfung rasseln.
Keine vier Wochen ist es her, da hatte die EBA der Commerzbank
einen Kapitalbedarf von 2,9 Mrd. Euro attestiert. Nun sollen es
schwuppdiwupp 5 Mrd. Euro sein. Wenn es um Vertrauensbildung geht -
Vertrauen der Kunden, der Investoren und der Öffentlichkeit in den
Bankenmarkt, aber auch Vertrauen nicht zuletzt der Beaufsichtigten in
die Aufsicht -, zeichnet sich die EBA durch eine ganz steile
Lernkurve aus. Nur verläuft diese ausgehend vom Nullpunkt leider
steil nach unten.
Damit ist klar: Die Commerzbank hockt - ebenso wie ein paar andere
europäische Institute - in der Falle. Eine Kapitalerhöhung über den
Markt kann der deutsche Branchenzweite, dessen Aktienkurs sich schier
unaufhaltsam dem rechnerischen Nennwert von 1 Euro zu nähern scheint,
vergessen. Weiter schrumpfen? Die Bank, die schon nach dem Stand vom
Monatsanfang weitere risikogewichtete Aktiva von 30 Mrd. Euro aus der
Bilanz quetschen wollte, um die (inzwischen überholten)
EBA-Anforderungen zu erfüllen, kann sich ja schlecht von jetzt auf
gleich in Luft auflösen. Also zum dritten Mal zum Bankenrettungsfonds
Soffin? Nicht mit Vorstandschef Martin Blessing: 'Ich gehe da nicht
noch mal hin.' Seine amtierenden Kollegen vermutlich auch nicht.
Das wahrscheinlichste Szenario ist mithin, dass das
teilverstaatlichte Institut - kaum hat es den größten Teil der
stillen Einlagen des Soffin zurückgezahlt - ein weiteres Mal die
Hilfe der Steuerzahler in Anspruch nehmen muss, dann allerdings unter
neuer Führung. Ist es das, was die EBA will? Realistische
Alternativen sind kaum vorstellbar, wenn die europäischen Aufseher
nicht zur Besinnung kommen und die Regierungen in der EU es
fahrlässig unterlassen, die Verantwortlichen der Londoner Behörde zur
Räson zu bringen.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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Börsen-Zeitung
Redaktion
Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de
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Frankfurt (ots) - Wenn die deutschen Banken sich nicht selbst den
Rest geben, keine Sorge: Die European Banking Authority (EBA) schafft
das schon. Im Sommer bogen die europäischen Aufseher die
Eigenkapitalregeln gegen geltendes Recht, gegen jede wirtschaftliche
Logik und gegen frühere eigene Zusagen sowie ohne Legitimation so
zurecht, dass die robust durch die Krise gekommene Helaba gegen die
Wand gefahren wäre, hätte sie sich dem EU-weiten Bankenstresstest
nicht in letzter Minute entzogen. Diesmal legt es die Behörde nun
offenbar darauf an, die Commerzbank sturmreif zu schießen. Dazu
werden die Berechnungsgrundlagen für den von der EBA ohnehin, so der
Bankenverband, 'plötzlich aus dem Hut gezauberten' aktuellen
Blitzstresstest so lange manipuliert, bis die Gelben garantiert durch
die Prüfung rasseln.
Keine vier Wochen ist es her, da hatte die EBA der Commerzbank
einen Kapitalbedarf von 2,9 Mrd. Euro attestiert. Nun sollen es
schwuppdiwupp 5 Mrd. Euro sein. Wenn es um Vertrauensbildung geht -
Vertrauen der Kunden, der Investoren und der Öffentlichkeit in den
Bankenmarkt, aber auch Vertrauen nicht zuletzt der Beaufsichtigten in
die Aufsicht -, zeichnet sich die EBA durch eine ganz steile
Lernkurve aus. Nur verläuft diese ausgehend vom Nullpunkt leider
steil nach unten.
Damit ist klar: Die Commerzbank hockt - ebenso wie ein paar andere
europäische Institute - in der Falle. Eine Kapitalerhöhung über den
Markt kann der deutsche Branchenzweite, dessen Aktienkurs sich schier
unaufhaltsam dem rechnerischen Nennwert von 1 Euro zu nähern scheint,
vergessen. Weiter schrumpfen? Die Bank, die schon nach dem Stand vom
Monatsanfang weitere risikogewichtete Aktiva von 30 Mrd. Euro aus der
Bilanz quetschen wollte, um die (inzwischen überholten)
EBA-Anforderungen zu erfüllen, kann sich ja schlecht von jetzt auf
gleich in Luft auflösen. Also zum dritten Mal zum Bankenrettungsfonds
Soffin? Nicht mit Vorstandschef Martin Blessing: 'Ich gehe da nicht
noch mal hin.' Seine amtierenden Kollegen vermutlich auch nicht.
Das wahrscheinlichste Szenario ist mithin, dass das
teilverstaatlichte Institut - kaum hat es den größten Teil der
stillen Einlagen des Soffin zurückgezahlt - ein weiteres Mal die
Hilfe der Steuerzahler in Anspruch nehmen muss, dann allerdings unter
neuer Führung. Ist es das, was die EBA will? Realistische
Alternativen sind kaum vorstellbar, wenn die europäischen Aufseher
nicht zur Besinnung kommen und die Regierungen in der EU es
fahrlässig unterlassen, die Verantwortlichen der Londoner Behörde zur
Räson zu bringen.
Originaltext: Börsen-Zeitung
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