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Veröffentlicht am 13.03.2013, 21:17
Börsen-Zeitung: Ritt über den Bodensee, Kommentar zu den

Kapitalmaßnahmen der Commerzbank, von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots) - Was die Commerzbank und die sie begleitenden

Investmentbanken nun schon seit Jahren veranstalten, ist ohne Zweifel

die Hohe Schule der Kapitalmarkt-Jonglage. Für ihre pfiffig

strukturierte Megakapitalerhöhung im Volumen von 11 Mrd. Euro vor

zwei Jahren, die bereits bei der Ankündigung fast dem

Eineinhalbfachen der Börsenkapitalisierung von seinerzeit 7,5 Mrd.

Euro entsprach, heimsten die Gelben seinerzeit sogar den 'Corporate

Finance Award' der Börsen-Zeitung ein. Wenn Aktionäre sich freilich -

nicht erst seit heute - fragen, ob die zweitgrößte deutsche Bank die

Kohle schneller verbrennt, als die Investoren selbige nachlegen

können, ist das auch nicht ganz abwegig. Denn die Bank, die ihr

Kapital diesmal um vergleichsweise bescheidene 2,5 Mrd. Euro erhöhen

will, ist aktuell sogar noch etwas weniger wert als die damaligen 7,5

Mrd. Euro. Mindestens ein Analyst kommentierte die jüngste Aktion

denn auch ohne übertriebene Diplomatie: Mit der geplanten neuen

Kapitalmaßnahme werde den Anteilseignern in den Hintern getreten. Als

Quittung gab es gleich mal einen Kursabschlag von fast 10%.

Tatsächlich könnte die Hohe Schule der Kapitalmarkt-Jonglage in

diesem Fall auch auf den berühmt-berüchtigten Ritt über den Bodensee

hinauslaufen. Im ersten Moment klingt die Equity Story ja gar nicht

so schlecht: interessante Bewertung, deutliche Stärkung des harten

Kernkapitals (stille Einlagen werden bald nicht mehr als solches

anerkannt), die Aktionäre stehen künftig, so Bankchef Martin

Blessing, 'näher an der Ausgabestelle' (für Ausschüttungen), und

nicht zuletzt sollen die komplette Rückzahlung der stillen Einlagen

und die Reduzierung des Staatsanteils den Einstieg in den Ausstieg

des Bundes, also der Steuerzahler, markieren. Was letzteren Punkt

angeht: Als Commerzbank-Aktionäre sind die Steuerzahler noch

Lichtjahre davon entfernt, zumindest ihren Einsatz zurückzubekommen.

Mal davon abgesehen, dass ihre Einlage allzu lange zinslos blieb. So

haben es die Brüsseler Wettbewerbshüter indes akzeptiert.

Ob alte und neue Aktionäre in Zukunft wirklich noch mal Freude an

ihrem Eigentum haben werden, wird vor allem von den operativen

Erfolgen (oder Nichterfolgen) der Commerzbank und von deren

Fortschritten beim Abschütteln ihrer enormen Altlasten abhängen. Geht

das gut aus, ist Blessing auch dank seiner Jonglierkünste am

Kapitalmarkt der King. Geht es schief, droht nicht nur ihm, sondern

der ganzen Bank ein Schicksal ähnlich jenem des Reiters in Gustav

Schwabs Ballade: Der fiel tot vom Pferd. Ihm ward ein trocken Grab am

Ufer des Bodensees.

(Börsen-Zeitung, 14.3.2013)

Originaltext: Börsen-Zeitung

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