(Neu: Kurs aktualisiert, Aussagen künftiger Finanzchef Luka Mucic, weitere Details.)
WALLDORF (dpa-AFX) - Der starke Euro wird für Europas größten Softwarehersteller SAP (ETR:SAP) zum Bremsklotz. Umsatz und Betriebsergebnis gerieten im ersten Quartal stark durch Wechselkurseffekte unter Druck, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Der Nettogewinn stieg weniger als von Experten erwartet. Hoffnungsträger bleibt bei den Walldorfern die Software aus dem Internet (Cloud), mit welcher der Konzern weiter punkten konnte. Anleger zeigten sich insgesamt enttäuscht, die Aktie rutschte am frühen Nachmittag als einer der schwächeren Dax-Werte (ETR:DAX) um 2,81 Prozent auf 56,79 Euro ab.
Dabei waren die Gesamterlöse im Vergleich zum Vorjahr um drei Prozent auf 3,70 Milliarden Euro gestiegen. Ohne Wechselkurseffekte wären sie auf bereinigter Basis sogar doppelt so schnell gewachsen. Unter dem Strich stand ein Gewinnplus von drei Prozent auf 534 Millionen Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis wuchs um zwei Prozent auf 919 Millionen Euro.
SAP SIEHT SICH BEI CLOUD IM PLAN - EXPERTEN ZWEIFELN
Für das zweite Quartal rechnet das Management mit noch mehr Gegenwind von Wechselkursen. Der starke Euro dürfte beim Betriebsergebnis rund acht Prozentpunkte kosten, beim Produktumsatz (SSRS) sechs. Angesichts dieser Effekte habe SAP einen soliden Zwischenbericht abgeliefert, kommentierte Analyst Harald Schnitzer von der DZ Bank.
Der Lichtblick bleibt bei SAP das Cloud-Geschäft. Der bereinigte Umsatz mit der Mietsoftware aus dem Internet zog um fast ein Drittel auf 221 Millionen Euro an. Co-Chef Bill McDermott sieht seinen Konzern in der Cloud damit um rund die Hälfte schneller wachsen als US-Rivale Oracle (NAS:ORCL) (FSE:ORC). Das künftige Zugpferd habe schneller zugelegt als für das Gesamtjahr veranschlagt. Auch die bereits abgeschlossenen Kontrakte stimmen den Konzern optimistisch. Nach vier Jahren sollen Cloud-Verträge den herkömmlichen Lizenzen beim Umsatz überlegen sein, nach fünf Jahren auch beim Gewinn.
CLOUDWACHSTUM VORWIEGEND AUS EIGENER KRAFT - KERNGESCHÄFT BLEIBT SCHWACH
Dennoch bezweifelten Experten zuletzt, ob in der Sparte kommendes Jahr zwei Milliarden Euro Umsatz ohne bedeutende Zukäufe erreicht werden können. Der künftige Finanzchef Luka Mucic, der vom 1. Juli an die Geschäfte von Werner Brandt übernehmen soll, will das Wachstum indes aus eigener Kraft stemmen. "Zukäufe stehen nicht im Vordergrund, haben wir aber auch nicht grundsätzlich ausgeschlossen", sagte er der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX.
Schwach fiel das angestammte Geschäft mit Software-Lizenzen für fest installierte Programme beim Kunden aus, das um fünf Prozent sank. Hier verbucht der Konzern auch die Erlöse der schnellen Datenbank Hana, für die SAP mittlerweile 3200 Kunden hat. Analyst Richard Nguyen von der Societe Generale vermutet hinter dem Rückgang auch Rabatte für Hana, bevor die Konkurrenten von Microsoft NAS:MSFT (FSE:MSF) und Oracle 2014 mit eigenen Produkten auf den Markt kommen. Mucic sagte hingegen, da mache sich das Unternehmen keine Sorgen. "Hana spielt in einer anderen Liga." Technisch sei Hana dem Wettbewerb noch weit voraus.
SUPPORTUMSATZ STÜTZT - PROGNOSE STEHT
Sinkende Softwareumsätze tun SAP deshalb weh, weil hier einträgliche Service- und Wartungsverträge winken. Das zeigte sich auch zu Jahresbeginn: Der Support zog um fünf Prozent an. Die wichtigen Produktumsätze insgesamt (SSRS) steigerten die Walldorfer ohne den Einfluss von Wechselkursen um neun Prozent. Fürs Jahr hat der Softwarehersteller ein Wachstum von sechs bis neun Prozent angepeilt.
In Europa traf der Anbieter von Software für die Steuerung von Unternehmen dabei trotz der Unsicherheit um die Ukraine-Krise auf eine solide Nachfrage. In Amerika trieb die Umstellung auf das Cloudgeschäft zumindest die Umsätze in den USA an - im restlichen Kontinent machten die Währungen Probleme. Noch mauer sah es in Asien aus, in Japan gingen die Erlöse währungsbereinigt zurück. Doch Mucic zeigte sich zuversichtlich: "Wir rechnen mit einer Wiederbelebung im zweiten Halbjahr in Asien." Die Walldorfer bestätigten den Ausblick für 2014.
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