(Neu: Arbeitnehmervertreter, Details zu Deutschland, neuer Kurs)
ESSEN/KREFELD (dpa-AFX) - Deutschlands größter Stahlkonzern ThyssenKrupp hat einen ernsthaften Interessenten für seine Edelstahlsparte gefunden. Das Unternehmen bestätigte am Montag Gespräche mit dem finnischen Konkurrenten Outokumpu. Eine Entscheidung über einen Zusammenschluss der Edelstahltochter Inoxum mit den Nordeuropäern sei aber nicht gefallen.
Am Finanzmarkt war die Reaktion insbesondere bei den Finnen deutlich: Outokumpu-Aktien sprangen um mehr als elf Prozent nach oben. Auch ThyssenKrupp-Papiere kletterten auf 21,285 Euro und machten damit ihren Dividendenabschlag von 0,45 Euro je Aktie mehr als wett. Aus Sicht von Equinet-Experte Stefan Freudenreich sind die Nachrichten eindeutig positiv. Angesichts des insgesamt schwachen Stahlmarktes und der Schwierigkeiten in den USA sei er aber weiterhin vorsichtig. Ein Zusammenschluss mit den Finnen sei das wahrscheinlichste Konsolidierungsszenario.
ARBEITNEHMERVERTRETER ALARMIERT
Die Arbeitnehmervertreter sind alarmiert. IG Metall und Betriebsräte befürchten massive Arbeitsplatzverluste in Deutschland. Kurzfristig könnten durch eine solche Edelstahl-Ehe bis zu 1.000 Arbeitsplätze an den Standorten Krefeld und Bochum in Gefahr geraten, sagte ein IG Metall-Sprecher am Montag in Düsseldorf.
Langfristig könnten nach Einschätzung von Arbeitnehmervertretern bis zu 2.500 Arbeitsplätze in Deutschland bedroht sein. Von weltweit 11.000 Mitarbeitern bei der ThyssenKrupp-Edelstahltochter Inoxum ist etwa jeder zweite in Deutschland beschäftigt. Das Unternehmen unterhält in Deutschland größere Standorte in Krefeld, Bochum, Düsseldorf-Benrath und im hessischen Dillenburg.
'VERTRAUEN BISHER GERING'
'Das Vertrauen der Belegschaft in einen Erwerber Outokumpu ist bisher gering', sagte der NRW-IG Metall Bezirksleiter Oliver Burkhard laut einer Mitteilung. Ohne rechtsverbindliche Zusagen für den Schutz der Mitarbeiter werde man einem Verkauf nicht zustimmen.
'Wer Werke schließt, bekommt mit uns richtig Ärger', kündigte Burkhard an. Bereits für den Montag kündigte die Gewerkschaft erste Proteste am Standort Krefeld an. Weitere Aktionen seien im Lauf der Woche geplant, hieß es.
VERSCHIEDENE MÖGLICHKEITEN
ThyssenKrupp bestätigte am Montag lediglich Gespräche mit Outokumpu. Es werde die Möglichkeit eines Zusammenschlusses geprüft, hieß es. Nach wie vor existierten aber verschiedene Möglichkeiten. Dazu gehörten ein Börsengang, eine Ausgründung und auch der Verkauf an einen Investor. Die 'Rheinische Post' hatte zuvor über die Pläne berichtet.
'Wir halten es derzeit für angemessen, uns alle drei Optionen offenzuhalten', heißt es in der Mitteilung des Stahlherstellers. ThyssenKrup hatte im vergangenen Jahr einen Milliardenverlust erlitten und steht mitten in einem weitreichenden Umbau des Konzerns. Dazu gehört auch die bis zum Jahresende geplante Trennung von der Edelstahlsparte.
ÜBERKAPAZITÄTEN
ThyssenKrupp hatte zuletzt bei der Hauptversammlung am vergangenen Freitag auf Überkapazitäten beim Edelstahl vor allem in Europa hingewiesen. Der Edelstahlmarkt stehe vor einer Konsolidierung, hieß es. Anfang Dezember hatte das Unternehmen vor dem Hintergrund der schwierigen Situation auf dem Edelstahlmarkt eine Wertberichtigung 800 Millionen Euro vorgenommen. Zusammen mit einer Abschreibung von 2,1 Milliarden Euro auf das Stahlgeschäft in Übersee schlugen damit Abschreibungen von zusammen 2,9 Milliarden Euro zu Buche.
Nach Informationen der 'Rheinischen Post' soll ThyssenKrupp bei dem geplanten Edelstahlgiganten nur einen Minderheitsanteil anstreben. Dies schrieb das Blatt unter Berufung auf ranghohe Konzernkreise. Bisher war die ThyssenKrupp-Tochter mit 6,7 Milliarden Euro Umsatz Weltmarktführer. Das zusammengeschlossene Unternehmen käme auf 18.000 Mitarbeiter und mehr als zehn Milliarden Euro Umsatz./uta/jha/DP/jha/tw
ESSEN/KREFELD (dpa-AFX) - Deutschlands größter Stahlkonzern ThyssenKrupp
Am Finanzmarkt war die Reaktion insbesondere bei den Finnen deutlich: Outokumpu-Aktien sprangen um mehr als elf Prozent nach oben. Auch ThyssenKrupp-Papiere kletterten auf 21,285 Euro und machten damit ihren Dividendenabschlag von 0,45 Euro je Aktie mehr als wett. Aus Sicht von Equinet-Experte Stefan Freudenreich sind die Nachrichten eindeutig positiv. Angesichts des insgesamt schwachen Stahlmarktes und der Schwierigkeiten in den USA sei er aber weiterhin vorsichtig. Ein Zusammenschluss mit den Finnen sei das wahrscheinlichste Konsolidierungsszenario.
ARBEITNEHMERVERTRETER ALARMIERT
Die Arbeitnehmervertreter sind alarmiert. IG Metall und Betriebsräte befürchten massive Arbeitsplatzverluste in Deutschland. Kurzfristig könnten durch eine solche Edelstahl-Ehe bis zu 1.000 Arbeitsplätze an den Standorten Krefeld und Bochum in Gefahr geraten, sagte ein IG Metall-Sprecher am Montag in Düsseldorf.
Langfristig könnten nach Einschätzung von Arbeitnehmervertretern bis zu 2.500 Arbeitsplätze in Deutschland bedroht sein. Von weltweit 11.000 Mitarbeitern bei der ThyssenKrupp-Edelstahltochter Inoxum ist etwa jeder zweite in Deutschland beschäftigt. Das Unternehmen unterhält in Deutschland größere Standorte in Krefeld, Bochum, Düsseldorf-Benrath und im hessischen Dillenburg.
'VERTRAUEN BISHER GERING'
'Das Vertrauen der Belegschaft in einen Erwerber Outokumpu ist bisher gering', sagte der NRW-IG Metall Bezirksleiter Oliver Burkhard laut einer Mitteilung. Ohne rechtsverbindliche Zusagen für den Schutz der Mitarbeiter werde man einem Verkauf nicht zustimmen.
'Wer Werke schließt, bekommt mit uns richtig Ärger', kündigte Burkhard an. Bereits für den Montag kündigte die Gewerkschaft erste Proteste am Standort Krefeld an. Weitere Aktionen seien im Lauf der Woche geplant, hieß es.
VERSCHIEDENE MÖGLICHKEITEN
ThyssenKrupp bestätigte am Montag lediglich Gespräche mit Outokumpu. Es werde die Möglichkeit eines Zusammenschlusses geprüft, hieß es. Nach wie vor existierten aber verschiedene Möglichkeiten. Dazu gehörten ein Börsengang, eine Ausgründung und auch der Verkauf an einen Investor. Die 'Rheinische Post' hatte zuvor über die Pläne berichtet.
'Wir halten es derzeit für angemessen, uns alle drei Optionen offenzuhalten', heißt es in der Mitteilung des Stahlherstellers. ThyssenKrup hatte im vergangenen Jahr einen Milliardenverlust erlitten und steht mitten in einem weitreichenden Umbau des Konzerns. Dazu gehört auch die bis zum Jahresende geplante Trennung von der Edelstahlsparte.
ÜBERKAPAZITÄTEN
ThyssenKrupp hatte zuletzt bei der Hauptversammlung am vergangenen Freitag auf Überkapazitäten beim Edelstahl vor allem in Europa hingewiesen. Der Edelstahlmarkt stehe vor einer Konsolidierung, hieß es. Anfang Dezember hatte das Unternehmen vor dem Hintergrund der schwierigen Situation auf dem Edelstahlmarkt eine Wertberichtigung 800 Millionen Euro vorgenommen. Zusammen mit einer Abschreibung von 2,1 Milliarden Euro auf das Stahlgeschäft in Übersee schlugen damit Abschreibungen von zusammen 2,9 Milliarden Euro zu Buche.
Nach Informationen der 'Rheinischen Post' soll ThyssenKrupp bei dem geplanten Edelstahlgiganten nur einen Minderheitsanteil anstreben. Dies schrieb das Blatt unter Berufung auf ranghohe Konzernkreise. Bisher war die ThyssenKrupp-Tochter mit 6,7 Milliarden Euro Umsatz Weltmarktführer. Das zusammengeschlossene Unternehmen käme auf 18.000 Mitarbeiter und mehr als zehn Milliarden Euro Umsatz./uta/jha/DP/jha/tw