(neu: Aussagen der EU-Kommission sowie weitere Details zu den Zugeständnissen, Schlusskurs)
FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX) - Im Kampf um das Ja der EU-Wettbewerbsbehörde zur Megafusion von Deutscher Börse <63DU.ETR> und NYSE Euronext haben die beiden Marktbetreiber weitere Zugeständnisse gemacht. Zugleich verlängert sich dadurch die Prüfungsfrist der europäischen Kommission bis zum 9. Februar 2012, wie die beiden Konzerne am Dienstag in Frankfurt und New York mitteilten. Zuletzt war als Abschluss der Prüfung der 23. Januar genannt worden. Mitte November hatten die beiden Börsen darauf gehofft, ihren Zusammenschluss noch in diesem Jahr unter Dach und Fach zu bekommen. Die EU-Kommission bestätigte die Fristverlängerung. Die Sprecherin von EU-Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia betonte, dass noch keine Entscheidung gefallen sei.
Die zwei Platzhirsche unter den Börsen kämpfen derzeit an zwei Fronten: Neben der EU-Kommission hat auch die hessische Börsenaufsicht Bedenken gegen den milliardenschweren Deal. Dennoch rechnen die Unternehmen damit, den Fusionsprozess im ersten Quartal 2012 erfolgreich beenden zu können. Sollten bis dahin nicht alle Genehmigungen vorliegen, gilt die Fusion als gescheitert.
WEITERE ZUGESTÄNDNISSE IM DERIVATEHANDEL
Die EU-Kommission hatte Anfang Oktober insbesondere Bedenken beim Derivatehandel angemeldet, weshalb die zwei Börsenbetreiber für diesen Bereich nun weitere Zugeständnisse machen. Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX soll eine der beiden Börsen nun ihr gesamtes Derivategeschäft auf Einzelaktien abgeben. Derzeitiger Verhandlungsstand ist Finanzkreisen zufolge, dass die zur NYSE Euronext gehörende Terminbörse Liffe ihren Bereich veräußern soll. Dass die Eurex ihr Derivategeschäft auf Einzelaktien verkauft, wird zwar nicht ausgeschlossen, aber für unwahrscheinlich gehalten. Laut Analyst Philipp Hässler von Equinet wäre aber auch dies kein Beinbruch. 'Das täte zwar weh, wäre aber noch gut verkraftbar.' Zudem mache dieser Bereich bei beiden Unternehmen nur einen einstelligen Prozentsatz des Umsatzes aus.
Dem Käufer des Geschäftsbereichs soll zugleich die Möglichkeit eingeräumt werden, das Verrechnungs- und Abwicklungssystem Eurex-Clearing zu nutzen, erklärten die Unternehmen.
Aus Kreisen hieß es zudem, dass die beiden Börsen bereit seien, Wettbewerbern für eine deutlich höhere als bisher geplante Anzahl von Aktienindexderivaten und Zinsderivaten den Zugang zu ihrem Verrechnungs- und Abwicklungssystem zu ermöglichen. Die Ähnlichkeit der Produkte der Wettbewerber mit denen der neuen Megabörse dürfe deutlich höher sein als bisher zugestanden.
BEREITSCHAFT ZUR LIZENZVERGABE
Zu guter Letzt haben die beiden Marktbetreiber Unternehmensangaben zufolge inzwischen auch ihre Bereitschaft erklärt, Wettbewerbern, die Zinsderivate einführen wollen, eine Lizenz für das Eurex-Handelssystem der Deutschen Börse zu erteilen. Dies ermöglicht laut Analyst Christian Muschick von Silvia Quandt der Konkurrenz einen schnellen und leichten Markteintritt. Der Effekt für den neuen Börsenkonzern könnte allerdings 'spürbar negativ' sein. 'Dennoch', so meinte Muschick, 'hat die Lizensierung von Xetra dem Kassamarktgeschäft der Deutschen Börse bislang auch keinen Schaden zugefügt und das zeigt, dass Lizenzvereinbarungen nicht wertzerstörend sein müssen, sofern die Strukturen stimmen.'
DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr hatte weitere Zugeständnisse bereits erwartet. Er sieht zudem nur einen geringen Einfluss auf die gesamten Umsätze der neuen weltgrößten Börse. 'Die Auswirkungen dürften die Umsätze um weniger als fünf Prozent belasten.' Die Aktie der Deutschen Börse ging in einem schwächeren Gesamtmarkt um 1,77 Prozent höher bei 42,205 Euro aus dem Handel.
HESSISCHE BÖRSENAUFSICHT HAT EBENFALLS BEDENKEN
Eine Fusion um jeden Preis hatte der Chef der Deutschen Börse, Reto Francioni, am Wochenende erneut ausgeschlossen. Falls die Bedingung für ein Ja seitens der EU wäre, eine der beiden Terminbörsen, Eurex oder Liffe, zu verkaufen, 'dann würden signifikante Vorteile der Fusion fehlen', sagte Francioni in einem Interview.
Genehmigen die EU-Wettbewerbshüter den Zusammenschluss, ist die hessische Börsenaufsicht am Zug. Der hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) meldete jüngst allerdings 'börsenrechtliche Bedenken' an. Das Ministerium ist die zuständige Aufsichtsbehörde für den Handelsplatz und kann die Fusion untersagen, wenn sie die Fortentwicklung der Börse für gefährdet hält.
FURCHT VOR US-DOMINANZ
Der Minister hat Sorge, dass die Deutsche Börse nach einer Fusion zugunsten der NYSE Euronext ausgezehrt werden könnte. Als abschreckendes Beispiel wird die Übernahme der Pariser Euronext durch die NYSE im Jahr 2007 gesehen. Inzwischen gilt die Euronext als US-dominiertes Unternehmen. Nach den Fusionsplänen soll NYSE-Chef Duncan Niederauer Lenker der weltgrößten Börse werden, dafür stellen die Frankfurter zumindest vorerst die Mehrheit im wichtigen Verwaltungsrat./ck/mar/she
FRANKFURT/NEW YORK (dpa-AFX) - Im Kampf um das Ja der EU-Wettbewerbsbehörde zur Megafusion von Deutscher Börse <63DU.ETR> und NYSE Euronext
Die zwei Platzhirsche unter den Börsen kämpfen derzeit an zwei Fronten: Neben der EU-Kommission hat auch die hessische Börsenaufsicht Bedenken gegen den milliardenschweren Deal. Dennoch rechnen die Unternehmen damit, den Fusionsprozess im ersten Quartal 2012 erfolgreich beenden zu können. Sollten bis dahin nicht alle Genehmigungen vorliegen, gilt die Fusion als gescheitert.
WEITERE ZUGESTÄNDNISSE IM DERIVATEHANDEL
Die EU-Kommission hatte Anfang Oktober insbesondere Bedenken beim Derivatehandel angemeldet, weshalb die zwei Börsenbetreiber für diesen Bereich nun weitere Zugeständnisse machen. Nach Informationen der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX soll eine der beiden Börsen nun ihr gesamtes Derivategeschäft auf Einzelaktien abgeben. Derzeitiger Verhandlungsstand ist Finanzkreisen zufolge, dass die zur NYSE Euronext gehörende Terminbörse Liffe ihren Bereich veräußern soll. Dass die Eurex ihr Derivategeschäft auf Einzelaktien verkauft, wird zwar nicht ausgeschlossen, aber für unwahrscheinlich gehalten. Laut Analyst Philipp Hässler von Equinet wäre aber auch dies kein Beinbruch. 'Das täte zwar weh, wäre aber noch gut verkraftbar.' Zudem mache dieser Bereich bei beiden Unternehmen nur einen einstelligen Prozentsatz des Umsatzes aus.
Dem Käufer des Geschäftsbereichs soll zugleich die Möglichkeit eingeräumt werden, das Verrechnungs- und Abwicklungssystem Eurex-Clearing zu nutzen, erklärten die Unternehmen.
Aus Kreisen hieß es zudem, dass die beiden Börsen bereit seien, Wettbewerbern für eine deutlich höhere als bisher geplante Anzahl von Aktienindexderivaten und Zinsderivaten den Zugang zu ihrem Verrechnungs- und Abwicklungssystem zu ermöglichen. Die Ähnlichkeit der Produkte der Wettbewerber mit denen der neuen Megabörse dürfe deutlich höher sein als bisher zugestanden.
BEREITSCHAFT ZUR LIZENZVERGABE
Zu guter Letzt haben die beiden Marktbetreiber Unternehmensangaben zufolge inzwischen auch ihre Bereitschaft erklärt, Wettbewerbern, die Zinsderivate einführen wollen, eine Lizenz für das Eurex-Handelssystem der Deutschen Börse zu erteilen. Dies ermöglicht laut Analyst Christian Muschick von Silvia Quandt der Konkurrenz einen schnellen und leichten Markteintritt. Der Effekt für den neuen Börsenkonzern könnte allerdings 'spürbar negativ' sein. 'Dennoch', so meinte Muschick, 'hat die Lizensierung von Xetra dem Kassamarktgeschäft der Deutschen Börse bislang auch keinen Schaden zugefügt und das zeigt, dass Lizenzvereinbarungen nicht wertzerstörend sein müssen, sofern die Strukturen stimmen.'
DZ-Bank-Analyst Matthias Dürr hatte weitere Zugeständnisse bereits erwartet. Er sieht zudem nur einen geringen Einfluss auf die gesamten Umsätze der neuen weltgrößten Börse. 'Die Auswirkungen dürften die Umsätze um weniger als fünf Prozent belasten.' Die Aktie der Deutschen Börse ging in einem schwächeren Gesamtmarkt um 1,77 Prozent höher bei 42,205 Euro aus dem Handel.
HESSISCHE BÖRSENAUFSICHT HAT EBENFALLS BEDENKEN
Eine Fusion um jeden Preis hatte der Chef der Deutschen Börse, Reto Francioni, am Wochenende erneut ausgeschlossen. Falls die Bedingung für ein Ja seitens der EU wäre, eine der beiden Terminbörsen, Eurex oder Liffe, zu verkaufen, 'dann würden signifikante Vorteile der Fusion fehlen', sagte Francioni in einem Interview.
Genehmigen die EU-Wettbewerbshüter den Zusammenschluss, ist die hessische Börsenaufsicht am Zug. Der hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) meldete jüngst allerdings 'börsenrechtliche Bedenken' an. Das Ministerium ist die zuständige Aufsichtsbehörde für den Handelsplatz und kann die Fusion untersagen, wenn sie die Fortentwicklung der Börse für gefährdet hält.
FURCHT VOR US-DOMINANZ
Der Minister hat Sorge, dass die Deutsche Börse nach einer Fusion zugunsten der NYSE Euronext ausgezehrt werden könnte. Als abschreckendes Beispiel wird die Übernahme der Pariser Euronext durch die NYSE im Jahr 2007 gesehen. Inzwischen gilt die Euronext als US-dominiertes Unternehmen. Nach den Fusionsplänen soll NYSE-Chef Duncan Niederauer Lenker der weltgrößten Börse werden, dafür stellen die Frankfurter zumindest vorerst die Mehrheit im wichtigen Verwaltungsrat./ck/mar/she