MÜNCHEN/TOULOUSE (dpa-AFX) - Airbus (PARIS:AIR) (XETRA:AIRG) zieht angesichts der Pannenserie beim Militär-Transportflugzeug A400M die Reißleine. Der Chef des Militärflugzeuggeschäfts wird ausgewechselt und das Projekt gestrafft. Airbus-Konzernchef Tom Enders hatte Fehler eingeräumt und Konsequenzen angekündigt. Das A400M-Debakel bereitet Airbus schon seit Jahren Probleme. Die Bundeswehr hatte erst im Dezember nach jahrelanger Verzögerung ihren ersten Militärtransporter des Typs erhalten, für den das Bundesverteidigungsministerium 161 Mängel auflistet.
Zu den Konsequenzen zählt, dass die zentrale Qualitätssicherung der Rüstungssparte Defence & Space (D&S) eng an den industriellen Teil des A400M-Programms gekoppelt werden soll. Eine neue Abteilung soll den schnellen und direkten Kontakt zu den Kunden des Fliegers sicherstellen, wie Airbus D&S am Donnerstag mitteilte.
Erst am Mittwoch hatte sich Enders in London für die teuren Pannen entschuldigt. Personelle Folgen gibt es an der Spitze von Airbus Military. Der bisherige Chef, Domingo Ureña-Raso, gibt seinen Posten auf und wird andere Aufgaben bei Airbus übernehmen. Sein Nachfolger wird Fernando Alonso, der bei Airbus bisher für die Testflug-Programme der zivilen Flugzeugsparte verantwortlich ist.
Airbus Military ist unter dem Dach von D&S für die militärischen Flugzeugprogramme des Konzerns verantwortlich. D&S-Chef Bernhard Gerwert erläuterte die Schritte den Mitarbeitern in einem Brief, der der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Darin räumt der Manager ein, dass man hinter dem Zeitplan liege. Er appellierte an seine Mannschaft, alles zu tun, um das Programm wieder in die Spur zu bringen.
Noch keine Angaben machte Airbus über die finanziellen Folgen der Verzögerungen und des Programmumbaus. Die Prüfungen dazu liefen noch. Ergebnisse sollten zur Vorlage der Jahresbilanz des Konzerns am 27. Februar in München vorliegen.
Enders hatte vor Politikern in London erklärt, Airbus habe beim A400M nicht die Leistung abgeliefert, die man sich gewünscht habe. Erst im Dezember hatte Airbus die erste Maschine mit vier Jahren Verzögerung an die Bundeswehr ausgeliefert. Statt der ursprünglich kalkulierten Kosten von 125 Millionen Euro verteuerte sich der Flieger inzwischen auf 175 Millionen Euro pro Stück. Kunden sind neben Deutschland auch die französische, die britische und die türkische Luftwaffe.
Auch der Chef der Sparte Defence & Space unter deren Dach Airbus das gesamte Militär und Raumfahrtgeschäft gebündelt hat, entschuldigte sich bei den Kunden. Die Probleme würden nun rigoros angegangen. "Und wir werden unser bestes tun, um sie zu überwinden", schrieb Gerwert in dem Brief an die Mitarbeiter.
Und zu tun gibt es eine Menge. Allein das Verteidigungsministerium in Berlin hat an der ersten A400M der Luftwaffe 161 Mängel aufgelistet. Darunter ist auch die reduzierte Belastbarkeit der Laderampe. Noch immer offen ist, wann die nächsten A400M an die Bundeswehr ausgeliefert werden. Für dieses Jahr sind eigentlich fünf Maschinen geplant. Im Verteidigungsausschuss des Bundestags und bei der Bundeswehr rechnet man aber nur noch mit ein bis drei Exemplaren.