ROUNDUP: Einstieg der Reederei MSC bei der HHLA unter Dach und Fach

Veröffentlicht am 15.11.2024, 15:23
HHFGn
-

HAMBURG (dpa-AFX) - Rund 14 Monate nach Unterzeichnung eines ersten Vorvertrags ist der umstrittene Einstieg der weltgrößten Reederei MSC beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA endgültig unter Dach und Fach. Als letzte Instanz habe auch die ukrainische Fusionskontrollbehörde grünes Licht gegeben, womit nun sämtliche Vollzugsbedingungen erfüllt seien, teilten die Hamburger Hafen (ETR:HHFGn) und Logistik AG (HHLA) und der Senat mit. Die Zustimmung der ukrainischen Behörden war notwendig, weil die HHLA in Odessa ein Containerterminal betreibt. Zuvor hatten unter anderem bereits die Europäische Kommission und die Hamburgische Bürgerschaft dem Deal zugestimmt.

Hamburgs rot-grüner Senat möchte die Reederei Mediterranean Shipping Company (MSC) an Bord holen, um die HHLA und den Containerumschlag zu stabilisieren. Die Stadt soll dabei 50,1 Prozent und MSC 49,9 Prozent an dem Unternehmen halten. Bislang gehörten der Stadt rund 70 Prozent, der Rest war in Streubesitz. Die HHLA kündigte an, das MSC-Tochterunternehmen Port of Hamburg Beteiligungsgesellschaft SE werde nun den Angebotspreis von 16,75 Euro je A-Aktie an jene HHLA-Aktionäre zahlen, die ihre Aktien im Rahmen des öffentlichen Übernahmeangebots angedient hatten.

MSC will Umschlag auf eine Million Standardcontainer fast verdoppeln

Im Gegenzug zur HHLA-Beteiligung will die weltgrößte Reederei mit Sitz in Genf ihr Ladungsaufkommen an den HHLA-Terminals vom kommenden Jahr an erhöhen und bis 2031 auf eine Million Standardcontainer (TEU) pro Jahr fast verdoppeln. Daneben will das Unternehmen der italienischen Reederfamilie Aponte in Hamburg eine neue Deutschlandzentrale bauen und zusammen mit der Stadt das HHLA-Eigenkapital um 450 Millionen Euro aufstocken.

Die HHLA gilt als das Herz des Hamburger Hafens. An ihren drei Containerterminals - Tollerort, Altenwerder und Burchardkai - wurden im vergangenen Jahr rund 5,9 Millionen Standardcontainer (TEU) umgeschlagen. Das entspricht rund 77 Prozent des Hamburger Gesamtumschlags von etwa 7,7 Millionen TEU. Zudem ist die HHLA mit ihren knapp 6.800 Beschäftigten unter anderem engagiert bei Terminals in Odessa, im italienischen Triest sowie im estnischen Hafen Muuga.

HHLA erwirtschaftet im dritten Quartal 9,9 Millionen Euro Gewinn

Im dritten Quartal konnte die HHLA ihr Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) im Vergleich zum Vorjahreszeitraum nach eigenen Angaben um 36,1 Prozent auf 34,4 Millionen Euro steigern. Der Gewinn lag unterm Strich bei 9,9 Millionen Euro. Ende Oktober hatte das Unternehmen die Prognose für das Geschäftsjahr 2024 erhöht. Der Konzern erwartet ein Ebit von 125 bis 145 Millionen Euro.

MSC-Chef Soren Toft sagte, er freue sich, dass die Transaktion nun unmittelbar vor einem erfolgreichen Abschluss stehe. "Gemeinsam mit der Stadt Hamburg als Mehrheitseigentümerin werden wir die HHLA und den Hamburger Hafen dabei unterstützen, wieder auf Wachstumskurs zu kommen." Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) versicherte erneut, dass die HHLA auch bei einem Einstieg von MSC weiterhin für alle Kunden des Hamburger Hafens verlässliche Dienstleistungen erbringen werde.

Finanzsenator mahnt: Deal respektieren

Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) betonte: "Alles ist umfassend geprüft, diskutiert und abgewogen." Zentrale Verabredungen seien vertraglich fixiert worden, darunter die Mitbestimmung der Beschäftigten. Gleichzeitig mahnte er: "Im Interesse des Hamburger Hafens sollten wir alle gemeinsam die demokratisch getroffene Entscheidung respektieren und der Partnerschaft im Sinne von Wertschöpfung und Arbeitsplätzen viel Erfolg wünschen."

Das Geschäft ist nämlich nach wie vor heftig umstritten. So sind etwa die Gewerkschaft Verdi und Hafenarbeiter strikt gegen den Deal. Aus Verdi-Sicht sind nicht nur Arbeitsplätze bei der HHLA in Gefahr, sondern auch bei weiteren Hafenunternehmen wie dem Gesamthafenbetrieb und den Lasch-Betrieben. Zudem erhalte MSC durch das Geschäft faktisch weitgehende Vetorechte. Auch Sachverständige hatten in Expertenanhörungen vor dem Deal gewarnt, sprachen unter anderem von einem "historischen Fehler".

Aktuelle Kommentare

Installieren Sie unsere App
Risikohinweis: Beim Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen bestehen erhebliche Risiken, die zum vollständigen oder teilweisen Verlust Ihres investierten Kapitals führen können. Die Kurse von Kryptowährungen unterliegen extremen Schwankungen und können durch externe Einflüsse wie finanzielle, regulatorische oder politische Ereignisse beeinflusst werden. Durch den Einsatz von Margin-Trading wird das finanzielle Risiko erhöht.
Vor Beginn des Handels mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen ist es wichtig, die damit verbundenen Risiken vollständig zu verstehen. Es wird empfohlen, sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten zu lassen.
Fusion Media weist darauf hin, dass die auf dieser Website bereitgestellten Kurse und Daten möglicherweise nicht in Echtzeit oder vollständig genau sind. Diese Informationen werden nicht unbedingt von Börsen, sondern von Market Makern zur Verfügung gestellt, was bedeutet, dass sie indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sein können. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für Handelsverluste, die durch die Verwendung dieser Daten entstehen können.
Die Nutzung, Speicherung, Vervielfältigung, Anzeige, Änderung, Übertragung oder Verbreitung der auf dieser Website enthaltenen Daten ohne vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenproviders ist untersagt. Alle Rechte am geistigen Eigentum liegen bei den Anbietern und/oder der Börse, die die Daten auf dieser Website bereitstellen.
Fusion Media kann von Werbetreibenden auf der Website aufgrund Ihrer Interaktion mit Anzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.
Im Falle von Auslegungsunterschieden zwischen der englischen und der deutschen Version dieser Vereinbarung ist die englische Version maßgeblich.
© 2007-2025 - Fusion Media Limited. Alle Rechte vorbehalten.