FRANKFURT (dpa-AFX) - Neue Sanktionen gegen Russland haben den deutschen Aktienmarkt am Donnerstag belastet. Dem stehen aber positiv aufgenommene Unternehmenszahlen gegenüber, so dass sich die Indizes nach schwächerem Start in Richtung Vortagesschluss erholen. Der Dax F:DAX reduzierte seine Verluste im frühen Verlauf auf minus 0,20 Prozent auf 9840,01 Punkte. Der MDax F:MDAX kletterte mit 0,05 Prozent ins Plus auf 16 481,08 Punkte. Der TecDax F:TDXP fiel um 0,57 Prozent auf 1261,32 Punkte. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 F:SX5E verlor zuletzt 0,38 Prozent auf 3190,80 Punkte.
Händler Markus Huber vom Londoner Broker Peregrine & Black zufolge fallen die Strafmaßnahmen in der Ukraine-Krise schärfer aus als zuvor erwartet. Hinzu komme Unsicherheit um die künftige Zinspolitik der US-Notenbank. Notenbankchefin Janet Yellen und der Chef der regionalen Notenbank von Dallas, Richard Fisher, hätten sich mit Aussagen zum möglichen Timing der ersten Leitzinserhöhung widersprüchlich geäußert. Der zunächst spärlich besetzte Konjunkturkalender gibt dem Markt keine Impulse. Dafür rückt die Berichtssaison stärker in den Fokus, die hierzulande am Morgen von SAP F:SAP eingeläutet wurde. In den USA bleiben Analyst Christian Schmidt von der Helaba zufolge ebenfalls die US-Quartalsberichte unter anderem von Google und IBM im Fokus. Am Nachmittag stehen auch Daten vom Immobilienmarkt, sowie die wöchentlichen Anträge auf Arbeitslosenhilfe und der Philly Fed Index an.
SAP NACH ZAHLEN SPITZE, VW GERATEN UNTER DRUCK
SAP-Aktien F:SAP sprangen nach der Quartalsbilanz des Softwareherstellers mit plus 4,02 Prozent auf 60,33 Euro an die Dax-Spitze. "Die Zahlen zum zweiten Quartal und auch der Ausblick sind mehr oder weniger wie erwartet ausgefallen", sagte ein Händler. Nach den jüngsten Enttäuschungen in der Branche, wie erst am Dienstag durch die gesenkten Prognosen der Software AG F:SOW, ist aus seiner Sicht eine Kurserholung bei den Walldorfern gerechtfertigt. Auch Analysten wie Richard Nguyen von der Societe Generale reagierten positiv auf die Bilanz. Ein Börsianer sprach von einer Einstiegsgelegenheit. SAP habe es auch sehr gut geschafft, den negativen Währungseffekten die Stirn zu bieten.
Ein Bericht des "Manager Magazins" schickte die Vorzüge von Volkswagen (VW) F:VOW3 dagegen mit minus 1,64 Prozent auf 186 Euro ans Dax-Ende. Wie das Magazin berichtet, hat der Wolfsburger Autobauer Interesse an einer Übernahme der italienischen Fiat. Auf Großaktionärsebene fänden bereits Gespräche statt, hieß es. In einer Integration von Fiats Chrysler sieht Volkswagen dem Bericht zufolge einen möglichen Lösungsansatz für die eigenen US-Probleme. Einem Händler zufolge dürfte ein solches neues Großprojekt zusätzlich zu den bereits bestehenden Baustellen VW belasten.
Auch die Versorger RWE F:RWE und Eon (ETR:EOAN) zählten mit Kursverlusten von ein bis anderthalb Prozent zu den Verlierern. Neben Gewinnmitnahmen werden die Papiere in erster Linie von den Sorgen um die Russland-Sanktionen betroffen, sagte ein Händler. Denn bei einer weiteren Eskalation könnten die Schwierigkeiten mit der Gasversorgung größer werden. Im MDax rutschten Metro-Titel F:MEO aufgrund ihres Russlandgeschäfts mit minus 1,88 Prozent ans Ende.