FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Dax F:DAX hat am Donnerstag nach positiv aufgenommenen Aussagen der US-Notenbank Fed zur Zinspolitik die Marke von 10 000 Punkten zurückerobert. In einem wegen des Fronleichnam-Feiertages ruhigen Handel gewann der deutsche Leitindex bis zum Schluss 0,74 Prozent auf 10 004,00 Punkte. Im Verlauf hatte sich das Börsenbarometer bis auf rund zehn Punkte seinem Rekordhoch bei 10 033 Zählern genähert. Der MDax F:MDAX kletterte um 0,38 Prozent auf 17 007,88 Punkte nach oben und der TecDax F:TDXP stieg um 0,57 Prozent auf 1327,83 Punkte.
Die Fed sieht nach dem wetterbedingt schwachen Jahresauftakt eine Erholung der US-Wirtschaft und eine weitere Verbesserung am Arbeitsmarkt. Fed-Chefin Janet Yellen bekräftigte zudem, dass der Leitzins nach dem Ende der konjunkturstützenden Anleihekäufe für eine beachtliche Zeit niedrig bleiben werde. Allein die Aussicht auf eine längere Beibehaltung der Niedrigzinspolitik habe gereicht, um am Markt die kleinen Anzeichen von Nervosität der letzten Tage verfliegen zu lassen, sagte Analyst Jens Klatt von DailyFX. Die Lage im Irak und der Ukraine bleibe zwar angespannt. Dies spiele bei Investoren aktuell aber kaum eine Rolle.
Zudem warf Börsianern zufolge bereits der große Verfall an den Terminbörsen am Freitag seine Schatten voraus. Am sogenannten "Hexensabbat" laufen Optionen und Futures auf Aktien und Aktienindizes aus. Überraschende Kursschwankungen sind dann nicht ungewöhnlich.
RWE UND EON WEITER MIT RÜCKENWIND
An der Spitze des Dax stand wie bereits zur Wochenmitte RWE (ETR:RWE). Die Titel des Versorgers gewannen 2,50 Prozent, gefolgt von Eon (ETR:EOAN) mit einem Aufschlag von 2,16 Prozent. Nach einer langen Durststrecke verbesserte sich die Stimmung für die Papiere der Energiekonzerne in den vergangenen Monaten spürbar. Zuletzt mehrten sich auch positivere Analysteneinschätzungen. Im bisherigen Jahresverlauf zählen beide Titel zu den größten Gewinnern im deutschen Leitindex.
Die BMW (ETR:BMW)-Aktien verteuerten sich um 1,38 Prozent. Der Autobauer will in den kommenden Jahren seine Kosten weiter deutlich senken, plant aber kein Milliardensparprogramm. Siemens F:SIE-Aktien legten um gut ein Prozent zu, obwohl der Rivale General Electric (ETR:GEC) F:GE bei seinem Gebot für den französischen Industriekonzern Alstom (FSE:AOM) (PSE:PALO) nachbesserte. Erst am Montag hatte Siemens zusammen mit der japanischen Mitsubishi Heavy Industries ein Gegenangebot gemacht.
LUFTHANSA BLEIBT UNTER DRUCK
Nach unten ging es hingegen für die Titel der Lufthansa (ETR:LHA). Sie fielen um gut ein halbes Prozent, nachdem sie ihre jüngste Talfahrt zur Wochenmitte zunächst unterbrochen hatten. Die Aktien der Fluggesellschaft stehen seit einer Gewinnwarnung in der Vorwoche stark unter Druck. Zusätzlich belastet der wegen der Krise im Irak gestiegene Ölpreis.
Bei den Aktionären des Biotech-Unternehmens Evotec (ETR:EVT) sorgte ein Erfolg in der Forschungsallianz mit dem Pharmaunternehmen Boehringer Ingelheim, der eine hohe Zahlung auslöst, für gute Laune. Für die Titel ging es um fast zwei Prozent nach oben. Die Anteilsscheine von Qiagen (ETR:QIA) gewannen nach der Zulassung eines weiteren Viren-Diagnosetests in den USA rund ein Prozent. Tagessieger im TecDax waren aber die Titel von Compugroup Medical (ETR:COP), die um mehr als neun Prozent nach oben schossen.
KURS DES EURO ZIEHT NACH FED-AUSSAGEN AN
Der EuroStoxx 50 (DJX:SX5E) als Leitindex der Eurozone stieg um 1,09 Prozent auf 3314,80 Punkte. Der Cac 40 in Paris und der Londoner FTSE 100 (ISE:UKX) legten ebenfalls zu. Am US-Aktienmarkt stand der Leitindex Dow Jones Industrial (DJI:DJI) zum europäischen Börsenschluss moderat tiefer.
Am Rentenmarkt fiel die Umlaufrendite börsennotierter Bundeswertpapiere von 1,12 Prozent am Vortag auf 1,08 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,15 Prozent auf 136,04 Punkte. Der Bund Future rückte um 0,35 Prozent auf 146,15 Punkte vor. Der Kurs des Euro stieg. Die Europäische Zentralbank setzte den Referenzkurs auf 1,3620 (Mittwoch: 1,3563) Dollar fest. Der Dollar kostete damit 0,7342 (0,7373) Euro.
---- Von Michael Schilling, dpa-AFX ----