BERLIN (dpa-AFX) - Der Frauenanteil in den Führungsetagen ist im vergangenen Jahr überdurchschnittlich stark gewachsen. Dennoch sind Frauen dort weiter klar in der Minderheit: Sie halten nun knapp jedes fünfte Aufsichtsratsmandat und gut jeden zwanzigsten Vorstandsposten in den 200 größten deutschen Unternehmen, wie aus Zahlen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) hervorgeht. "Die Spitzengremien bleiben Männerdomänen", kritisierte Forschungsdirektorin Elke Holst.
Konkret lag der Frauenanteil in den Vorständen Ende 2014 bei 5,4 Prozent und damit einen Prozentpunkt höher als ein Jahr zuvor, in den Aufsichtsräten wuchs er um 3,3 Prozentpunkte auf 18,4 Prozent. Frauen sind heute mehr als vier Mal so stark in Vorständen vertreten wie bei der ersten Auflage des DIW-"Managerinnen-Barometers" für 2006, in Aufsichtsräten haben sie ihren Anteil mehr als verdoppelt.
Holst hält das Wachstum aber für zu langsam. "Es ist ein Ritt auf der Schnecke." Gehe es im Tempo der vergangenen drei Jahre weiter, seien Männer und Frauen in Aufsichtsräten erst in 15 Jahren gleich vertreten, in Vorständen in 56 Jahren. Nur wenige Unternehmen erfüllten die geplante gesetzliche Frauenquote.
Die Bundesregierung will 2016 eine "Geschlechterquote" von 30 Prozent in Aufsichtsräten börsennotierter Unternehmen einführen, sie beträfe nach DIW-Angaben 108 Unternehmen. Rund 3500 Unternehmen müssen demnach Zielgrößen selbst festlegen.
Nicht berücksichtigt wurde in den Top 200 der Finanzsektor, den das Institut gesondert untersuchte. Bei Banken und Versicherungen sind Frauen etwas stärker in der Vorständen vertreten, dort sind aber auch die meisten Beschäftigten Frauen. Vergleichsweise gut stehen nach der Untersuchung die 30 Dax (DAX)-Konzerne da, doch auch bei ihnen bleiben Vorständinnen und Aufsichtsrätinnen in der Minderheit. Deutlich aufgeholt haben Frauen in den bundeseigenen Unternehmen.