Berlin (Reuters) - In der großen Koalition gibt es Forderungen, in bestimmten Handwerksberufen den Meisterbrief wieder zur Voraussetzung für eine selbstständige Tätigkeit zu machen.
Der stellvertretende Unions-Fraktionschef Carsten Linnemann nannte in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" die Abschaffung der Meisterpflicht in Dutzenden Handwerksberufen im Jahr 2004 einen Fehler. "Die Qualität der Arbeit hat sich in diesen Gewerken teilweise deutlich verschlechtert, außerdem wird weniger Nachwuchs ausgebildet, sagte der Vorsitzende der Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung von CDU und CSU (MIT). Auch der SPD-Fraktionsvize Sören Bartol dringt auf eine Änderung der Handwerksordnung.
Die Kunden müssten die Sicherheit haben, dass der bestellte Handwerker auch wirklich eine gut ausgebildete Fachkraft sei, sagte Barthol der FAZ laut Vorabbericht vom Montag. Er erwarte von Wirtschaftsminister Peter Altmaier einen Vorschlag, wie man die Handwerksordnung ändern könne, ohne vor dem Bundesverfassungsgericht und bei der Europäischen Kommission zu scheitern. "Wenn da weiter nichts kommt, müssen wir im Bundestag aktiv werden", kündigte er an.
Zum 1. Januar 2004 hatte die damalige rot-grüne Bundesregierung für 53 der 94 Handwerksberufe die Meisterpflicht abgeschafft. Nach den Zahlen des Zentralverbands des deutschen Handwerks (ZDH) hat sich in diesen Gewerken die Zahl der Betriebe seitdem deutlich erhöht, während die Zahl der Auszubildenden gesunken ist. Viele der neuen Betriebsinhaber sind sogenannte Solo-Selbständige ohne Angestellte, was der Verband kritisch sieht. "Viele Solo-Selbständige verschwinden schnell wieder vom Markt, im Bereich Bau- und Ausbau oft schon innerhalb der fünfjährigen Gewährleistungsfrist", sagte ZDH-Generalsekretär Holger Schwannecke der Zeitung. Laut FAZ hat der Verband zwei Gutachten in Auftrag gegeben, die prüfen sollen, wie sich die Wiedereinführung der Meisterpflicht verfassungsrechtlich und ökonomisch begründen ließe. OLDEDOM Reuters Germany Online Report Domestic News 20180723T174056+0000