MOSKAU (dpa-AFX) - Russland hat aus Sicht von Sberbank-Chef German Gref Reformen zu lange hinausgezögert. An der Wirtschaftskrise seien nicht nur niedrige Ölpreise und westliche Sanktionen schuld, sagte der Vorstandsvorsitzende der größten russischen Bank der Deutschen Presse-Agentur in Moskau. "Das Wichtigste wäre, dass die Staatsmacht sich selbst reformiert und effektiver wird", erklärte der frühere Wirtschaftsminister. Die Krise produziere dafür den nötigen Druck.
"Wir brauchen eine Diversifizierung der Wirtschaft, um die Abhängigkeit von Öl und Gas zu verringern", betonte Gref. Russland müsse auch eine Antwort auf den Aufschwung der erneuerbaren Energien finden, die immer konkurrenzfähiger würden. Der Bedarf an Öl und Gas werde nicht schwinden, diese Rohstoffe müssten aber veredelt werden. Die Sberbank leide zwar unter der Krise und den westlichen Finanzsanktionen. Sie habe aber gelernt, damit zu leben, sagte Gref. Er war von 2000 bis 2007 unter Präsident Wladimir Putin Minister für wirtschaftliche Entwicklung und Handel. Dann wechselte er an die Spitze der staatlich kontrollierten Geschäftsbank.