- von Jeff Mason und Steve Holland und Roberta Rampton
Washington (Reuters) - US-Präsident Donald Trump macht sich nach eigenen Worten keine Sorgen über ein drohendes Amtsenthebungsverfahren.
"Es ist schwierig, jemanden anzuklagen, der nichts falsch gemacht hat und der den größten Wirtschaftsboom in der Geschichte unseres Landes geschaffen hat", sagte Trump der Nachrichtenagentur Reuters am Dienstag in einem Interview im Weißen Haus. "Ich bin nicht beunruhigt, nein. Ich denke, dass die Leute rebellieren würden, wenn das passieren würde." Zu der mit Spannung erwarteten Kür eines neuen Stabschefs für das Weiße Haus sagte Trump, er habe zehn bis zwölf Kandidaten zur Auswahl. Er könne den Posten rasch besetzen, wenn er wolle. Aber er sei nicht in Eile. Das Verhältnis Trumps zu seinem bisherigen Stabschef John Kelly ist zerrüttet, Kelly soll zum Jahresende ausscheiden.
"Ich habe mindestens zehn, zwölf Leute, die den Posten unheimlich gern hätten", sagte Trump. "Es sind tolle Leute, und ich werde meine Wahl treffen." Der als erzkonservativ geltende Abgeordnete aus dem Bundesstaat North Carolina, der Republikaner Mark Meadows, sei ein super Typ. Dies treffe aber auch auf seinen früheren Wahlkampfberater Dave Bossie zu, der ebenfalls auf der Kandidatenliste stehe. Trump ließ nicht erkennen, wer sein Favorit ist.
"Jeder will den Posten. Wer will nicht zu den wenigen Spitzenleuten in Washington gehören?" fragte der Präsident. "Ihr drei würdet den Job doch auch nehmen", sagte er mit Blick auf die drei Journalisten, die ihn interviewten. "Ich habe so viele Kandidaten, dass ich gar nicht mit allen Bewerbungsgespräche führen kann." Er sei auf der Suche nach jemandem, mit dem er wirklich gut auskomme. "Jemand, der ähnliche Ideen hat wie ich. Der sich hinter meine Ideen stellt und ihre Verwirklichung vorantreibt. Das heißt nicht, dass diese Ideen nicht hinterfragt werden können", erklärte Trump. "Die Leute wären überrascht, das zu hören, aber ich mag es, hinterfragt zu werden."
Mehrere Spitzendemokraten sehen nach den jüngsten Anschuldigungen gegen Trump wegen Schweigegeldzahlungen an angebliche Geliebte Chancen auf ein Amtsenthebungsverfahren oder gar eine Haftstrafe für den US-Präsidenten. Trump sagte dagegen, dass sein ehemaliger Anwalt Michael Cohen mit den Zahlungen vor den Wahlen 2016 nicht gegen Gesetze zur Wahlkampffinanzierung verstoßen habe.
TRUMP STELLT SICH ERNEUT HINTER BIN SALMAN
Im Streit über den Umgang mit Saudi-Arabien nach der Ermordung des regimekritischen Journalisten Jamal Khashoggi stellte sich Trump erneut hinter den umstrittenen Kronprinzen Mohammed bin Salman: "Er ist der Anführer von Saudi-Arabien." Das Land sei ein sehr guter Verbündeter. Auf die Nachfrage, ob dies heiße, dass er weiter zum Kronprinzen halte, sagte er, derzeit sei dies sicherlich so. Zu Vorwürfen, bin Salman habe die Ermordung des Journalisten angeordnet, wollte sich Trump nicht direkt äußern. Der US-Senat erwägt, noch in dieser Woche eine Resolution zu verabschieden, in der der Kronprinz wegen der Verwicklung in den Mord verurteilt werden soll. Sollte das im Kongress durchgehen, könnte Trump dagegen sein Veto einlegen.
Im Reuters-Interview sagte Trump, er setze darauf, dass die Senatoren keinen Stopp der Waffengeschäfte mit Saudi-Arabien wollten. "Ich hoffe wirklich, dass die Leute nicht vorschlagen werden, dass wir nicht Hunderte von Milliarden Dollar nehmen", betonte er. Dieses Geld würde ansonsten von Russland und China "abgeschöpft". Khashoggi, ein Kritiker bin Salmans, war Anfang Oktober im Konsulat seines Landes in Istanbul getötet worden.