DAVOS (dpa-AFX) - Die Spannungen in der Eurozone spielen auch auf dem alljährlichen Weltwirtschaftsforum (WEF) im Schweizer Ski- und Kurort Davos die erste Geige. Bevor die deutsche Kanzlerin Angela Merkel am Mittwoch das 42. Treffen internationaler Top-Manager und Wirtschaftsexperten eröffnet, halten die Verhandlungen über einen griechischen Schuldenschnitt in Athen die Finanzmärkte in Atem.
Fünf Tage lang will die globale Machtelite in exklusiven Panels Status Quo und Perspektiven der Weltwirtschaft diskutieren. Die Gästeliste ist auch in diesem Jahr prominent besetzt: Neben Kanzlerin Merkel werden Finanzminister Wolfgang Schäuble sowie seine französischen und US-Pendants Francois Baroin und Timothy Geithner erwartet. Zudem geben sich mit Mario Draghi, Christine Lagarde und Robert Zoellick die Spitzen der Europäischen Zentralbank sowie des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank die Ehre. Insgesamt reisen Staats- und Regierungschefs aus fast 40 Staaten an, 19 der G20-Staaten sind repräsentiert. Alle G8-Finanzminister kommen, ebenso 1.600 Wirtschaftsführer. 1.000 Mitgliedsunternehmen des WEF sind präsent.
Dabei erfasst die globale Verunsicherung auch das Jahrestreffen der Mächtigen und Reichen. Schuldenkrisen und politische Umwälzungen erweckten 'den Eindruck eines globalen Burnout-Syndroms', sagt WEF-Präsident Klaus Schwab. Die Welt im Umbruch benötige Reformideen, brauche neue Modelle für zeitgemäße Führung in Politik und Wirtschaft. Schwabs Diagnose der aktuellen Lage fällt ernüchternd aus: 'Wir haben die Lektionen aus der Finanzkrise von 2009 nicht gelernt. Wir sind überschuldet. Wir haben Zukunftsinvestitionen vernachlässigt, wir haben den sozialen Zusammenhalt geschwächt, und wir laufen Gefahr, das Vertrauen künftiger Generationen vollständig zu verlieren.'
Tatsächlich stehen die Zeichen - zumindest in der europäischen Schuldenkrise - seit Jahreswechsel trotz eines Rundumschlags der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) eher auf Entspannung: Die großen Krisenländer Italien und Spanien wurden in ihrer Kreditwürdigkeit zwar weiter herabgestuft, hatten bislang aber dennoch kaum Probleme, ihren Finanzbedarf an den Kapitalmärkten zu stillen. Auch bei den Anleiherenditen, Gradmesser für das Vertrauen der Investoren in die Bonität eines Schuldners, verzeichneten sie zuletzt deutliche Rückgänge. Frankreich scheint den Verlust seines S&P-Top-Ratings bis jetzt ebenfalls gut verdaut zu haben und konnte sich zuletzt sogar zu deutlich geringeren Kosten refinanzieren.
Dennoch dürfte sich der Optimismus bei den Top-Entscheidern in Davos in Grenzen halten. Zu groß sind der Mittelbedarf Italiens im ersten Quartal und die Befürchtungen eines weltweiten konjunkturellen Abschwungs, zu gering das Vertrauen in das bisherige Krisenmanagement, um sich vom stressfreien Jahresauftakt am Finanzmarkt blenden zu lassen. Zudem sorgt das pleitebedrohte Griechenland bereits seit Tagen für neue Nervosität. Der Schuldenschnitt des unter dem Euro-Rettungsschirm stehenden Landes wird zur Zitterpartie, damit steht der gesamte Sanierungsplan auf dem Spiel.
Die Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Notenbanken müssen sich außerdem mit dem Umstand auseinandersetzen, dass ihnen selbst angesichts der Schuldenkrise immer größeres Misstrauen entgegenschlägt. Das legt zumindest die neueste Auflage des alljährlich auf dem WEF veröffentlichten Edelman-Trust-Barometer nahe. Vor dem Hintergrund der finanziellen und politischen Verwerfungen im vergangenen Jahr werde die Schuld vor allem bei den Regierungen und Wirtschaftsvertretern gesucht, so das Ergebnis der Umfrage unter je 1.000 Bürgerinnen und Bürgern aus 25 Ländern.
Das Misstrauen in der Bevölkerung hat demnach bedenkliche Ausmaße erreicht: So schrumpfte das Vertrauen in Vorstandschefs gegenüber dem Vorjahr um 12 Punkte auf 38 Prozent und verbuchte damit den stärksten Rückgang seit drei Jahren. Noch kritischer werden Regierungsvertreter betrachtet: Mit einem Vertrauenswert von lediglich 29 Prozent genießen sie die geringste Glaubwürdigkeit im Ranking.
Kein Wunder also, dass WEF-Schirmherr Schwab neue Denker fordert und konstatiert, dass 'der Kapitalismus in der bisherigen Form nicht länger zu unserer Welt' passt. 'Lassen Sie uns Lösungen suchen', lautet sein Arbeitsauftrag an die Weltwirtschaftselite./hbr/mda/bgf
Fünf Tage lang will die globale Machtelite in exklusiven Panels Status Quo und Perspektiven der Weltwirtschaft diskutieren. Die Gästeliste ist auch in diesem Jahr prominent besetzt: Neben Kanzlerin Merkel werden Finanzminister Wolfgang Schäuble sowie seine französischen und US-Pendants Francois Baroin und Timothy Geithner erwartet. Zudem geben sich mit Mario Draghi, Christine Lagarde und Robert Zoellick die Spitzen der Europäischen Zentralbank sowie des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank die Ehre. Insgesamt reisen Staats- und Regierungschefs aus fast 40 Staaten an, 19 der G20-Staaten sind repräsentiert. Alle G8-Finanzminister kommen, ebenso 1.600 Wirtschaftsführer. 1.000 Mitgliedsunternehmen des WEF sind präsent.
Dabei erfasst die globale Verunsicherung auch das Jahrestreffen der Mächtigen und Reichen. Schuldenkrisen und politische Umwälzungen erweckten 'den Eindruck eines globalen Burnout-Syndroms', sagt WEF-Präsident Klaus Schwab. Die Welt im Umbruch benötige Reformideen, brauche neue Modelle für zeitgemäße Führung in Politik und Wirtschaft. Schwabs Diagnose der aktuellen Lage fällt ernüchternd aus: 'Wir haben die Lektionen aus der Finanzkrise von 2009 nicht gelernt. Wir sind überschuldet. Wir haben Zukunftsinvestitionen vernachlässigt, wir haben den sozialen Zusammenhalt geschwächt, und wir laufen Gefahr, das Vertrauen künftiger Generationen vollständig zu verlieren.'
Tatsächlich stehen die Zeichen - zumindest in der europäischen Schuldenkrise - seit Jahreswechsel trotz eines Rundumschlags der Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) eher auf Entspannung: Die großen Krisenländer Italien und Spanien wurden in ihrer Kreditwürdigkeit zwar weiter herabgestuft, hatten bislang aber dennoch kaum Probleme, ihren Finanzbedarf an den Kapitalmärkten zu stillen. Auch bei den Anleiherenditen, Gradmesser für das Vertrauen der Investoren in die Bonität eines Schuldners, verzeichneten sie zuletzt deutliche Rückgänge. Frankreich scheint den Verlust seines S&P-Top-Ratings bis jetzt ebenfalls gut verdaut zu haben und konnte sich zuletzt sogar zu deutlich geringeren Kosten refinanzieren.
Dennoch dürfte sich der Optimismus bei den Top-Entscheidern in Davos in Grenzen halten. Zu groß sind der Mittelbedarf Italiens im ersten Quartal und die Befürchtungen eines weltweiten konjunkturellen Abschwungs, zu gering das Vertrauen in das bisherige Krisenmanagement, um sich vom stressfreien Jahresauftakt am Finanzmarkt blenden zu lassen. Zudem sorgt das pleitebedrohte Griechenland bereits seit Tagen für neue Nervosität. Der Schuldenschnitt des unter dem Euro-Rettungsschirm stehenden Landes wird zur Zitterpartie, damit steht der gesamte Sanierungsplan auf dem Spiel.
Die Spitzenvertreter aus Politik, Wirtschaft und Notenbanken müssen sich außerdem mit dem Umstand auseinandersetzen, dass ihnen selbst angesichts der Schuldenkrise immer größeres Misstrauen entgegenschlägt. Das legt zumindest die neueste Auflage des alljährlich auf dem WEF veröffentlichten Edelman-Trust-Barometer nahe. Vor dem Hintergrund der finanziellen und politischen Verwerfungen im vergangenen Jahr werde die Schuld vor allem bei den Regierungen und Wirtschaftsvertretern gesucht, so das Ergebnis der Umfrage unter je 1.000 Bürgerinnen und Bürgern aus 25 Ländern.
Das Misstrauen in der Bevölkerung hat demnach bedenkliche Ausmaße erreicht: So schrumpfte das Vertrauen in Vorstandschefs gegenüber dem Vorjahr um 12 Punkte auf 38 Prozent und verbuchte damit den stärksten Rückgang seit drei Jahren. Noch kritischer werden Regierungsvertreter betrachtet: Mit einem Vertrauenswert von lediglich 29 Prozent genießen sie die geringste Glaubwürdigkeit im Ranking.
Kein Wunder also, dass WEF-Schirmherr Schwab neue Denker fordert und konstatiert, dass 'der Kapitalismus in der bisherigen Form nicht länger zu unserer Welt' passt. 'Lassen Sie uns Lösungen suchen', lautet sein Arbeitsauftrag an die Weltwirtschaftselite./hbr/mda/bgf