Frankfurt (Reuters) - Die Bundesbank erteilt einer weiteren Ausweitung der ultralockeren Geldpolitik der EZB eine Absage.
Es sollten vielmehr die Wachstumskräfte im Euro-Raum verstärkt werden, sagte Bundesbank-Präsident Jens Weidmann am Montag auf einer Veranstaltung in Frankfurt. "Und lassen Sie mich auch klar sagen: Das derzeitige geldpolitische Umfeld erfordert auch keine weiteren Lockerungsübungen." Es sei ausreichend Zeit, die Wirkung der bereits beschlossenen geldpolitischen Maßnahmen auf die Preisentwicklung abzuwarten. "Unsere Definition von Preisstabilität verlangt, dass die angestrebte Inflationsrate mittelfristig erreicht wird", sagte Weidmann
Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte im März wegen der aus ihrer Sicht unerwünscht niedrigen Inflation den Leitzins nochmals gesenkt - er liegt mittlerweile auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent. Zudem müssen Banken Strafzinsen von 0,4 Prozent zahlen, wenn sie über Nacht bei der EZB Geld parken. Die EZB weitete darüber hinaus ihr Anleihen-Kaufprogramm aus, das bis Ende März 2017 ein Gesamtvolumen von 1,74 Billionen Euro erreichen soll. So kaufen die Währungshüter seit vergangener Woche auch Firmenanleihen. Die Euro-Notenbank strebt mittelfristig knapp zwei Prozent Inflation im Währungsraum an. Doch das liegt in weiter Ferne: Im Mai waren die Verbraucherpreise sogar um 0,1 Prozent gefallen.
Die Notenbanken des Euro-Raums hätten in der Anwendung der unkonventionellen Geldpolitik bislang nur wenig Erfahrung, sagte Weidmann. Zudem würden die Nebenwirkungen mit der Zeit zunehmen. "Darauf weise ich immer wieder hin."
Überlegungen einiger Volkswirte, mit einer Abschaffung von Bargeld könne die Geldpolitik wirksamer werden, wies der Bundesbank-Präsident zurück. Dies sei kein sinnvolles Instrument. "Und es würde auch das Vertrauen der Bürger in die Geldpolitik zerstören", sagte Weidmann. Manche Volkswirte sind der Ansicht, dass ohne Bargeld die Notenbanken Geschäftsbanken und diese in der Folge ihren Kunden Zinsen für die Guthaben abverlangen könnten. Geld zu horten könne so weniger attraktiv werden - wodurch Anreize für Investitionen und mehr Konsum gegeben würden. Solche Vorschläge seien eine falsche, "völlig unverhältnismäßige Antwort" auf die geldpolitischen Herausforderungen, kritisierte Weidmann.
In Deutschland hatte die Diskussion über die Abschaffung von Bargeld besonders hohe Wellen geschlagen. Denn anders als etwa in manchen skandinavischen Ländern wird hierzulande immer noch die große Mehrheit aller Einkäufe bar bezahlt.