FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt könnte in der neuen Woche die beginnende Berichtssaison die Hoffnung der Anleger auf steigende Kurse nähren. Der Dax hat sich zuletzt erfolgreich über der 19.000-Punkte-Marke behauptet. Auf dem Weg zur 20.000er-Marke muss er aber zunächst sein Rekordhoch bei knapp unter 19.500 Zählern von Ende September knacken.
Neben der Berichtssaison steht am Donnerstag die Geldpolitik mit der Leitzinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) im Fokus. Die DZ Bank rechnet mit einer weiteren Senkung um 0,25 Prozentpunkte. Die Währungshüter dürften aber offen lassen, in welchem Tempo die kommenden Verringerungen erfolgen, schrieb Analystin Sonja Marten in ihrem Ausblick auf die Sitzung. Die im September im Jahresvergleich auf 1,8 Prozent gesunkene gesamteuropäische Inflationsrate liege zwar unter der Zielmarke der EZB, jedoch bleibe der binnenwirtschaftliche Preisdruck ausgeprägt. Dies spreche grundsätzlich für eine Fortsetzung des vorsichtigen Kurses.
Tendenziell begünstigen geldpolitische Lockerungen den Aktienmarkt. Die Papiere gewinnen dann an Attraktivität, weil Anleihen weniger Zinsen abwerfen. Gute Quartalszahlen von Unternehmen wären für steigende Aktienkurse allerdings auch erforderlich.
In den USA startet nun die Berichtssaison. Sie biete Anlegern eine willkommene Abwechslung zum bislang dominierenden Thema Geldpolitik, schrieb Analyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Markets (LON:CMCX). Die Erwartungen an das Gewinnwachstum im dritten Quartal hätten sich zwar mit gut vier Prozent seit dem Sommer halbiert, dennoch wäre es das fünfte Quartal in Folge mit einem Plus. "Und wenn die Messlatte der Erwartungen erst einmal niedrig liegt, fällt es den Unternehmen leichter, darüber zu springen", führte Stanzl aus. Die Hoffnung auf positive Überraschungen sei durch die stark nach unten revidierten Erwartungen gestiegen.
Nachdem im US-Bankensektor bereits JPMorgan (NYSE:JPM) und Wells Fargo (NYSE:WFC) ihre Büchner öffneten, berichten in der neuen Woche weitere Finanzhäuser: Goldman Sachs (NYSE:GS) , Citigroup und Bank of America (NYSE:BAC) am Dienstag sowie zur Wochenmitte US Bancorp (NYSE:USB) < US9029733048> und Morgan Stanley (NYSE:MS) . Hierzulande steht der Laborzulieferer Sartorius (ETR:SATG) mit Quartalszahlen am Donnerstag im Blick. Aus den Niederlanden kommen am Mittwoch Geschäftszahlen von ASML (AS:ASML) - als Ausrüster von Halbleiterunternehmen ein Gradmesser für die Branche.
Von der Commerzbank (ETR:CBKG) hieß es, es sei für die Dax-Gewinnperspektiven wichtig, dass die US-Konjunktur eine Rezession vermeide und Chinas Konjunktur wieder etwas zum Leben erwache. Der deutsche Leitindex bekomme derzeit Rückenwind, da viele Investoren hofften, dass der für viele Dax-Unternehmen wichtige Exportmarkt in Asien wieder etwas stärker wachsen werde, schrieb Commerzbank-Experte Andreas Hürkamp. Die mittelfristigen Aussichten für den Dax hätten sich zuletzt verbessert, weil US-Konjunkturindikatoren positiv überrascht hätten und sich in China eine wieder expansivere Geld- und Fiskalpolitik abzeichne.
Bei den Wirtschaftsdaten der neuen Woche dürften Anleger auf die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland achten, die am Dienstag veröffentlicht werden. Interessieren dürften auch Einzelhandelsumsätze aus den USA, weil sie Hinweise geben auf die für die US-Wirtschaft wichtige Konsumentwicklung.