FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Anleger am deutschen Aktienmarkt dürften sich nach dem verpatzten Jahresstart erst einmal mit Engagements zurückhalten. Experten zufolge könnte es deshalb in der neuen Woche mit den Kursen eher nach unten als nach oben gehen. "Die Risiken sind immer noch groß", schrieben die Analysten der WGZ Bank. Dem Leitindex Dax (DAX) sei bislang noch kein überzeugender Ausbruch über die Marke von 10 000 Punkten gelungen.
Offensichtlich wirft der verkorkste Quartalsabschluss am deutschen Aktienmarkt noch lange Schatten, obwohl sich die Kurse seit Mitte Februar ein gutes Stück erholt hatten. Angesichts der Sorgen um die Wirtschafts- und Börsenentwicklung in China betrug der Verlust im abgelaufenen ersten Quartal dennoch mehr als 7 Prozent.
ANLEGER SCHEUEN VOR DEUTLICHEN AKTIENENGAGEMENTS ZURÜCK
Auch die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg bleiben skeptisch. Die Zuversicht der Anleger habe sich auf mittlere Sicht nicht verbessert. Damit könnte ein Rückschlag am Aktienmarkt den Dax weiter unter Druck setzen.
Als Belastung hinzu kommt die Befürchtung, dass die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zusehends verpufft: "Wenngleich sich mit der Ausweitung des Anleihenkaufprogramms der Anlagenotstand weiter verschärft, scheuen die meisten Anleger noch davor zurück, bei Aktien deutlich offensiver zu werden", schrieb Analyst Markus Reinwand von der Landesbank Helaba. Der hohe Anteil neutral positionierter Investoren sei Ausdruck der nach wie vor herrschenden Unsicherheit.
US-GELDPOLITIK IM FOKUS
Für Verwirrung sorgt derzeit auch die US-Geldpolitik. Zwar scheint es so gut wie ausgemacht, dass der Leitzins nicht schon im April weiter angehoben wird. Doch auch nach den jüngsten Arbeitsmarktdaten aus den USA liegt der weitere Zinserhöhungspfad größtenteils im Nebel: Mitglieder der Notenbank (Fed) hatten sich jüngst widersprüchlich dazu geäußert. Auch in der neuen Woche werden sich Fed-Vertreter täglich zu wirtschaftspolitischen Themen zu Wort melden, so dass ihre Aussagen einmal mehr mit Blick auf die Geldpolitik auf die Goldwaage gelegt werden dürften.
Ihren Höhepunkt findet die Notenbankwoche am Donnerstagabend deutscher Zeit. Dann trifft Fed-Chefin Janet Yellen bei einer Diskussionsrunde in New York ihre Vorgänger Alan Greenspan, Ben Bernanke und Paul Volcker. Bereits am Mittwoch wird das Protokoll der letzten Fed-Sitzung von Mitte März veröffentlicht.
ISM-DATEN AUS DEN USA AM DIENSTAG
Doch für allzu große Schwarzmalerei besteht auch kein Grund. Schließlich könnten in der neuen Woche auch einige Konjunkturdaten positive Impulse liefern. Heißer Kandidat dafür ist laut Analyst Ralph Solveen von der Commerzbank der ISM-Index für den Dienstleistungssektor in den USA. Das Barometer wird am Dienstag veröffentlicht und dürfte nach vier Rückgängen im März erstmals wieder zugelegt haben, schrieb der Experte. Der Rutsch in den vergangenen Monaten habe mancherorts Befürchtungen geweckt, der Dienstleistungsbereich würde als Motor der Konjunkturerholung ausfallen.
Hierzulande stehen ebenfalls am Dienstag die Auftragseingänge für die Industrie im Februar im Fokus. Analyst Stefan Mütze von der Helaba blickt zurückhaltend auf die Daten: Die Erholung in der Eurozone komme in den deutschen Unternehmen bislang nur abgeschwächt an.
VTG UND WIRECARD MIT ENDGÜLTIGEN JAHRESZAHLEN
Von Unternehmensseite dürften derweil eher wenige Impulse kommen. Der IT-Leasinganbieter Grenkeleasing (XETRA:GLJn) berichtet am Montag über das Neugeschäft im ersten Quartal, bevor am Dienstag der Schienenlogistik-Konzern VTG (XETRA:VT9G) endgültige Geschäftszahlen für 2015 präsentiert. Am Donnerstag schließlich gibt der Zahlungsabwickler Wirecard (XETRA:WDIG) detaillierte Jahreszahlen bekannt.