FRANKFURT (dpa-AFX) - Am deutschen Aktienmarkt geht das große Rätselraten um die Politik von Donald Trump in eine neue Runde. Solange weiter fraglich ist, wie genau der neue US-Präsident Amerika "wieder groß machen" will, dürften sich die Anleger wohl auch in der neuen Woche eher zurückhalten. Der Republikaner müsse nun die Hoffnung auf eine Belebung der US-Wirtschaft mit konkreten Plänen untermauern, schrieben die Analysten der Landesbank Baden-Württemberg und mahnten entsprechend zur Vorsicht. Bereits jüngst war die "Trump-Rally" an der Börse quasi zum Erliegen gekommen und der Dax abermals an der seit August bestehenden Hürde um die 10 800 Punkte wieder abgedreht. Ein nachhaltiger Sprung darüber käme Experten zufolge einem Befreiungsschlag gleich.
Bislang hat Trump seine Karten noch nicht auf den Tisch gelegt. Weiterhin sei unklar, ob die künftigen "Trumponomics" eher in Richtung einer keynesianischen, nachfrageorientierten Ausgabenpolitik auf Pump gingen oder ob der neue Präsident den Staat zurückdrängen und damit dem freien Unternehmertum mehr Spielraum einräumen werde, schrieb Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba.
THANKSGIVING KÖNNTE IMPULSE LIEFERN
Von dieser Warte aus betrachtet ist allerdings auch fraglich, ob der Blick in die Glaskugel die Anleger wirklich weiterbringt. Vermutlich wendeten sich die Kapitalmärkte in der neuen Woche deshalb auch wieder verstärkt den aktuellen konjunkturellen Fragen zu, meinte die Helaba-Expertin. Und so schlecht sei es um die US-Wirtschaft gar nicht bestellt.
Sollte zum Beispiel der Start in des Weihnachtsägeschaft nach dem US-Feiertag Thanksgiving am Donnerstag erfreulich verlaufen, könnten Gewinne an der tonangebenden Wall Street auch positiv auf den Dax (DAX) ausstrahlen. Die Chancen dafür stehen Windt zufolge nicht schlecht, nachdem sogar die Notenbankpräsidentin Janet Yellen der Wirtschaft des Landes eine robuste Verfassung bescheinigt hatte.
IFO-GESCHÄFTSKLIMAINDEX AM DONNERSTAG
Zwar hatte Yellen für Dezember eine weitere Leitzinsanhebung in Aussicht gestellt. Dies jedoch sollte die Anleger kaum beunruhigen, konstatierte die Bernecker-Publikation "Die Termin-Börse": "Erst wenn das Zinsniveau nach 8 bis 12 Zinserhöhungen so hoch ist, dass die Wirtschaft ausgebremst wird und infolgedessen die Unternehmensgewinne einbrechen, ist für die Aktienmärkte Gefahr in Verzug." An einem solchen Punkt sei die Börse aber noch lange nicht angekommen.
Wie gut es um die Konjunktur hierzulande tatsächlich bestellt ist, könnten Stimmungsdaten aus der Industrie und dem Dienstleistungssektor am Mittwoch und der Ifo-Geschäftsklimaindex am Donnerstag zeigen. Die Daten dürften auf eine anziehende Wirtschaftsaktivität im Schlussquartal hindeuten, hieß es bei der Helaba.
INFINEON UND THYSSENKRUPP NOCH MIT ZAHLEN
Auch von Unternehmensseite sind in der neuen Woche noch einige Impulse zu erwarten. So informiert am Dienstag der Versorger Uniper (XETRA:UN01), die einstige Kraftwerkssparte von Eon (ETR:EOAN), über seine Aktivitäten in den vergangenen neun Monaten.
Zur Wochenmitte legt der Halbleiterhersteller Infineon (XETRA:IFXGn) seine Bilanzzahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vor. Am Donnerstag öffnet der Industrie- und Stahlkonzern Thyssenkrupp (XETRA:TKAG) seine Bücher. Auf der Agenda stehen dann ebenfalls Zahlen des Ticketvermarkters CTS Eventim (XETRA:EVDG).
Die Experten der Commerzbank (DE:CBKG) blicken vor diesem Hintergrund verhalten positiv in die nahe Zukunft: Da die Berichtssaison in den letzten Zügen liegt, müssten laut den Fachleuten auch weniger Analysten ihre Gewinnprognosen nach unten revidieren. Dies dürfte in der neuen Woche für ein gewisses Maß an Stabilität sorgen.