TOKIO/HONGKONG/SHANGHAI/SYDNEY (dpa-AFX) - Asiens Börsen haben auf eine Zinssenkung in China am Dienstag nur verhalten reagiert. Stattdessen standen chinesische und japanische Wirtschaftsdaten im Zentrum des Interesses - mit durchaus gegenläufigen Konsequenzen für die Kursentwicklung.
Nicht allzu rosig sag es in China aus. "Neben den trüben Nachrichten in Hinblick auf den in Bedrängnis geratenen chinesischen Immobilien-Riesen Country Garden (HK:2007) reißen die negativen Schlagzeilen nicht ab", stellte die Landesbank Baden-Württemberg angesichts neuer Daten fest. Die chinesische Industrieproduktion war im Juli im Jahresvergleich lediglich um 3,7 Prozent gestiegen und hatte damit unter den Prognosen gelegen. Auch das Wachstum der Einzelhandelsumsätze hatte sich weiter verlangsamt auf nur noch 2,5 Prozent. Der angeschlagene Immobiliensektor verzeichnete einen Rückgang der Investitionen um 8,5 Prozent.
Zugleich verlor die chinesische Wirtschaft nach einem starken Jahresauftakt spürbar an Schwung. Vom ersten auf das zweite Quartal 2023 wuchs das BIP in China lediglich um 0,8 Prozent.
Angesichts der Serie enttäuschender Konjunkturdaten hatte die chinesische Zentralbank erneut an der Zinsschraube gedreht. Wie das Institut am Dienstag mitteilte, wurde der Zinssatz für Kredite mit einer einjährigen Laufzeit um 15 Basispunkte auf 2,5 Prozent gesenkt. Es war die zweite Zinssenkung seit Juni.
Während chinesische Staatsanleihen zulegten, brachte der Schritt den chinesischen Börsen wenig. Sie orientierten sich an den enttäuschenden Konjunkturdaten und drehten nach unten, wie die Marktstrategen der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) betonten. Der CSI 300 , der die Aktienkurse der größten Unternehmen an den Börsen Shanghai und Shenzen abbildet, verlor 0,22 Prozent auf 3847,57 Punkte. Der Hang-Seng-Index der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong sank zuletzt um 0,58 Prozent auf 18 664,39 Zähler. Hier standen einmal mehr Immobilienwerte unter Druck.
Die chinesische Regierung denkt nun laut Kreisen über Erleichterungen für den dümpelnden Aktienhandel in der Volksrepublik nach. So könnte erstmals seit der Finanzkrise 2008 die sogenannte Stempelsteuer auf gehandelte Aktien gesenkt werden, wie die Nachrichtenagentur Bloomberg am Dienstag unter Berufung auf informierte Personen berichtete.
Ganz anders stellt sich die Lage in Japan dar. Die Wirtschaft des Landes war im zweiten Quartal weiter gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt stieg zwischen April und Juni auf das Jahr hochgerechnet um 6,0 Prozent. Damit setzte sich der Aufschwung im dritten Quartal in Folge beschleunigt und stärker als erwartet fort. Zum Vorquartal legte die vor Deutschland drittgrößte Volkswirtschaft um 1,5 Prozent zu.
Der Nikkei 225 legte um 0,6 Prozent auf 32 238,89 Punkte zu. Auch in Australien ging es nach oben. Der S&P ASX 200 kletterte um 0,39 Prozent auf 7305 Punkte.