FRANKFURT (dpa-AFX) - Mit uneinheitlicher Tendenz hat sich der deutsche Aktienmarkt am Mittwochnachmittag präsentiert. Während die Standardwerte mehrheitlich nachgaben, legten die Papiere aus der zweiten und dritten Reihe überwiegend zu. Der Dax notierte zuletzt 0,25 Prozent tiefer bei 16 085,25 Punkten. Der MDax mit den 50 mittelgroßen Titeln gewann dagegen 0,79 Prozent auf 28 290,55 Zähler. Der EuroStoxx 50 als Börsenbarometer für die Schwergewichte der Eurozone sank um rund 0,1 Prozent.
Unterdessen nahm die Erholung der Immobilienwerte weiter Fahrt auf. Der Sektorindex Stoxx Europe 600 Real Estate stand mit einem Kursanstieg von 4,6 Prozent an der Spitze des Branchentableaus und auf dem höchsten Niveau seit Anfang Mai. Die Aktien von Vonovia (ETR:VNAn) schafften es an der Dax-Spitze mit plus 7,4 Prozent gar zurück auf den Stand vom März. LEG (ETR:LEGn) führten den MDax mit plus 7,0 Prozent an. Im Jahr 2023 liegen sie inzwischen wieder im Plus, nachdem sie Ende Mai noch ein Viertel an Wert verloren hatten.
Analyst Thomas Rothäusler von der Deutschen Bank (ETR:DBKGn) hatte tags zuvor in einer Studie Hoffnung auf eine Bodenbildung der durch den Zinsanstieg schwer gebeutelten Immobilienbranche gemacht. Vonovia hatte er neu zum Kauf empfohlen. Am Morgen fiel zudem der Zins für Staatsanleihen in Deutschland auf den tiefsten Stand seit Ende Juni. Positive Signale kamen auch vom Finanzdienstleister Hypoport (ETR:HYQGn) , der erste Anzeichen einer Stabilisierung sieht. Der Wert der auf seiner Plattform vermarkteten Immobilien sei im vergangenen Quartal um fünf Prozent geklettert, hieß es. Hypoport-Aktien gewannen daraufhin 16,6 Prozent.
Die nächste schlechte Nachricht aus der Chemiebranche wurde von den Anlegern erneut recht gut weggesteckt. Mit Wacker Chemie (ETR:WCHG) musste ein weiterer Konzern seine Ziele für das Gesamtjahr zurechtstutzen. Dies sorgte anfangs für Kursabschläge von rund vier Prozent. Am Nachmittag notierten die Aktien aber 0,3 Prozent im Plus. Zuletzt hatten auch andere Sektorwerte nach schlechten Nachrichten kaum noch reagiert. Gewinnwarnungen von Chemieunternehmen sind wegen einer mauen Nachfrage zuletzt zur Regel geworden.
Die Covestro-Papiere kamen nach einem Vortages-Schlussspurt im Xetra-Handel am Mittwoch wieder zurück und verloren zuletzt 2,0 Prozent. Auslöser der Kursgewinne am Dienstag waren angeheizte Übernahmespekulationen nach einer Bloomberg-Meldung unter Berufung auf informierte Kreise, wonach der Ölkonzern Abu Dhabi National Oil (Adnoc) sein Gebot für den Kunststoffkonzern von 55 auf 57 Euro je Aktie erhöhen wolle.
Die Aktien von Stratec (ETR:SBSG) brachen um 16 Prozent auf den tiefsten Stand seit März 2020 ein. Der Diagnostikspezialist hatte nach enttäuschenden Halbjahreszahlen sein Umsatzziel für 2023 gekappt. Die Warnung komme nicht aus heiterem Himmel, überrasche aber in ihrem Ausmaß, sagte ein Händler. Berenberg-Analyst Odysseas Manesiotis geht davon aus, dass die Markterwartungen für das Ergebnis je Aktie im laufenden Jahr nun um rund 20 Prozent sinken werden.
Die Anteilsscheine von Verbio (ETR:VBKG) stiegen um 6,3 Prozent. Das Analysehaus Jefferies nahm die Bewertung der Papiere mit "Buy" und einem Kursziel von 56 Euro auf. Als führender Hersteller von Bio-Kraftstoffen sei das Unternehmen gut positioniert, um von der Dekarbonisierung von Branchen wie Schwertransport und Industrie zu profitieren, glaubt Analyst Constantin Hesse. Zudem biete die robuste Bilanz zusätzlichen Spielraum für weiteres Wachstum.
Der Euro kostete zuletzt 1,1218 US-Dollar. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs am Vortag auf 1,1255 Dollar festgesetzt. Am Anleihenmarkt fiel die Umlaufrendite von 2,48 Prozent am Vortag auf 2,40 Prozent. Der Rentenindex Rex stieg um 0,27 Prozent auf 125,12 Punkte. Der Bund-Future legte um 0,34 Prozent auf 134,46 Punkte zu.