von Robert Zach
Investing.com - Die US-Notenbank Fed hat die Leitzinsen um 75 Basispunkte auf 3,25 Prozent und damit auf das höchste Niveau seit 2008 angehoben. Mit der Maßnahme will Fed-Chef Jerome Powell endlich die galoppierende Inflation stoppen.
Der Markt hatte vor der Fed-Sitzung mit einer Zinserhöhung um 75 Basispunkte gerechnet, wenngleich einige Ökonomen angesichts der hohen Teuerungsrate sogar eine noch größere Zinsanhebung für möglich gehalten hatten.
Die Erhöhung auf 3,25 Prozent ist die fünfte in Folge und offenbar auch nicht die letzte. Weitere Zinserhöhungen seien aller Voraussicht nach angemessen, um die Inflation auf den Zielwert zurückzuführen, erkälte die Notenbank nach der Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC).
Die Inflation sei nach wie vor hoch und spiegele das Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage im Zusammenhang mit der Pandemie, die höheren Lebensmittel- und Energiepreise sowie den allgemeinen Preisdruck wider, hieß es im geldpolitischen Begleittext.
Die Fed treibt schon seit längerem die Inflationsangst um. Im August ließen die hohen Preissteigerungsraten für Wohnraum, die jedoch ein extrem verzögerter Indikator für die aktuell herrschende Inflation ist, die Kernrate auf 6,3 Prozent schnellen, im Juli betrug sie 5,9 Prozent.
Aus Angst vor einem Gewöhnungseffekt von Verbrauchern und Unternehmen an eine hohe Inflation, die zu steilen Lohnsteigerungen führen könnte, setzt die Fed auf aggressive Zinserhöhungen.
Mit ausschlaggebend für das schnelle Anziehen der Zinsschraube ist auch die besorgniserregende Entwicklung auf dem US-Immobilienmarkt. Dort waren die Preise während der Corona-Pandemie steil angestiegen. Allerdings haben die jüngsten Zinserhöhungen bereits etwas Luft aus dem Markt gelassen. Lässt die Fed aber zu schnell die Luft entweichen, droht die Blase zu platzen. Das ist insofern problematisch, als dass der Hausbesitz in den USA zu einer Art Volkssport geworden ist.
Neben der Zinserhöhung gab die Fed auch bekannt, dass sie ihre Bilanz ab September um 90 Milliarden Dollar pro Monat verkleinert; bislang waren es monatlich 47,5 Milliarden Dollar.
Der Dot Plot der US-Notenbanker
Bis zum Jahresende erwarten die US-Notenbanker bei den zwei noch ausstehenden Sitzungen weitere Zinserhöhungen um insgesamt 115 Basispunkte, wie aus der Dot-Plot-Matrix hervorgeht. Das würde das Zinsniveau auf 4,4 Prozent bringen. Im Juni rechneten die Vertreter der Fed zum Jahresende im Mittel noch mit einem Leitzins von 3,4 Prozent. Für das kommende Jahr rechnen sie mit einem Anstieg auf 4,6 Prozent (3,8 Prozent zuvor).
Die Wachstums- und Inflationsprognosen der US-Notenbanker
Zudem prognostiziert die Fed für dieses Jahr ein deutlich geringeres Wirtschaftswachstum als noch vor drei Monaten angenommen. Demnach soll das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der größten Volkswirtschaft der Welt um 0,2 Prozent wachsen. 2023 soll die Wirtschaft dann um 1,2 Prozent wachsen. Auch erwartet die US-Notenbank für das laufende Jahr eine höhere Inflationsrate (PCE) als bisher angenommen. Trotz der geplanten Leitzinserhöhungen soll die Inflationsrate im Jahr 2022 durchschnittlich 5,4 Prozent betragen (5,2 Prozent zuvor).
Um 20:30 Uhr erläutert FOMC-Chef Jerome Powell in einer Pressekonferenz die heutigen Beschlüsse.
Die Marktreaktion
Die Aktienmärkte reagierten mit Kursverlusten auf die Beschlüsse der Fed.
Für den S&P 500 ging es um 0,66 Prozent nach unten und der Dow Jones verlor mehr als 180 Punkte auf 30.526 Zähler. Der Nasdaq 100 büßte über 0,7 Prozent an Wert ein.
Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen sprang um knapp 4 Basispunkte auf 3,60 Prozent, was wiederum den Goldpreis drückte und den Dollar-Index beflügelte.