* Von Schuldenkrise verunsicherte Anleger verkaufen Rand
* Weltweite Risikoneigung wichtiger als Lage in Südafrika
* Kurs hängt an Entwicklung der Rohstoffpreise
- von Stefan Schaaf -
Frankfurt, 10. Jun (Reuters) - Die Chancen auf ein Zusammentreffen der südafrikanischen Fußballmannschaft mit den Teams aus Griechenland oder Portugal sind bei der am Freitag beginnenden Weltmeisterschaft eher gering. Doch könnte ein solches Spiel neben den sportlichen Aspekten einen besonderen Reiz entfalten. Denn es sind die Haushaltsprobleme der beiden hoch verschuldeten südeuropäischen Staaten, die bei Anlegern indirekt auch den Südafrikanischen Rand in Misskredit gebracht haben. Analysten sehen die wichtigste Währung Afrikas wegen der wachsenden Risikoscheu der Investoren in der Defensive. "Eine nachlassende Risikoneigung an den Finanzmärkten wird den Südafrikanischen Rand belasten", prognostiziert Helaba-Analyst Christian Apelt.
Der Rand gilt am Devisenmarkt als eine etablierte Währung aus den Schwellenländern und dient deshalb als Anlage bei so genannten hochriskanten Carrytrades. Dabei leihen sich Investoren in Ländern mit niedrigen Leitzinsen wie Japan oder den USA Geld und legen es in Hochzinswährungen wie dem Rand an. Der Leitzins in Südafrika liegt aktuell bei 6,5 Prozent, die Inflationsrate bei rund fünf Prozent. "Der wichtigste Einflussfaktor für den Rand-Kurs ist die Risikoneigung an den Finanzmärkten", erläutert Devisenanalyst Lutz Karpowitz von der Commerzbank. "Weil Carrytrades für die Währung eine wichtige Rolle spielen, reagiert sie häufig auf Änderungen der Risikoneigung, ohne dass es Nachrichten aus Südafrika selbst gibt."
Genau dies ist zuletzt geschehen, als die europäische
Schuldenkrise Investoren in aller Welt tief verunsicherte.
Gefragt waren als sicher geltende Währungen wie
Dollar<.DXY>
Neben der Risikoeinschätzung von Investoren bestimmt auch
die Entwicklung an den Rohstoffmärkten den Rand-Kurs. Zwar ist
Südafrika in der Goldförderung nicht mehr so dominierend wie
einst. Doch dem Helaba-Experten Apelt zufolge machen die
Ausfuhren von Industrie- und Edelmetallen rund 40 Prozent der
südafrikanischen Exporte aus. Deshalb gilt der Rand - wie etwa
auch der Australische Dollar
FUSSBALL-WM ERHÖHT AUFMERKSAMKEIT FÜR SÜDAFRIKA
Die erste Fußball-WM auf afrikanischem Boden wird Einschätzung der Experten den Rand-Kurs kaum beeinflussen. "Die kurzfristigen Ausgabeneffekte etwa für neue Stadien und den Ausbau der Infrastruktur dürften bereits in den Kursen berücksichtigt sein", sagt Weiß. Der WM-Effekt könnte Experten zufolge sogar negativ ausfallen. Der Grund ist das gesteigerte Medieninteresse, so dass Meldungen zur hohen Kriminalität oder großen Armut verstärkt wahrgenommen würden und damit Unsicherheit schürten. "Wir sind für die Zukunft wegen der Probleme des Landes zurückhaltend", sagt Weiß. "Wenn es nicht zu wesentlichen Fortschritten im Kampf gegen die hohe Arbeitslosigkeit sowie der wachsenden Verarmung und Benachteiligung kommt, kann dies zu politischen Risiken führen." Apelt weist auf Engpässe in der Stromversorgung hin. Für Skepsis unter Investoren sorgt nach Ansicht von Karpowitz auch, dass nach dem Amtsantritt von Notenbank-Chefin Gill Marcus Ende 2009 ein Fragezeichen hinter der Unabhängigkeit der Zentralbank steht.
Die Südafrikaner werden jedoch in den nächsten Wochen nur Gedanken für das Thema Fußball haben. Im ersten Spiel am Freitag geht es gegen Mexiko, dessen Wirtschaft zuletzt keine negativen Schlagzeilen produziert hat.
(Reporter: Stefan Schaaf; redigiert von Ralf Banser)