Investing.com - Die jüngsten Arbeitsmarktdaten des BLS wurden von Mainstream-Medien als Beleg für einen starken US-Jobmarkt gefeiert. Doch hinter den Schlagzeilen verbergen sich widersprüchliche Daten, die auf eine Abschwächung der Konjunktur hindeuten. Während der Arbeitsmarkt angeblich "brutzelnd heiß" ist, zeigen andere Indikatoren eine ganz andere Realität.
Der Index des verarbeitenden Gewerbes der Philadelphia Fed signalisiert eine Rezession. Der Index der Frühindikatoren ist besorgniserregend, und die Renditekurve deutet ebenfalls auf einen Abschwung hin. Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe nimmt zu. Die Neuaufträge gehen zurück. Die Industrieproduktion stottert. Die Zahl der Konkursanträge von Privatpersonen steigt, und Zeitarbeitsstellen nehmen ab – klassische Anzeichen für eine bevorstehende Rezession.
Wie lässt sich das mit einem Arbeitsmarktbericht in Einklang bringen, der behauptet, dass der Jobmarkt so gut dasteht wie seit Jahrzehnten nicht mehr?
Die Antwort liegt in der Betrachtung der beiden verschiedenen Erhebungen im Rahmen des Jobberichts: der Unternehmens- und der Haushaltsumfrage. Während die Unternehmensumfrage im Mai einen Zuwachs von 339.000 Stellen im Vergleich zum Vormonat zeigte, verzeichnete die Haushaltserhebung einen Verlust von 310.000 Beschäftigten. Eine Kluft von über 600.000 klafft zwischen beiden Umfragen, wie Ryan McMaken vom Mises Institute feststellt. Das ist hauptsächlich eine Folge der unterschiedlichen Erhebungsmethodik der beiden Umfragen.
Die Unternehmensumfrage, die von Unternehmen, Betrieben und Behörden beantwortet wird, konzentriert sich auf die Zahl der Stellen, es wird also nur eine Zählung der Stellen vorgenommen, nicht der individuellen Arbeitnehmer, während die Haushaltserhebung die Menschen direkt befragt. Die Unternehmensumfrage liefert also keine genauen Informationen über die Anzahl der individuellen Beschäftigten. Sie erfasst lediglich die Anzahl der gemeldeten Stellen in den befragten Unternehmen. Um Informationen über die Anzahl der Beschäftigten zu erhalten, ist die Haushaltsumfrage relevant, bei der die Haushalte direkt befragt werden, um Informationen über die Beschäftigungssituation der Einzelpersonen zu erhalten.
In den letzten zwei Jahren zeigte die Haushaltserhebung bei weitem nicht das gleiche Beschäftigungswachstum wie die Unternehmensumfrage.
Ein Grund dafür könnten die sinkenden Antwortquoten bei der Unternehmensumfrage sein, was ihre Zuverlässigkeit als Wirtschaftsindikator beeinträchtigt. Ein weiterer wesentlicher Faktor ist aber wohlh, dass Selbständige in der Unternehmensumfrage nicht erfasst werden, obwohl sie in den letzten Jahren im Zuge der Corona-Pandemie eine bedeutende Rolle bei der Beschäftigungsentwicklung gespielt haben.
Die unterschiedlichen Geschichten, die die beiden Erhebungen erzählen, haben Ökonomen dazu veranlasst, die rosige Darstellung der Medien zu hinterfragen. Der Ökonom Ian Shepherdson bezeichnete den jüngsten Beschäftigungsbericht als den "seltsamsten seit einiger Zeit". Paul Ashworth von Capital Economics wies auf den Beschäftigungsrückgang in der Haushaltserhebung hin, der zu einem Siebenmonatshoch der Arbeitslosenquote - errechnet durch die Haushaltsumfrage - führte. Er betonte aber auch, dass der Rückgang der volatileren Beschäftigung in der Haushaltserhebung nicht überbewertet werden sollte, insbesondere wenn er auf einen Rückgang der gemeldeten Selbständigkeit zurückzuführen ist.
Per Saldo lässt sich sagen, dass die Unternehmensumfrage nicht das vollständige Bild der Beschäftigungssituation liefert. Sie erfasst nicht unbedingt alle Beschäftigungsformen, insbesondere Selbstständige, die in der Haushaltserhebung erfasst werden. Um ein umfassendes Bild des Arbeitsmarktes zu erhalten, ist es daher notwendig, die Unternehmensumfrage mit anderen Quellen und Umfragen zu ergänzen.