Von Geoffrey Smith
Investing.com -- Die Bank of England hat ihren Leitzins um 75 Basispunkte auf 3,0 % und damit auf den höchsten Stand seit 14 Jahren angehoben. Zugleich warnte sie vor einer Schrumpfung der britischen Wirtschaft in den nächsten anderthalb Jahren aufgrund der regionalen Energiekrise, wodurch sich die hausgemachten Probleme noch verschlimmern könnten.
Im Rahmen ihrer Neubewertung der Wirtschaftsaussichten hat die Bank ihre Prognosen jedoch erheblich eingeschränkt. So wurden die Prognosen auf der Grundlage der Marktbedingungen von Mitte Oktober berechnet, einer Phase extremer - und, wie sich herausstellte, kurzlebiger - Volatilität an den britischen Finanzmärkten, die durch die Haushaltspläne von Premierministerin Liz Truss ausgelöst wurde.
Die Markterwartungen gingen zu diesem Zeitpunkt davon aus, dass die BoE ihren Leitzins auf 5,25 % anheben müsste, während die Bank selbst in ihren früheren Prognosen einen wesentlich niedrigeren Zinspfad vorausgesagt hatte.
Das Pfund gab daraufhin nach, als der Markt den ausdrücklichen Vorbehalt der Bank als Signal auffasste, dass sie angesichts der vom Prognosemodell unterstellten extremen Ergebnisse nicht den Mut hat, die Zinssätze von nun an so aggressiv anzuheben wie die Federal Reserve.
Die Bank betonte, dass ein Zinspfad, der bei 5,25 % seinen Höchststand erreicht, die Inflation bis Ende 2024 deutlich unter ihr Ziel von 2 % treiben würde, was ein erhebliches "Überschießen" der Geldpolitik bedeuten würde.
Um 13.45 Uhr notierte das Pfund gegenüber dem Dollar 1,8 % niedriger bei 1,1184 Dollar (12.45 Uhr GMT).
Angesichts der von der BoE als "sehr herausfordernd" bezeichneten Aussichten für die Wirtschaft stimmten zwei der neun Mitglieder des geldpolitischen Ausschusses der Notenbank bereits am Donnerstag für eine geringere Erhöhung des Leitzinses. Einer stimmte für eine Anhebung um einen halben Punkt, der andere für eine Anhebung um nur einen Viertelpunkt.
Zwar ist die mit den neuen Prognosen einhergehende Marktvolatilität weitgehend abgeklungen, doch sind auch die jüngsten Projektionen der Bank von erheblicher politischer Unsicherheit geprägt. Der neue Premierminister Rishi Sunak wird am 17. November umfassende neue Haushaltspläne für die restliche Legislaturperiode vorlegen. Er muss Wege finden, um das Loch in der Staatskasse zu stopfen, das von einigen auf über 40 Milliarden Pfund geschätzt wird. Die BoE erklärte, sie werde die Pläne bei der nächsten Sitzung des MPC im Dezember berücksichtigen.