FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Nach einer verlustreichen Vorwoche sieht es am heutigen Montag nicht viel besser aus. Die wohl auf längere Zeit hohen Leitzinsen lasten auf den Märkten. Auch das Chartbild mahnt.
25. September 2023. Der September wird seinem Ruf als schlechter Börsenmonat wieder einmal gerecht. "Insbesondere die Aussicht darauf, dass die Fed die Zinsen nochmal erhöhen und zudem wohl länger restriktiv sein könnte, hat für Abgabedruck gesorgt", berichtet Analyst Ralf Umlauf von der Helaba. Um gut 2 Prozent gab der DAX in der Vorwoche nach und ging am Freitag mit 15.557 Zählern aus dem Handel. Am Montagmorgen steht er nahezu unverändert. Ende Juli waren es mit 16.524 Punkten im Allzeithoch noch rund 1.000 Punkte mehr.
Die US-Notenbank hatte vergangene Woche die Zinsen zwar nicht weiter angehoben. Sie signalisierte aber, dass sie ihre Leitzinsen wohl für längere Zeit auf einem höheren Niveau belassen wird. Die Zinsen sind allerdings nicht einziges Thema: Der stark gestiegene Ölpreis lastet ebenfalls auf den Märkten und schürt Sorgen vor einer anhaltend hohen Inflation. Das Barrel der Nordseesorte Brent kostet aktuell wieder 93 US-Dollar. Das ist der höchste Stand seit vergangenem November.
Auch der Streik der United Auto Workers in den USA gewinne zunehmend an Gewicht, wie die Deutsche Bank (ETR:DBKGn) anmerkt. "Die Gewerkschaft hat ihren Streik auf 38 US-Zulieferbetriebe ausgeweitet." Zudem nähmen Sorgen über einen möglichen Shutdown der US-Bundesregierung zu, weil dem Kongress bisher keine Einigung auf eine mehrheitsfähige Gesetzesvorlage gelungen sei.
Wichtige Unterstützungen in Gefahr
"Die offenbar verschobene Zinswende und die Aussicht auf vorerst hohe Zinsen ist den Anlegern auf den Magen geschlagen", kommentiert Charttechniker Christian Henke von IG. Nach der "katastrophalen Vorwoche" könne es auch am heutigen Montag erst einmal weiter abwärts gehen. "Die waagerechte Unterstützung bei 15.514, die exponentielle 200-Tage-Linie bei 15.488 und das 38,2 Prozent-Retracement bei 15.499 Punkten rücken gefährlich nahe." Bei einem Rutsch unter diese Chartmarken müsse mit einem Test der Oberseite der Handelsspanne bei 15.272 Zählern gerechnet werden.
"Wirtschaftsschwäche eingepreist"
Claudia Windt von der Helaba weist allerdings darauf hin, dass das Jahrestief von 14.957 Punkten vom März noch um einiges entfernt ist. Seinerzeit habe die Sorge vor einer Bankenkrise, hohe Inflation und Rezession die Flucht in sichere Anlagehäfen ausgelöst. "Eine Bankenkrise ist ausgeblieben, die Inflation rückläufig, und anders als die deutsche Konjunktur zeigen sich die USA bis zuletzt in guter Verfassung", erklärt die Analystin. Das schwächere deutsche Umfeld hält sie für weitgehend eingepreist. Zuletzt hätten die Einkaufsmanagerindizes sogar eine leichte Belebung gezeigt. "Damit könnten Aktien schon aufgrund ihrer moderaten Bewertung bald wieder gefragt sein - wenn, ja wenn die Zinsentwicklung nicht dazwischen grätscht."
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Montag, 25. September
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima September.
Mittwoch, 27. September
14.30 Uhr. USA: Auftragseingang langlebige Güter August. Nach Einschätzung der DekaBank belastet der zivile Flugzeugbau, sie prognostiziert minus 1,5 Prozent gegenüber dem Vormonat.
Donnerstag, 28. September
14.00 Uhr. Deutschland: Verbraucherpreise September. Am Markt wird nur ein kleiner Anstieg um 0,3 Prozent gegenüber dem August erwartet, auf das Jahr gerechnet wären das 4,6 Prozent.
Donnerstag, 28. September
Börsengang von Schott Pharma im Prime Standard der Frankfurter Börse.
Freitag, 29. September
China: Feiertag. Die Börsen bleiben geschlossen.
9.00 Uhr. Deutschland: Arbeitslosenzahlen September. Die Arbeitslosigkeit ist laut DekaBank in den letzten Monaten gestiegen. Allerdings sei die Zahl der Beschäftigten trotz der schwachen Konjunktur zuletzt leicht gewachsen. Der deutsche Arbeitsmarkt sei immer noch gut aufgestellt.
11.00 Uhr. Eurozone: Verbraucherpreise September.Die Inflationsrate dürfte deutlich um 0,8 Prozentpunkte auf 4,4 Prozent gefallen sein, meint die Commerzbank (ETR:CBKG). Auch die Kernrate habe wohl von 5,3 auf 4,7 Prozent nachgeben. Dies sei zwar zur Hälfte auf das Auslaufen des Neun-Euro-Tickets in Deutschland im September 2022 zurückzuführen, der Preissprung falle jetzt aus dem Vorjahresvergleich heraus. Aber auch ohne diesen Effekt zeige der Trend bei der Kernrate nach unten.
14.30 Uhr. USA: Preisindex Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie August. Die von der US-Notenbank stark beachteten Daten könnten der DekaBank zufolge einen Denkanstoß liefern.
von: Anna-Maria Borse, 25. September 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.