FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Trotz deutlicher Verluste von Technologieaktien greifen Anleger*innen bei Tech-Fonds weiter zu. Auch Nachhaltigkeitsfonds bleiben gesucht - kommen aber ebenfalls auf Kursverluste.
18. Februar 2021. Frankfurt (Börse Frankfurt). Ukraine-Krise, Zinsängste, Corona - die anhaltende Nervosität an den Märkten sorgt für ein hohes Aufkommen im Fondshandel. "Die Umsätze sind gut, vor allem in den vergangenen Tagen war richtig viel los", berichtet Matthias Präger von der Baader Bank.
Die durchaus kräftigen Verluste von Technologieaktien wirkten sich auf den Handel mit Technologiefonds allerdings kaum aus, wie Jan Duisberg von der ICF Bank feststellt. Fonds wie der BlackRock Global Funds World Technology (61:0P0000VHOJ) sind dem Händler zufolge sogar stark nachgefragt. Dabei hat der Nasdaq 100 seit Jahresanfang fast 12 Prozent verloren. Der BlackRock-Fonds kommt sogar auf ein Minus von 17 Prozent. Durch den rasanten Kursanstieg in den Vorjahren kann der Fonds auf Dreijahressicht allerdings immer noch mit einem Plus von 27 Prozent im Jahr punkten. Gesucht sind Duisberg zufolge auch Biotechfonds, etwa der Medical BioHealth (61:0P00000J43) von Hauck & Aufhäuser.
Fonds für Krypto-Fans
Neu im Handel der ICF Bank ist der BIT Global Crypto Leaders (DE000A3CNGM3). Der im September vergangenen Jahres aufgelegte Fonds investiert in Unternehmen aus der Kryptobranche. Dabei geht es nicht nur um Kryptowährungen, die mittels Zertifikaten abgebildet werden. Im Portfolio finden sich vor allem Aktien von Unternehmen aus der Branche, etwa Plattformen, die einen Zugang zu Kryptoassets gewähren, Zahlungsdienstleistern, Infrastrukturanbietern oder Minern. Fondsgesellschaft ist Hansa Invest, Fondsmanager BIT Capital. Nach anfänglich guter Kursentwicklung leidet der Fonds nun unter dem Kursverfall der Kryptowährungen.
Umweltfonds: Auf lange Sicht im grünen Bereich
Daneben setzen Anleger*innen weiterhin gerne auf nachhaltige Fonds. Unverändert beliebt sind bei Kunden der ICF Fonds von ÖkoWorld, etwa der ÖkoWorld ÖkoVision Classic (61:0P00000RTG). Dem negativen Trend an der Börse in diesem Jahr kann sich der Fonds allerdings nicht entziehen, seit Jahresanfang ist der Kurs um 13 Prozent gefallen. Auf Dreijahresssicht kommen Anleger*innen aber immer noch auf knapp 11 Prozent im Jahr.
2021 war dem Fondsverband BVI zufolge für die Fondsbranche ein "Ausnahmejahr". Mit 4.334 Milliarden Euro verwalteten die Fondsgesellschaften hierzulande ein Rekordvermögen, Fonds erzielten mit einem Neugeschäft von 256 Milliarden Euro ihr bestes Absatzjahr. Gründe für den Absatzrekord sind laut BVI-Präsident Alexander Schindler die hohe Inflation sowie die Negativzinsen. Zuletzt seien Anleger in den 1970er Jahren mit so niedrigen Realzinsen konfrontiert gewesen. "Angesichts dieser Lage haben viele Bürger 2021 die Wertpapieranlage für sich entdeckt." Beim Neugeschäft der offenen Publikumsfonds führten Aktienfonds mit 50 Milliarden Euro die Absatzliste erneut an, gefolgt von Mischfonds mit 41,8 Milliarden Euro.
Auswertung des Fondsverbands BVI zum Anlegejahr 2021auf bvi.de
"Kein Interesse an Asiens Aktien"
Was breit streuende Aktienfonds angeht, dominieren an der Börse Frankfurt einmal mehr die Verkäufe, wie Präger feststellt. Auf den Verkaufslisten stehen zum Beispiel der Schroder ISF European Dividend Maximiser (61:0P00009QN2), der Threadneedle (Lux) European Smaller Companies (61:0P0001EU9Z), der Morgan Stanley (NYSE:MS) INVF Global Opportunity (61:0P0000RZ2Q) und der Amundi Funds Global Equity Sust. Income (61:0P0000XTOI). Dagegen griffen Anleger*innen beim DWS German Small/Mid Cap (4:LP65009580) zu.
Fonds mit asiatischen Aktien sind Präger zufolge derzeit ziemlich unbeliebt. "Käufe sehen wir keine." Fonds wie der Nestor Fernost und der Robeco Asia Pacific Equities (61:0P00000B4K) fliegen aus den Portfolios.
Einzelne Mischfonds werden gern gekauft: Präger zufolge kommt etwa der ARERO Weltfonds (61:0P0000IKJL) gut an. Der Fonds basiert auf einem regelbasierten Indexkonzept mit drei Anlageklassen (Aktien, Renten und Rohstoffe = ARERO), Schwerpunkt sind Aktien mit 60 Prozent. Auf Dreijahressicht liegt die Rendite bei 9,5 Prozent im Jahr.
Viel Umsatz in Immobilienfonds
Sehr rege gehandelt werden weiterhin Immobilienfonds. "Das ging im November los, damals mit vielen Verkäufen wegen Chinas Immobilienkrise", erklärt Duisberg. "Die hohen Umsätze haben sich gehalten, jetzt wird aber gekauft und verkauft." Ein sehr hohes Handelsaufkommen meldet er für den UniImmo Europa (4:0P00000D3F) mit leichtem Verkaufsüberhang und für den Grundbesitz Europa (4:0P00000D2T) mit leichtem Kaufüberhang. Auf beiden Seiten gehandelt wird der WestInvest InterSelect (4:0P00000LG1). Zunehmend Aktivität sieht Duisberg auch für den lange eher illiquiden Wertgrund WohnSelect (4:0P0000UJ2U).
Sehr viel umgesetzt wurden zuletzt auch Anteile des SEB ImmoInvest (4:0P00000D2R) nach einer Ausschüttung. Der mit der Finanzkrise ins Straucheln geratene Fonds, der dann in die Abwicklung ging, verlor entsprechend. "Auf dem niedrigen Niveau sehen wir wieder Interesse."
Über die Autorin
Anna-Maria Borse ist Finanz- und Wirtschaftsredakteurin mit den Schwerpunkten Finanzmarkt/Börse und volkswirtschaftliche Themen.
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