FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Trend hin zu US-Aktien setzt sich fort, so einige setzen auf ein Comeback der stark gebeutelten Nasdaq. Europas Aktien sind hingegen nicht mehr so gefragt. Immer noch Thema: die Energiebranche.
26. Juli 2022 Frankfurt (Börse Frankfurt). Energie-, Rezessions- und Zinssorgen halten die Märkte weiter in Schach. Die große Verkaufswelle am ETF-Markt ist zwar Vergangenheit, von Kauflaune kann aber auch keine Rede sein. Frank Mohr von der Société Générale (EPA:SOGN) berichtet von einem insgesamt ausgeglichenen Handel mit Käufen und Verkäufen, und zwar bei niedrigen Umsätzen, "Die Ferienzeit macht sich bemerkbar, die Volatilität ist nicht mehr so hoch." Auch Jan Duisberg von der ICF Bank meldet einen ruhigen Handel. "Keiner weiß, wie es weitergeht, daher wird abgewartet." Diversifizierung stehe hoch im Kurs, Spezialthemen seien weniger gesucht.
Dabei bleibt die Lage angespannt: Die Energiekrise spitzt sich zu, nachdem Russland am gestrigen Montag angekündigt hat, ab Mittwoch nun doch die Gaslieferungen über die Nordstream 1-Pipeline weiter einzuschränken. Außerdem dreht sich weiter viel um die Geldpolitik: Die EZB hatte vergangene Woche die Leitzinsen überraschend deutlich angehoben, jetzt blickt alles gen USA: Dort steht morgen die nächste US-Notenbankentscheidung an, erwartet wird ein deutlicher Leitzinsanstieg. Der DAX steht am Dienstagmittag bei 13.120 Punkten, ein Minus gegenüber dem Vortag.
Lieber US-amerikanische als europäische Aktien
Was Aktien-ETFs angeht, sind US-Aktien weiter die Favoriten, gefolgt von globalen Werten. "Das ist ein schon seit einigen Wochen zu beobachtender Trend, europäische Aktien (9:ERO) werden eher abgebaut", erklärt Mohr. Viel gehandelt würden S&P- und Nasdaq-Tracker, mal mit mehr Verkäufen wie beim Xtrackers S&P 500 Swap (4:D5BM), mal mit mehr Käufen wie beim Amundi Nasdaq-100 Daily Hedged (9:NDXH).
Auch Lang & Schwarz und ICF Bank registrieren hohes Interesse an Nasdaq-Trackern. Bei der ICF Bank steht etwa der WisdomTree NASDAQ 100 3x Daily Leveraged (6:QQQ3) im Fokus. Der Nasdaq 100 hat die Tiefs von Mitte Juni zwar hinter sich gelassen, die Verluste seit Jahresanfang sind mit minus 25 Prozent aber immer noch groß. Zum Vergleich: S&P 500 und auch der DAX haben in diesem Jahr "nur" 17 Prozent verloren.
MSCI World-ETFs stehen mal auf den Kauf- (4:X010), mal auf den Verkaufslisten (3:IWDA), wie Mohr beobachtet. Duisberg sieht auch immer wieder Nachfrage nach asiatischen Aktien, etwa mit dem HSBC (LON:HSBA) MSCI Japan (3:HMJP). Der kommt seit Jahresanfang auf ein Minus von knapp 9 Prozent.
Elektromobilität, IT und Blockchain - über Gebühr bestraft?
Die deutlich niedrigeren Kurse der Tech-Aktien (NYSE:XLK) werden von Société Générale-Kund*innen für Neupositionierungen genutzt. In den Portfolios landen zum Beispiel der iShares Electric Vehicles and Driving Technology (3:ECAR), der Xtrackers MSCI World Information Technology (3:XDWT) und der Invesco CoinShares Global Blockchain (3:INBCHN). Aktien aus der Finanzbranche werden meist verkauft, Aktien aus der Gesundheitsbranche gekauft. "Um die Energiebranche ist es ruhiger geworden, hier überwiegen jetzt die Abflüsse", ergänzt Mohr.
Torben Bendt von Lang & Schwarz berichtet unterdessen von wieder steigenden Umsätzen mit Gas-ETCs. "Da ist derzeit richtig viel los." Gekauft würden vor allem der WisdomTree Natural Gas 2x Daily Leveraged (4:4RUC) und der WisdomTree Natural Gas 3x Daily Leveraged (6:3NGL), die die Erdgaspreisentwicklung gehebelt wiedergeben. Duisberg sieht viel Interesse am WisdomTree Natural Gas (4:OD7L) ohne Hebel.
Kasse machen bei Linkern
Abgaben von inflationsgebundenen Anleihen ("Linker") und Unternehmenspapiere dominieren laut Mohr den Handel mit Fixed Income-ETFs. Abgegeben werde etwa der Lyxor EUR 2-10Y Inflation Expectations (6:INFL). "Das dürften Gewinnmitnahmen sein." Beide Seiten gespielt werde bei europäischen Staatsanleihen (FR0010754184, LU1287023185).
Kryptos: Interesse auf Sparflamme
Der Handel mit Krypto-ETNs bleibt ereignisarm. "Bei uns sind die Volumina sehr deutlich zurückgegangen, zu viele haben sich die Finger verbrannt", schildert Duisberg die Lage.
Der Bitcoin-Kurs ist seit Jahresanfang um 55 Prozent gefallen, seit dem Allzeithoch im November sind es sogar 70 Prozent. "Punktuell kann aber auch mal viel los sein", berichtet Bendt von Lang & Schwarz. Vergangenen Dienstag sei zum Beispiel der BTCetc - ETC Group Physical Bitcoin (4:BTCE) sehr viel gekauft worden. Der Bitcoin war an diesem Tag auf über 23.000 US-Dollar gestiegen, aktuell sind es wieder nur 21.085 US-Dollar.
Aktien
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Anna Borse, 26. Juli 2022, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
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