FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Der Nahostkonflikt hat die Börse weiter fest im Griff. Seit dem Hoch im Juli hat der DAX mittlerweile 10 Prozent verloren. Eine schnelle Erholung erwartet kaum jemand. Auch das technische Bild sieht alles andere als gut aus.
23. Oktober 2023. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Thema Nummer eins auf dem Parkett bleibt der Krieg zwischen Israel und der Hamas. "Die Gefahr einer Bodenoffensive Israels schreckt auch weiterhin die Anleger ab", erklärt Christian Henke von IG. "Kein Wunder, dass sich die Aktienmärkte weltweit im Korrekturmodus befinden."
Der DAX war am Freitag mit nur noch 14.798 Punkten aus dem Handel gegangen - ein Siebenmonatstief. Am Montagmorgen steht der Index bei 14.730 Punkten weiter im Minus. Auch die US-Börsen (ETR:SXR4) schlossen am Freitag mit deutlichen Verlusten. Gefragt ist hingegen Gold, der Preis für die Feinunze liegt mit aktuell 1.970 US-Dollar nicht mehr weit von der 2.000 US-Dollar-Marke entfernt. Weiter gestiegen ist auch der Ölpreis, das Barrel der Nordseesorte Brent kostet wieder 91 US-Dollar.
Impulse durch Berichtssaison?
"Geopolitische Sorgen dominieren", meint auch Thorsten Weinelt von der Commerzbank (ETR:CBKG). Die Berichtssaison sei derzeit untergeordnet. Dabei gehe diese jetzt "in die Vollen". Mit Alphabet (NASDAQ:GOOGL), Meta (NASDAQ:META), Microsoft (NASDAQ:MSFT) und Amazon (NASDAQ:AMZN) berichteten diese Woche vier der "Glorreichen 7". "Dies kann Eigendynamik bedeuten, grundsätzlich ist höhere Volatilität auf Enttäuschungen beziehungsweise deutliches Übertreffen zu beobachten." Er rät aber, die angeschlagene technische Verfassung der Märkte und die Nachrichten aus Nahost im Auge zu behalten. Aus den USA legen diese Woche unter anderem Alphabet, General Electric (NYSE:GE), Amazon, Meta, Microsoft und Intel (NASDAQ:INTC) die Bücher offen, hierzulande die Deutsche Bank (ETR:DBKGn), Volkswagen (ETR:VOWG) und Mercedes (ETR:MBGn).
Ruhe auf der Zinsseite
Außerdem tagt am Donnerstag der EZB-Rat, diesmal in Athen. Mit einer weiteren Zinserhöhung wird allerdings nicht gerechnet. "Die EZB dürfte auf der Ratssitzung eine ruhige Hand bewahren", meint etwa Ralf Umlauf von der Helaba. Auch US-Notenbank-Präsident Powell habe für die geldpolitische Sitzung in der kommenden Woche eine Zinspause angedeutet. Vor diesem Hintergrund würden die Zinssorgen zunächst nicht größer werden. "Noch ist es aber verfrüht, Entwarnung zu geben."
Technisch stark angeschlagen
Technisch sieht es nicht gut aus. "Der DAX musste Ende der vergangenen Woche die Unterseite der übergeordneten Handelsspanne bei 14.800 der Angebotsseite überlassen", stellt Henke fest. Scheitere eine rasche Rückeroberung dieser Marke, drohten weitere Verluste. "Endgültig auf Rot dürfte die Ampel unterhalb des 38,2 Prozent-Retracements bei 14.727 Punkte springen."
"Der Wochenschluss lässt Schlimmes befürchten", meint auch Christoph Geyer. Bis zum Donnerstag habe noch die Hoffnung bestanden, dass kein neues Tief generiert werde. "Diese Hoffnung wurde am Freitag jäh zerschlagen." Die Indikatoren seien zwar im überverkauften Bereich angekommen, hätten aber noch keine Kaufsignale generiert. "Solche Signale dürften derzeit auch kaum große Wirkung entfalten", erklärt der unabhängige Analyst. Die geopolitische Lage verunsichere die Marktteilnehmer zu sehr.
Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftstermine der Woche
Dienstag, 24. Oktober
10.00 Uhr. Eurozone: Einkaufsmanagerindex Oktober. Die Einkaufsmanagerindizes dürften der Commerzbank zufolge der Hoffnung auf eine baldige Belebung der Konjunktur einen weiteren Dämpfer verpassen. Denn die beiden Indizes hätten sich wohl kaum verbessert und würden mit Werten von deutlich unter 50 weiter vor einer Rezession warnen.
Mittwoch, 25. Oktober
10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklima Oktober. Nach Einschätzung der DekaBank werden die Unternehmen ihre derzeitige Konjunkturlage nochmals schlechter beurteilen. Doch könnten die Geschäftserwartungen zum zweiten Mal in Folge ansteigen. Alles in allem werde sich damit das ifo-Geschäftsklima nach fünf Rückgängen in Folge erstmals wieder verbessern.
Donnerstag, 26. Oktober
14.15 Uhr. Eurozone: EZB-Zinsentscheid. Am Markt wird keine Zinserhöhung erwartet.
14.30 Uhr. USA: BIP drittes Quartal. In den USA gibt es im Gegensatz zum Euroraum bisher keine Hinweise auf einen Abschwung, wie die Commerzbank feststellt. Im dritten Quartal sei die Wirtschaft auf das Jahr hochgerechnet sogar wohl um 4,2 Prozent expandiert. Vor allem der private Konsum habe sich als sehr robust erwiesen. Im kommenden Jahr würden die massiven Zinserhöhungen die Wirtschaft aber stärker dämpfen.
14.30 Uhr. USA: Auftragseingang langlebige Güter September. Die DekaBank prognostiziert vor dem Hintergrund von Auftragseingängen bei Boeing (NYSE:BA) ein Plus von 2,5 Prozent gegenüber dem Vormonat und 5,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Freitag, 27. Oktober
14.30 Uhr. USA: Preisindex Konsumausgaben ohne Nahrungsmittel und Energie September.
Samstag, 28. Oktober
Seminar: Geldanlage für Frauen. Das Thema diesmal: "Vermögensaufbau an der Börse - mit nachhaltigen Investments zur finanziellen Unabhängigkeit (online)".
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von: Anna-Maria Borse, 23. Oktober 2023, © Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG
(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.