In Bayern hat ein Mitarbeiter des Autoteilzulieferers Webasto aus dem Landkreis Traunstein (bayerisches Gesundheitsministerium) offenbar sein Kind mit dem Coronavirus infiziert. Damit ist zum ersten Mal in Deutschland ein Familienmitglied eines Infizierten erkrankt. Mehrere Familienmitglieder waren am Donnerstagabend in Siegsdorf von medizinischem Personal in Schutzkleidung abgeholt und ins Krankenhaus nach Trostberg gebracht worden.
FATALES MEETINGDie örtliche Gesundheitsbehörde geht laut Medienberichten davon aus, dass die gesamte fünfköpfige Familie betroffen sein könnte. Der Vater und sein ältestes Kind im Kindergarten-Alter sind nach Angaben der Behörden vor Ort (Gesundheitsamt Traunstein, laut Onlineportal chiemgau24.de) im Krankenhaus in Trostberg isoliert worden.
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Insgesamt gibt es in Bayern damit sechs bestätigte Coronavirus-Fälle (2019-nCoV). Bis auf das Kind sind alle Mitarbeiter des oberbayerischen Autozulieferers Webasto (Stockdorf/Gauting bei München).
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Andreas Zapf, Leiter des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit über den ersten Infizierten:
“Ein 33jähriger Mann, Mitarbeiter einer Firma im Landkreis Starnberg, hat am Dienstag, dem 21. Januar, an einem Meeting im Landkreis Starnberg teilgenommen. Die Schulungsleiterin – oder Teilnehmerin in Leitungsfunktion – war eine Chinesin. Sie hat sich dann auf dem Heimflug grippig oder krank gefühlt und ging dann in China in ärztliche Behandlung. Und dort wurde ein Test auf den Coronavirus vorgenommen, der war positiv."
Nach dem folgenreichen Meeting hatte das Unternehmen Mitte der Woche aller Dienstreisen nach China für mindestens zwei Wochen abgesagt und den Mitarbeitern am Standort Stockdorf/Gauting freigestellt, die kommenden Tage im Homeoffice zu arbeiten. Die Firmenzentrale bleibe bis zum 2. Februar geschlossen.
Bei Webasto, einem Unternehmen in Familienbesitz mit 3,4 Milliarden Euro Jahresumsatz (2018), arbeiten nach eigenen Angaben 13.500 Mitarbeiter (2019) an mehr als 50 Standorten. Die Firmenzentrale liegt ein paar Autominuten von München entfernt.
MERKEL BEI WEBASTO IN WUHAN
Seit fünf Jahren investiert der Hersteller von Autodächern, Heiz- und Klimasystemen und Batteriesysteme für Elektrofahrzeuge verstärkt in Asien. Im September 2019 eröffnete Bundeskanzlerin Angela Merkel die größte Fertigungsstätte des Unternehmens in - Wuhan. Der Virus war im Dezember in der chinesischen Millionenstadt Wuhan ausgebrochen.
SECHS FÄLLE IN FRANKREICHAuch in Frankreich gibt es inzwischen sechs bestätigte Fälle. Ein Arzt in Paris hatte sich bei einer Patientin aus China angesteckt. Er wurde ebenfalls am Donnerstagabend isoliert. Jetzt laufen Ermittlungen, um die Patienten und Angehörigen des Allgemeinarztes zu informieren. Sie sollten einen Arzt aufsuchen, falls sie Symptome der Krankheit zeigten.
Sigrid Ulrich mit dpa, AP, AFP