Investing.com – Spätestens seit der globalen Finanzkrise 2008 hat sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt, dass Regierungen mit der Hilfe der Zentralbanken jede Krise meistern können. Denn jede Art von Problem lässt sich mit Geld lösen, was vermeintlich unendlich gedruckt werden kann.
Das Ganze hat aber leider einen Haken. Der Schuldenberg, der so groß ist, dass er ohnehin nie wieder zurückgezahlt werden kann, steigt unaufhörlich. Aber auch wenn keine Tilgung der Schulden stattfindet, so müssen dennoch die Zinsen dafür gezahlt werden. Aber je höher die Schuldenlast ist, je mehr Zinszahlungen sind aus Steuergeldern zu leisten.
Aus der Politik ist dann zu hören, dass es das Erbe der nachfolgenden Generationen sein wird. Eine Formulierung, mit der nahezu jeder glücklich ist, weil man sich selbst in Sicherheit wähnt.
Gemeint ist jedoch, dass bereits die nächste Regierung mit den finanziellen Fehltritten ihrer Vorgänger und damit auch der Steuerzahler, fertig werden muss. Es werden also nicht erst unsere Urenkel sein, welche die Suppe auslöffeln müssen, sondern wir selbst auch.
Mit diesem Schuldenproblem steht Deutschland nicht allein da. Fast alle Länder auf der Welt haben damit zu kämpfen und die Lösung ist nicht einfach Geld zu drucken. Denn wenn die Schulden immer schneller steigen, muss immer mehr und schneller Geld erzeugt werden, was die Inflation in ungeahnte Höhen steigen lässt.
Dieses Treiben löst marktbasierte Gesetzmäßigkeiten aus, die sich nicht umgehen lassen. Und wenn sich diese voll entfalten, dann werden wir live bei der ersten globalen Inflationsdepression dabei sein, wie Bruce Wilds den bevorstehenden wirtschaftlichen Kollaps bezeichnete.
Wilds verweist darauf, dass es in der Vergangenheit regelmäßig kurzweilige Rezessionen gab. Der damit verbundene wirtschaftliche Abschwung ging immer mit einer Deflation einher, weshalb geldpolitische Lockerungen (Zinssenkungen) ein probates Mittel waren, die Konjunktur wieder anzuheizen. Doch diesmal dürfte das nicht funktionieren, weil es die Zentralbanken mit dem Gelddrucken übertrieben haben und sich die Inflation nicht bändigen lässt.
Genau das dürfte traurige Realität werden, wie Jeffrey Tucker schrieb. Die US-Zentralbank kämpft seit 31 Monaten gegen die vorübergehende Inflation, dennoch lag diese am vergangenen Freitag noch immer bei 3,2 Prozent. Tucker rechnet damit, dass die hohe Inflation noch Jahre anhält, weshalb der Dollar bis in die 2030er-Jahre hinein einen Wertverlust von 50 Prozent haben wird. Die Fed selbst geht mit ihren optimistischen Prognosen schon jetzt davon aus, dass das Ziel von 2,0 Prozent nicht vor 2025 erreicht sein wird.
Hinzu kommt, dass die wirtschaftlichen Abhängigkeiten unter den Ländern so groß sind wie noch nie in der Geschichte der Menschheit, was das Wirtschaftssystem für Störungen sehr anfällig macht, so Wilds.
Gleichzeitig werden große Anteile des BIP aus dem Staatshaushalt finanziert. Ohne diese immer größer werdende Unterstützung gäbe es kein BIP-Wachstum. Das fatale ist, dass die Gelder nicht in nachhaltige Maßnahmen fließen, die zu mehr Produktivität führen, ganz im Gegenteil.
Wilds beschreibt plakativ ein Szenario, bei dem der Staat jemanden dafür bezahlt, ein Loch auszuheben und es dann wieder zuzuschütten. Das BIP wird dadurch zwar erhöht, aber eine höhere Produktivität entsteht dabei nicht. Langfristiges Wachstum und höherer Wohlstand werden unerreichbar.
Das beste Beispiel dafür ist die Wirtschaft in China. Das jahrzehntelange Bilderbuchwachstum beruhte auch darauf, dass Städte gebaut wurden, in denen keiner wohnt, oder Kohlekraftwerke, die keiner benötigt.
Während der Pandemie wurde die Wirtschaft mit Billionen-Krediten unterstützt, während es den Amerikanern mit ihren Konjunkturchecks gar nicht schnell genug gehen konnte, neue Waren "Made in China" zu erwerben. Doch dieser mit Schulden finanzierte Boom ist vorbei.
Das Wall Street Journal berichtete, dass die Leerstandsraten bei den an die Containerhäfen von Los Angeles und Long Beach angeschlossenen Lagerhallen innerhalb eines Jahres um mehr als 200 Prozent gestiegen sind. Der Grund ist einfach, die Nachfrage sinkt, weil die Menschen kein Geld mehr haben.
Die Zahl derer, die ihre Kreditkartenschulden zu Zinsen von mehr als 20 Prozent nicht mehr begleichen können, steigt. Gleichzeitig sind die Löhne innerhalb eines Jahres inflations- und steuerbereinigt um -9,1 Prozent gesunken.
Und während die Wirtschaft kränkelt, ist Wilds überzeugt, dass die Inflation kurz davor steht, erneut anzuziehen.
In vielen Branchen werden die Mindestlöhne erhöht und eine Menge Menschen wird die Abkühlung der Wirtschaft nicht erreichen. In den USA arbeiten laut Wilds von den fast 150 Millionen Erwerbstätigen knapp 24 Millionen für die Regierung. Damit können die Preise nicht so fallen, wie es zur großen Depression 1929 der Fall war.
All das führt in Summe dazu, dass die moderne Geldpolitik die Kaufkraft von Währungen zerstört. Wilds erläutert, dass der Dollar im Konkurrenzkampf mit Währungen wie dem Euro oder Yen die Nase vorn hat. Die Daten der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) zeigen, dass die grenzüberschreitenden Dollar-Kredite im vergangenen Jahrzehnt erheblich zugenommen haben und bei über 30 Billionen Dollar liegen, was unterstützt, aber die Krise nicht verhindert.
Zentralbanken und Regierungen haben gemeinschaftlich eine geldpolitische Illusion geschaffen. Diese ließ uns glauben, dass Geld jeden Kollaps verhindert.
Die Realität ist jedoch, dass all die mit Geld bekämpften Krisen nur verschoben wurden. Die entstandenen Ungleichgewichte werden zwangsläufig bereinigt – mit einem lauten Knall, der uns in eine völlig neue Realität katapultiert. Der Verlust des Leasing-Autos und der gestrichene Urlaub werden rasch vergessen sein, wenn man mit knurrendem Magen in einen dunklen, leeren Kühlschrank schaut.