Investing.com - Die Europäische Zentralbank (EZB) zieht die geldpolitischen Zügel etwas an und fährt ihr monatliches Pandemie-Notfallankaufprogramm (PEPP) moderat zurück. Der Schritt war in Fachkreisen bereits erwartet worden.
Die Leitzinsen bleiben unverändert niedrig: der Hauptrefinanzierungssatz, der Einlagensatz und der Spitzenrefinanzierungssatz bleiben erwartungsgemäß bei 0,0 %, minus 0,5 % bzw. plus 0,25 %.
Die EZB bestätigt in ihrer heutigen Erklärung zwar, dass sie das Tempo ihrer Wertpapierkäufe im Vergleich zum Durchschnitt seit März geringfügig reduzieren wird, doch handelt es sich dabei noch lange nicht um ein "volles Tapering". Die gesamten Ankäufe von Vermögenswerten werden im kommenden Quartal wahrscheinlich mit einer durchschnittlichen monatlichen Rate von rund 90 Milliarden Euro fortgesetzt, wie Capital Economics in einer Notiz meint. Ein festes Enddatum für das PEPP gibt es nicht, und die EZB plant vorerst weiterhin, das Standardprogramm APP bis kurz vor ihrer ersten Zinserhöhung fortzusetzen.
Die wichtigste Änderung in der heutigen Erklärung liegt darin, dass die EZB ihre Zusage, die PEPP-Käufe "in einem deutlich höheren Tempo als in den ersten Monaten des Jahres" durchzuführen, nicht mehr wiederholt, sondern nun plant, die Käufe in einem moderat reduziertem Tempo als in den beiden Vorquartalen durchzuführen.
"Wir nehmen an, dass dies zu PEPP-Käufen im Umfang von etwa 70 Milliarden Euro monatlich führen wird, gegenüber mehr als 80 Milliarden Euro pro Monat zwischen Mai und Juli (und etwas weniger im August). Zusammen mit den monatlichen Käufen im Rahmen des APP in Höhe von 20 Milliarden Euro würde dies für das kommende Quartal ein Gesamtvolumen von 90 Milliarden Euro bedeuten. Eine solche Anpassung dürfte die Finanzierungsbedingungen insgesamt nur geringfügig verändern", sagte Andrew Kenningham, Europa-Chefökonom bei Capital Economics in einer Notiz.
Auf der EZB-Pressekonferenz, die um 14.30 Uhr MEZ beginnt, dürfte Präsidentin Lagarde ausführen, dass die Zentralbank noch nicht darüber beraten hat, wie und wann das PEPP beendet werden soll oder was langfristig mit dem APP-Programm geschehen soll.
"Auf diese Weise dürften die Auswirkungen der heutigen Drosselung der Wertpapierkäufe auf die Märkte begrenzt bleiben. Außerdem wird sie wahrscheinlich erklären, dass die Bank ihre BIP-Wachstumsprognose für dieses Jahr auf rund 5 % angehoben hat, aber gleichzeitig davor warnen, dass es immer noch erheblichen Gegenwind und Risiken gibt, unter anderem durch das Virus", so Kenningham weiter.
An der Forward Guidance gab es keine Änderungen. Die Leitzinsen werden der EZB zufolge so lange auf dem gegenwärtigen oder einem niedrigen Niveau bleiben, bis die Inflation deutlich vor dem Ende des Projektionszeitraums 2 % erreicht hat, und zwar dauerhaft für den Rest des Projektionszeitraums. Außerdem ist der EZB-Rat der Ansicht, dass die Entwicklung der zugrunde liegenden Inflation weit genug fortgeschritten ist, um mit einer sich bei 2 % stabilisierenden Inflation auf mittlere Sicht vereinbar zu sein.
Ferner sei die EZB bereit, bei Bedarf alle ihre Instrumente anzupassen, um sicherzustellen, dass sich die Inflation mittelfristig bei ihrem Ziel von 2 % stabilisiert.