Investing.com - Heute kommt die Europäische Zentralbank (EZB) zur letzten Sitzung des laufenden Jahres und wohl zum wichtigsten Wirtschaftsereignis der Woche zusammen. Analysten erwarten zwar eine weitere Lockerung der EZB in Form von Wertpapierkäufen. Eine Zinssenkung wird es wohl nicht geben.
Im Folgenden sind 3 für die Märkte relevante Fragen aufgeführt, die im geldpolitischen Begleittext der EZB um 13:45 Uhr oder in der Pressekonferenz von Christine Lagarde ab 14:30 Uhr beantwortet werden dürften.
1. Wird das PEPP erhöht und/oder verlängert werden?
Die Analysten sind sich in dieser Frage weitgehend einig. Die EZB hat eine Erhöhung der Notfallanleihenkäufe und billige Liquidität für die Banken signalisiert. Die Einzelheiten des Pakets müssen nun diskutiert werden.
Viele Ökonomen erwarten, dass die EZB das Pandemie-Notkaufprogramm (Pandemic Emergency Purchase Program, PEPP) in Höhe von 1,35 Billionen Euro (1,63 Billionen Dollar) um weitere 500 Milliarden Euro aufstocken und um mindestens sechs Monate bis Ende 2021 verlängern wird.
2. Wie reagiert die EZB auf die EUR/USD-Rallye?
Die kräftige Rallye des Euros, insbesondere gegenüber dem Dollar und dem Pfund, seit der letzten Sitzung könnte der EZB Sorgen bereiten, da sie der Wirtschaft mehr schadet als nützt. Während sich der Dollar in einem langfristigen Abwärtstrend befindet, notiert der EUR nahe seinem höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren über 1,21 Dollar.
Die Positionierung der Märkte ist mittlerweile nicht mehr so überspannt wie im September, als die Euro-Stärke zu verbalen Interventionen führte. Das deutet darauf hin, dass die Rallye noch weiteren Spielraum hat.
"Alles, was über 1,20 Dollar liegt, dürfte der EZB Sorgen bereiten - das wird also wahrscheinlich auf ihrer Agenda stehen und etwas sein, das sie im Dezember ansprechen wird", zitierte Reuters Neil MacKinnon, globaler Makro-Stratege bei VTB Capital.
3. Senkt die EZB ihre Wirtschaftsprojektionen?
Eine Revision der Wachstums- und Inflationsprognosen gelten unter Ökonomen als ausgemachte Sache.
Die EZB erwartet, dass die Inflation in der Eurozone in diesem Jahr weiter zurückgeht und im nächsten Jahr langsamer als erwartet wieder ansteigt, obwohl die Hoffnungen auf den COVID-19-Impfstoff die Wachstumsaussichten verbessern, so EZB-Vizepräsident Luis de Guindos.
Seine Kommentare deuten darauf hin, dass ein Rückgang der Inflationserwartungen zu befürchten ist. Zudem lag die Inflationsrate im Euroraum den vierten Monat in Folge im negativen Bereich. Im November lag sie bei minus 0,3 Prozent. Die EZB selbst peilt eine Teuerungsrate von "unter, aber nahe 2 Prozent" an.