Investing.com - Nachdem sich der negative Jahresauftakt an der Wall Street gestern fortgesetzt hatte, konnten die US-Märkte heute leicht zulegen. Wenig überraschend für viele Marktteilnehmer war das Protokoll der letzten Fed-Sitzung, das den ohnehin bereits schwindenden Hoffnungen auf Zinssenkungen der US-Notenbank zu Jahresbeginn einen weiteren Dämpfer verpasste. Außerdem beschuldigte eine US-Arbeitsbehörde das Raumfahrtunternehmen SpaceX, Mitarbeiter unrechtmäßig entlassen zu haben, die sich über Äußerungen des Gründers Elon Musk in sozialen Medien beschwert hatten.
1. US-Märkte leicht im Plus
Die US-Börsen (ETR:SXR4) zeigen sich heute vorbörslich freundlich. Im Fokus der Anleger stehen vor allem die in dieser Woche anstehenden US-Arbeitsmarktdaten. Zudem sind einige Investoren noch damit beschäftigt, das Protokoll zur letzten Fed-Sitzung einzuordnen.
Zur Stunde notiert der Dow Future 0,1 % höher, der S&P 500 gewinnt 0,1 % und der Nasdaq 100 handelt 0,2 % fester.
Die wichtigsten US-Indizes schlossen gestern allesamt im Minus, nachdem sich der schlechte Start der Aktienmärkte ins neue Jahr auch am zweiten Handelstag fortgesetzt hatte. Der S&P 500 und der 30 Werte umfassende Dow Jones Industrial verloren jeweils 0,8 %, während der technologielastige Nasdaq Composite um 1,2 % nachgab und damit den vierten Tag in Folge im Minus schloss.
Im Jahr 2023 zeigten die US-Börsen insgesamt eine solide Performance, nicht zuletzt dank einer Rally gegen Jahresende, die zum Teil von der Hoffnung getragen wurde, dass Anzeichen einer nachlassenden Inflation in den USA die US-Notenbank zu einer baldigen Zinssenkung veranlassen könnten.
2. Fed-Protokoll enttäuscht
Das Protokoll der Fed-Sitzung vom letzten Monat hat offenbar einen Großteil des Optimismus hinsichtlich einer baldigen Zinssenkung zunichte gemacht, obgleich Analysten anmerken, dass die Veröffentlichung gestern keine großen Auswirkungen auf die Märkte hatte.
Aus dem Bericht ging hervor, dass die Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed zwar der Meinung sind, dass sich die Zinssätze auf oder in der Nähe ihres Höchststandes befinden, dass aber nach wie vor ein „ungewöhnlich hohes“ Maß an Unsicherheit in Bezug auf die US-Wirtschaft besteht.
Mitglieder des Offenmarktausschusses der Fed (FOMC), der für die Festlegung der Zinsen zuständig ist, wiesen außerdem darauf hin, dass wahrscheinlich mehr Beweise benötigt werden, um zu bestätigen, dass sich die Inflation nachhaltig in Richtung des erklärten Ziels von 2 % bewegt. Die Eindämmung der hartnäckigen Inflation steht weiterhin im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Fed-Vertreter.
„Es gibt einen breiten Konsens darüber, dass die Inflation zurückgehen wird. Aber auch darüber, dass der Offenmarktausschuss die Zinsen im Falle eines anhaltenden Preisdrucks hoch halten wird“, schrieben Analysten der ING Bank (AS:INGA) in einer Kundenmitteilung.
Neue Einblicke in die Beschäftigungssituation in den USA könnten bereits heute die monatlichen Arbeitsmarktdaten für den US-Privatsektor liefern. Die Fed beobachtet die Lage am Jobmarkt kritisch und sieht darin einen möglichen Inflationstreiber.
3. Entlassungen bei SpaceX waren rechtswidrig
Weil sie Firmengründer Elon Musk in einem Brief als „regelmäßige Quelle der Ablenkung und Peinlichkeit“ bezeichnet hatten, wurden acht Mitarbeiter von SpaceX entlassen. Laut der US-Gewerbeaufsicht waren diese Entlassungen rechtswidrig.
Ein regionaler Vertreter des National Labor Relations Board erklärte, das Raketen- und Satellitenunternehmen habe gegen das Bundesarbeitsrecht verstoßen, das die Rechte der Beschäftigten schützt, bessere Arbeitsbedingungen zu fordern.
In dem Schreiben, das 2022 an die Führungskräfte von SpaceX geschickt wurde, wurde argumentiert, dass eine Reihe von Tweets von Musk nicht mit den Richtlinien des Unternehmens zu Vielfalt und Fehlverhalten am Arbeitsplatz übereinstimmten. SpaceX wurde außerdem aufgefordert, sich gegen diese Beiträge in den sozialen Medien auszusprechen.
Die Mitarbeiter wurden daraufhin wegen des Schreibens befragt, heißt es in der Beschwerde, während anderen Mitarbeitern mit Entlassung gedroht wurde, falls sie ähnliche Bedenken äußerten. Die NLRB, die für den Schutz der Tarifverhandlungsrechte zuständig ist, hat erklärt, dass sie vor einer für den 5. März anberaumten Gerichtsanhörung eine Einigung anstreben werde.
SpaceX hat laut Reuters bisher nicht auf eine Anfrage zu einer Stellungnahme zu diesen Vorwürfen reagiert.
4. Fitch stuft vier nationale chinesische Vermögensverwalter herab
Die Ratingagentur Fitch hat heute bekannt gegeben, dass sie die Emittentenausfallratings (IDR) von vier chinesischen Vermögensverwaltungsgesellschaften herabgestuft hat. Weitere Herabstufungen seien möglich, erwarten die Fitch-Analysten. Grund dafür sei eine schwächere Unterstützung durch die Regierung und Gegenwind durch den Einbruch des Immobilienmarktes.
Die IDRs von China Cinda Asset Management und China Orient Asset Management wurden von „A“ auf „A-“ herabgestuft, während die Ratings von China Huarong Asset Management und China Great Wall Asset Management von „BBB+“ auf „BBB“ gesenkt wurden.
Fitch beließ den Ausblick für China Cinda auf „stabil“, die anderen drei Vermögensverwalter wurden auf „negativ“ gesetzt. Die Ratingagentur wartet nach eigenen Angaben derzeit auf die Finanzergebnisse für 2023, um zu entscheiden, ob es zu einer weiteren Herabstufung kommen wird.
Wie die Analysten jedoch auch anmerkten, ist die Herabstufung auf eine erhöhte Unsicherheit hinsichtlich möglicher staatlicher Unterstützung für Chinas große inländische Vermögensverwalter sowie auf eine Änderung der Kriterien zurückzuführen, nach denen die Agentur ihre eigenen Kreditprofile prüft.
5. Geopolitik dominiert den Ölpreis
Der Ölpreis zieht heute deutlich an. Bereits gestern hatte er wegen anhaltender Sorgen um die Versorgungslage im Nahen Osten kräftig zugelegt.
Aktuell verteuert sich US-Rohöl um 1,0 % auf 73,44 Dollar pro Barrel, während die Nordseesorte Brent um 0,8 % auf 78,85 Dollar pro Barrel steigt.
Beide Kontrakte schlossen gestern rund 3 % höher, nachdem Proteste gegen die hohen Treibstoffpreise zu einem Produktionsstopp im libyschen Ölfeld „El Sahara“ geführt hatten, das täglich rund 300.000 Barrel Rohöl fördert. Sorgen bereitet den Händlern außerdem die anhaltende Präsenz der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen im Jemen, die die Schifffahrtsrouten im Roten Meer stören.
Gestützt wurde der Markt auch durch Daten des American Petroleum Institute, wonach die US-Rohöllagerbestände in der vergangenen Woche um mehr als die erwarteten 7,4 Millionen Barrel gesunken sind. Die offiziellen Zahlen der Energy Information Administration werden heute Nachmittag erwartet.