Investing.com - Inmitten erheblicher Marktturbulenzen und wachsender Unsicherheit über den zukünftigen Kurs der US-Notenbank Fed hat Austan Goolsbee, Leiter der Federal Reserve Bank of Chicago, eine deutliche Botschaft gesendet: Die Zentralbank ist bereit, auf Anzeichen wirtschaftlicher Schwäche zu reagieren. In einem Interview auf CNBC skizzierte Goolsbee die proaktive Haltung der Fed und deutete an, dass das derzeitige Leitzinsniveau möglicherweise zu hoch sein könnte.
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Auf die Frage, ob eine Abschwächung des Arbeitsmarktes und des verarbeitenden Gewerbes die Fed zum Handeln veranlassen könnte, vermied es Goolsbee, sich auf einen bestimmten Kurs festzulegen, meinte aber, dass es keinen Sinn mache, eine "restriktive" Haltung beizubehalten, wenn die Wirtschaft schwächer werde.
"Die Aufgabe der Fed ist ganz einfach: die Beschäftigung zu maximieren, die Preise zu stabilisieren und die finanzielle Stabilität zu erhalten. Das ist es, was wir tun werden", sagte er in dem Interview. Diese drei Säulen – Beschäftigung, Preisstabilität und finanzielle Stabilität – sind die Kernaufgaben der Federal Reserve und dienen als Leitlinie für ihre geldpolitischen Entscheidungen.
"Wir gehen dabei vorausschauend vor. Wenn sich also die Bedingungen insgesamt so entwickeln, dass es zu einer Verschlechterung in einem dieser Bereiche kommt, werden wir das in Ordnung bringen."
Das Interview erfolgte inmitten erheblicher Marktturbulenzen. Die Futures des Dow Jones Industrial Average fielen um fast 1.300 Punkte oder etwa 3 %, als die Renditen der Staatsanleihen stark zurückgingen. Die S&P 500 Futures gaben um 3,7 % nach, während die Nasdaq 100 Futures 5,1% verloren.
Mit dem heutigen Ausverkauf setzte sich die am Donnerstag begonnene Talfahrt fort, nachdem sich die US-Notenbank gegen eine Zinssenkung entschieden hatte und damit Befürchtungen aufkamen, die US-Notenbanker könnten angesichts der sinkenden Inflation und der schwachen Konjunktur ins Hintertreffen geraten.
Zusätzliche Sorgen kamen am Freitag auf, als das US-Arbeitsministerium schwächere Beschäftigungszahlen bekannt gab. Die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft stieg nur um 114.000, während die Arbeitslosenquote auf 4,3 % kletterte und damit die Sahm Rule triggerte. Trotz dieser schwachen Daten sieht Goolsbee keine unmittelbare Gefahr einer Rezession. "Die Beschäftigungszahlen sind schwächer als erwartet, aber es sieht noch nicht nach einer Rezession aus", sagte er und betonte die Bedeutung vorausschauender Entscheidungen.
Goolsbee räumte ein, dass die derzeitige Politik der Fed restriktiv sei – eine Haltung, die nur dann gerechtfertigt sei, wenn die Wirtschaft überhitzen könnte. Seit Juli 2023 liegt der Leitzins zwischen 5,25 % und 5,5 %, dem höchsten Stand seit 23 Jahren. Angesichts der aktuellen Datenlage stellt sich jedoch die Frage, ob diese restriktive Haltung weiterhin angemessen ist. Goolsbee äußerte sich vorsichtig: "Sollen wir unsere restriktive Haltung lockern? Ich werde uns nicht die Hände binden, was die Zukunft angeht, denn wir werden noch weitere Informationen erhalten. Aber wenn die Wirtschaft nicht heißläuft, sollten wir die Geldpolitik weder straffen noch restriktiv gestalten."
Die Märkte spekulieren nun auf eine aggressive Lockerung der Geldpolitik durch die Fed. Bereits für September wird eine Zinssenkung um 0,5 Prozentpunkte erwartet, und Händler gehen laut dem FedWatch-Tool der CME Group (NASDAQ:CME) davon aus, dass die Fed den Leitzins bis zum Jahresende um 1,25 bis 1,5 Prozentpunkte senken könnte.
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