TEHERAN (dpa-AFX) - Nach dem Urteil gegen zwei Journalistinnen im Iran hat ein iranischer Chefredakteur die Haftstrafen scharf kritisiert. Behrus Behsadi, Leiter der Zeitung "Etemad", reagierte in einem Leitartikel am Montag auf die Haftstrafe gegen Nilufar Hamedi und Elaheh Mohammadi. Er schrieb: Eine Person, die den Berufsweg der Medien einschlägt, um ihrem Land zu dienen, "kann grundsätzlich nicht die Eigenschaft einer Verräterin haben".
Hamedi und Mohammadi wurden im Zusammenhang mit den landesweiten Protesten im vergangenen Jahr zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, wie am Sonntag bekannt wurde. Irans Justiz wirft ihnen Kooperation mit dem Erzfeind USA vor. Sie bestreiten die Vorwürfe.
Die beiden Journalistinnen waren im Herbst 2022 unter den Ersten, die über den Tod der iranischen Kurdin Jina Mahsa Amini berichteten. Sittenwächter hatten die junge Frau wegen eines angeblich schlecht sitzenden Kopftuchs gewaltsam festgenommen, Amini fiel ins Koma und starb nur wenige Tage später am 16. September 2022. Ihr Tod löste eine Welle heftiger Proteste aus.
Hamedi recherchierte damals als Journalistin der Zeitung "Shargh" im Krankenhaus und veröffentlichte ein Foto der trauernden Eltern, das um die Welt ging. Auch Mohammadi schrieb über Amini und reiste für ihren Arbeitgeber "Hammihan" zur Beerdigung in ihre kurdische Heimatstadt Saghes, wo Menschenmassen hinströmten.