Investing.com – Die Erwartungen an eine Zinssenkung der US-Notenbank (Fed) nehmen Fahrt auf. Wirtschaftsexperten und Marktteilnehmer richten ihre Blicke gespannt auf den September, wenn die Fed ihre erste Zinssenkung in diesem Jahr vornehmen könnte. Die wiederaufkommenden Rezessionsängste und die jüngsten wirtschaftlichen Daten geben Anlass zur Sorge, doch sie könnten zugleich den notwendigen Anstoß für eine geldpolitische Lockerung geben.
Laut einer Mitteilung von Macquarie vom Donnerstag steht die Fed kurz davor, die Zinsen im September zu senken und diesen Kurs im Dezember fortzusetzen. Diese Maßnahmen sollen die Wirtschaft auf einen "Soft Landing-Pfad" führen und verhindern, dass eine drohende Rezession das Wachstum abwürgt.
Fed-Chef Jerome Powell hat diese Erwartungen jüngst beflügelt, indem er signalisierte, dass eine Zinssenkung im September denkbar sei. Der Ausschlag für eine solche Entscheidung hängt jedoch von den eingehenden Wirtschaftsindikatoren ab. Powell stellte klar, dass die Fed "die Gesamtheit der Daten, die ein solches Ergebnis unterstützen" – insbesondere Inflation, Beschäftigung und das Gleichgewicht der Risiken – berücksichtigen werde.
Wirtschaftliche Signale lassen Alarmglocken läuten
Der drückende Einfluss der wirtschaftlichen Schwäche war am Donnerstag deutlich zu spüren. Neue Daten zeigten eine anhaltende Abschwächung der US-Produktionstätigkeit und einen signifikanten Anstieg der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung. Die Erstanträge stiegen in der Woche zum 27. Juli auf 249.000 und lagen damit höher als erwartet. Gleichzeitig fiel der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe im Juli auf 46,8, deutlich unter der Prognose von 48,2.
Besonders besorgniserregend scheint die anhaltende Schwäche des verarbeitenden Gewerbes zu sein. Jefferies stellte fest, dass das verarbeitende Gewerbe sich seit November 2022 in einer beispiellosen 16-monatigen Schrumpfungsphase befindet. Diese Episode übertrifft sogar die Schrumpfung während der Großen Finanzkrise und ist die längste seit August 2000 bis Januar 2002.
Ein zweischneidiges Schwert für Investitionen
Die Analysten von Jefferies hegen Zweifel, ob die angekündigten Zinssenkungen die gewünschte Wirkung erzielen werden. Obwohl solche Schritte theoretisch einen Aufschwung in der Investitionsnachfrage des privaten Sektors auslösen sollten, könnte die tatsächliche Nachfrage möglicherweise gedämpft bleiben, vor allem wenn die Senkungen als Reaktion auf eine konjunkturelle Schwäche erfolgen.
Powell versuchte indessen den Märkten Zuversicht zu vermitteln. Er betonte, dass die derzeitige Verlangsamung der Wirtschaft eher allmählich verlaufe und somit kein Grund zur Panik bestehe. Dennoch zeigte er sich handlungsbereit: "Wir haben viel Spielraum, um zu reagieren, wenn wir eine Schwäche feststellen sollten," erklärte er. "Das ist aber nicht der Fall."
Ein angespannter Arbeitsmarkt
Die wirtschaftlichen Sorgen wurden nur einen Tag vor der Veröffentlichung des Berichts über die Lohn- und Gehaltsliste für Juli verschärft. Ökonomen erwarten, dass dieser Bericht eine weitere Verlangsamung auf dem US-Arbeitsmarkt aufzeigen könnte. Die Abwärtskorrekturen bei den Lohnzuwächsen in den Vormonaten lassen befürchten, dass sich dieser Trend fortsetzen könnte, was weitere Sorgen über das Tempo der Arbeitsmarktverlangsamung schürt.
UBS (SIX:UBSG) warnte in einer aktuellen Notiz: "Wir erwarten Abwärtskorrekturen für die Vormonate, deren Zusammensetzung Risiken für die Aussichten im Juli birgt."
Fazit: Ein Balanceakt für die Fed
Die kommenden Wochen werden entscheidend sein, um zu sehen, ob die Fed den erwartet mutigen Kurs einschlägt und die Zinsen senkt. Der Handlungsdruck könnte steigen, wenn die Wirtschaftsdaten weiterhin negative Signale senden. Doch eine Zinssenkung allein wird nicht ausreichen, die komplexen wirtschaftlichen Herausforderungen zu lösen. Es wird ein Balanceakt sein, zwischen der Bekämpfung der Inflation und der Vermeidung einer Rezession die richtige Entscheidung zu treffen.