Von Ambar Warrick
Investing.com-- Eine Mehrheit der Händler erwartet nun, dass die Federal Reserve (Fed) die Leitzinsen im September um 75 Basispunkte anheben wird. Dies geht aus Daten des Börsenbetreibers CME Group an diesem Dienstag hervor.
Nahezu 59 % der Marktteilnehmer erwarten, dass die US-Notenbank ihren Schlüsselsatz auf der Sitzung am 21. September um 75 Basispunkte anheben wird. Die restlichen 41 % rechnen mit einer Erhöhung um 50 Basispunkte im September, wie das Tool FedWatch zeigt.
Gegenüber der letzten Woche, als eine Mehrheit von 61 % der Marktteilnehmer mit einer Anhebung um 50 Basispunkte gerechnet hatte, spiegeln die Daten einen deutlichen Stimmungsumschwung wider.
Auslöser für diese Entwicklung waren Äußerungen mehrerer Fed-Vertreter, wonach die wichtigste Zentralbank der Welt das Tempo ihrer Zinserhöhungen wahrscheinlich erst dann drosseln wird, wenn die Inflation komfortabel im Bereich ihres Ziels liegt. Nach Ansicht der US-Notenbanker könnte der US-Leitzins Ende 2022 bei 3,75 % liegen. Gegenwärtig bewegt er sich in einer Spanne von 2,25 % bis 2,50 %.
Die jährliche Konsumentenpreisinflation lag im Juli bei 8,5 %. Damit ging sie zwar gegenüber Juni leicht zurück, liegt aber immer noch deutlich über dem Zielwert der Fed von 2 %. Die Teuerung gemäß Verbraucherpreisindex bewegt sich in der Nähe eines 40-Jahres-Hochs.
An den Märkten wird außerdem erwartet, dass der Fed-Chef Jerome Powell in seiner Rede auf dem Jackson-Hole-Symposium in dieser Woche eine mögliche Abschwächung des aggressiven geldpolitischen Kurses der Zentralbank unter Verweis auf den anhaltenden Inflationsdruck herunterspielt.
Aus Angst vor hawkishen Äußerungen Powells wurden risikoorientierte Märkte wie Aktien und Währungen in dieser Woche abverkauft. Während der Dollar-Index knapp unter einem 20-Jahres-Hoch notiert, bewegt sich der Euro zum US-Dollar unterhalb der Parität.
Aus Angst vor einem weiteren kräftigen Zinsanstieg verloren am Montagabend an der Wall Street vor allem zinssensible Technologiewerte deutlich an Boden.
Die Sorge vor einer möglichen Rezession wirkte sich ebenfalls negativ auf Risikoanlagen aus. So befürchten die Anleger, dass eine schneller als erwartete Straffung der Geldpolitik das Wirtschaftswachstum beeinträchtigen könnte.
Die US-Wirtschaft ist in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2022 bereits geschrumpft - eine Trendwende ist nicht in Sicht.