KIEW (dpa-AFX) - Der neue ukrainische Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj will zur Abwehr der russischen Invasion den Einsatz unbemannter Waffensysteme und die elektronische Kriegführung ausbauen. Das sei ein Baustein für einen Sieg in dem Befreiungskampf, schrieb der Generaloberst am Freitag im Nachrichtenkanal Telegram. "Nur die Veränderung und ständige Verbesserung der Mittel und Methoden der Kriegsführung wird es uns ermöglichen, diesen Weg erfolgreich zu beschreiten." Als ebenso wichtig bezeichnete er die schnelle und passgenaue Versorgung der Truppen an der Front mit den gelieferten ausländischen Rüstungsgütern.
"Das Leben und die Gesundheit der Soldaten waren und bleiben der wichtigste Wert der ukrainischen Armee", schrieb Syrskyj. Er trat für eine Rotation der Truppen zwischen Kampfeinsätzen und Ruhe- und Ausbildungsphasen ein. Dafür müsse ein Gleichgewicht gefunden werden. Über den Austausch der erschöpften Fronttruppen und die Mobilisierung neuer Soldaten wird derzeit in der Ukraine heiß diskutiert. Ein Gesetzentwurf liegt im Parlament. Die Mobilisierung war ein Punkt, an dem sich Präsident Wolodymyr Selenskyj nicht mit dem am Donnerstag entlassenen früheren Oberbefehlshaber Walerij Saluschnyj einig geworden war.
Nach der Entlassung veröffentlichte das Präsidialamt in Kiew einen Erlass, mit dem der Präsident aber Saluschnyj den Ehrentitel Held der Ukraine verlieh. Der General wurde geehrt für "bedeutende persönliche Verdienste um den Schutz der staatlichen Souveränität und der territorialen Unversehrtheit der Ukraine, den selbstlosen Dienst am ukrainischen Volk". Zugleich erhielt der Kommandeur des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR, Kyrylo Budanow, den Titel Held der Ukraine.
In Russland reagierte der Kreml nur knapp auf den Wechsel der ukrainischen Militärführung. "Wir sehen nicht, dass das Faktoren sind, die etwas am Gang der Spezialoperation ändern", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. "Sie wird fortgeführt bis zum Erreichen ihrer Ziele." Moskau bezeichnet den Angriffskrieg, mit dem es das Nachbarland seit fast zwei Jahren überzieht, offiziell als militärische Spezialoperation.