Investing.com - Im Vorfeld der Veröffentlichung wichtiger US-Inflationsdaten drohen den US-Börsenindizes zum Wochenschluss Kursverluste. Ein schwacher Ausblick des Sportartikelriesen Nike (NYSE:NKE) sorgt zudem für trübe Stimmung an der Wall Street. Und Großbritannien überrascht die Anleger mit aktuellen BIP-Zahlen für das dritte Quartal, wonach das Land kurz vor einer Rezession steht.
1. Inflation im Blickpunkt
Die Augen der Anleger richten sich heute gespannt auf den Bericht über die persönlichen Konsumausgaben, der als zentraler Inflationsindikator der US-Notenbank Fed gilt. Mit Spannung wird erwartet, ob der Index der persönlichen Konsumausgaben im November erneut stagniert, während die Kerninflation, bereinigt um volatile Lebensmittel- und Energiekosten, voraussichtlich um 0,2 % ansteigt.
Die Federal Reserve (Fed) schlug bei ihrer letzten geldpolitischen Sitzung einen eher dovishen Ton an, was die Erwartungshaltung der Anleger prägte. Es wird derzeit eingepreist, dass im kommenden Jahr Zinssenkungen von etwa 150 Basispunkten erfolgen könnten. Parallel verdichten sich die Anzeichen für nachlassenden Preisdruck und eine kühlere Phase am Arbeitsmarkt, bedingt durch die zwischen März 2022 und Juli 2023 durchgeführten aggressiven Zinserhöhungen.
Jegliche Anzeichen für eine hartnäckige Inflation dürften die Zinssenkungserwartungen dämpfen, doch die am Donnerstag bekannt gegebene Abwärtsrevision der PCE-Wachstumsdaten für das dritte Quartal deutet auf eine Überraschung nach unten hin.
2. US-Aktien-Futures leicht im Minus
Die Vorzeichen an der Wall Street deuten darauf hin, dass die Anleger ihre Positionen vor den entscheidenden Inflationsdaten der US-Notenbank mit Bedacht wählen. Der Dow Future liegt derzeit 0,3 % im Minus, der S&P 500 verliert 0,1 % und der Nasdaq 100 0,2 %.
Dennoch konnten die drei wichtigsten US-amerikanischen Börsenindizes - Dow Jones Industrial, S&P 500 und Nasdaq Composite - gestern ihre Vortagesverluste wieder wettmachen. Der Dow schloss mit einem Plus von 0,9 %, der S&P 500 stieg um 1 % und der Nasdaq Composite legte um satte 1,3 % zu. Damit stehen die Indizes der Wall Street vor der achten Handelswoche in Folge mit Kursgewinnen.
Für trübe Stimmung an der Wall Street sorgt auch Nike. Der Sportartikelhersteller warnt vor rückläufigen Umsätzen. Die Aktie steht vorbörslich stark unter Druck.
Die allgemeine Vorsicht spiegelt sich auch in der Stellungnahme von James Gorman, dem scheidenden CEO von Morgan Stanley (NYSE:MS), wider. In einem Interview mit der Financial Times betonte Gorman, dass die Finanzmärkte erst dann richtig "abheben" werden, wenn die Federal Reserve klare Signale gibt, dass Zinserhöhungen abgeschlossen sind und erste Zinssenkungen beschließt.
"In dem Moment, in dem die US-Notenbank konkret signalisiert, dass sie die Zinsen nicht mehr erhöhen wird, oder gar eine erste Zinssenkung vornimmt, werden die Märkte abheben", prognostizierte Gorman.
3. Nike warnt vor rückläufigen Umsätzen
Die Aktien des weltbekannten Sportbekleidungsriesen Nike erlebten heute vorbörslich einen drastischen Einbruch, nachdem das Unternehmen seine Jahresumsatzprognose nach unten korrigierte. Eine ehemals optimistische Stimmung wurde durch Warnungen des Managements vor rückläufigen Umsätzen in der zweiten Jahreshälfte getrübt. Die Börse reagierte prompt auf die unerwarteten Neuigkeiten und schickte die Nike-Aktie auf Talfahrt.
Statt des prognostizierten mittleren einstelligen Wachstums gibt das Management nun eine eher zurückhaltende Umsatzerwartung für das Gesamtgeschäftsjahr aus. Demnach soll der Umsatz lediglich um etwa 1 % steigen – ein deutlicher Abfall im Vergleich zu den zuvor prognostizierten Werten. Analysten hatten laut LSEG-Daten mit einem Wachstum von 3,8 % gerechnet.
Matthew Friend, Chief Financial Officer von Nike, äußerte sich besorgt über die globalen Anzeichen für ein vorsichtigeres Verbraucherverhalten. In einer Telefonkonferenz nach der Veröffentlichung der Zahlen betonte er die Herausforderungen, denen sich das Unternehmen gegenüber sieht, und wies auf die unsichere Lage auf den Weltmärkten hin.
Besonders unter Druck steht das in Oregon ansässige Unternehmen aufgrund der schwankenden Nachfrage, insbesondere aus China. Das Wachstum in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt hat sich merklich verlangsamt, und Nike sieht sich gezwungen, seine Werbestrategien zu intensivieren, um die Marktbedingungen zu meistern.
Um auf die unsichere Situation zu reagieren, plant Nike nun Kosteneinsparungen in Höhe von bis zu 2 Milliarden Dollar über einen Zeitraum von drei Jahren. Diese Maßnahmen sollen durch eine Vereinfachung des Produktsortiments, verstärkte Automatisierung und den Einsatz moderner Technologien sowie eine Rationalisierung der Geschäftsprozesse erreicht werden. Ziel ist es, die finanzielle Position des Unternehmens zu stärken und sich den aktuellen Herausforderungen nachhaltig zu stellen.
4. Großbritannien steuert auf eine Rezession zu
Die britische Wirtschaft bewegt sich klar auf eine Rezession zu. Laut einer Revision der zuvor veröffentlichten Wachstumsdaten ist die Wirtschaft zwischen Juli und September geschrumpft.
Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte im dritten Quartal um 0,1 %, wie aus den nach unten korrigierten Daten des Office for National Statistics hervorgeht.
Auch für das 2. Quartal ist nun von einer Stagnation des BIP die Rede, nachdem zuvor von einem Wachstum von 0,2 % ausgegangen worden war.
Eine technische Rezession wird offiziell durch zwei aufeinander folgende Quartale mit negativem Wachstum definiert. Damit rückt das letzte Quartal des Jahres in den Mittelpunkt des Interesses. Steigende Kreditkosten machen der britischen Wirtschaft nach wie vor zu schaffen.
5. Ölpreis steigt trotz OPEC-Austritt Angolas
Der Ölpreis ist heute bisher stark gestiegen. Grund ist die Sorge um den Schiffsverkehr im Roten Meer nach einer Reihe von Angriffen der Huthi-Rebellen auf Schiffe in der Region.
Aktuell kostet US-Rohöl 1,2 % mehr bei 74,78 Dollar pro Barrel, während die Nordseesorte Brent um 1 % auf 80,16 Dollar pro Barrel zulegt.
Beide Referenzkontrakte sind in dieser Woche um mehr als 4 % gestiegen und stehen damit vor einer weiteren Handelswoche mit kräftigen Zuwächsen. Hintergrund ist die Erwartung von Lieferengpässen vor allem auf dem wichtigen asiatischen Markt, da mehrere Öl- und Schifffahrtsunternehmen derzeit die Nutzung des Suezkanals vermeiden, über den rund 12 % des Welthandels abgewickelt werden.
Belastet wurden die Preiszuwächse durch die Entscheidung Angolas, die OPEC mit der Begründung zu verlassen, die Mitgliedschaft diene nicht seinen Interessen.
Um die Preise zu stützen, hat die OPEC+ die Fördermengen in mehreren Schritten reduziert. Dazu gehören freiwillige Förderkürzungen von insgesamt rund 2,2 Millionen Barrel pro Tag für das erste Quartal 2024.
Das westafrikanische Land hatte zuvor gegen eine Entscheidung protestiert, seine Ölförderquote für 2024 zu senken.
Obwohl Angola nur einen kleinen Teil der Gesamtproduktion der Organisation ausmacht und Brasilien im nächsten Jahr der Gruppe beitreten soll, gibt dieser Schritt Anlass zur Sorge um die Einheit der Organisation als Ganzes.