von Robert Zach
Investing.com - Nach der zweiten Zinserhöhung in Folge um 75 Basispunkte an diesem Mittwoch sagte Fed-Chef Jerome Powell auf seiner Pressekonferenz im Anschluss an die heutige Zinsentscheidung des Offenmarktausschusses, dass es angemessen sein könnte, mit einer zunehmend in den restriktiven Bereich gehenden Geldpolitik das Tempo der Zinserhöhungen zu verlangsamen.
Dies sei aber abhängig von den eingehenden Daten. Eine weitere "ungewöhnlich große Erhöhung könnte bei der nächsten Sitzung angemessen sein", sagte Powell dennoch. Man werde aber von Sitzung zu Sitzung entscheiden. Mit ungewöhnlich großer Erhöhung meint er eine weitere 75 Basispunkte-Anhebung.
Gleichzeitig begrüßte Powell aber auch die jüngsten Preisrückgänge bei Rohstoffen wie Rohöl, Benzin oder landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Weizen und Mais, die den Inflationsdruck mindern sollten. Die US-Notenbanker würden sich vor allem auf die sogenannte PCE-Inflation konzentrieren, die den drastischen Preissteigerungen in Bereichen wie Nahrungsmittel, Wohnen und Benzin weniger Gewicht beimesse als der von der Öffentlichkeit viel beachtete Verbraucherpreisindex (VPI), ergänzte Powell.
Mit 9,1 Prozent war der Verbraucherpreisindex im Juni auf den höchsten Stand seit mehr als vier Jahrzehnten gestiegen. Der PCE Core hingegen befindet sich bereits im Sinkflug. Von 5,3 Prozent im Februar ist das von der Fed bevorzugte Inflationsbarometer im Mai auf 4,7 Prozent gefallen.
Die Zentralbank müsse sich dem moderat restriktiven Bereich annähern, meinte Powell weiter. Diesen Bereich sieht der Notenbankchef in einer Spanne von 3,25 bis 3,5 Prozent, wie er auf seiner Pressekonferenz offenbarte. Dies entspräche auch den Schätzungen anderer US-Notenbanker aus der so genannten Dot-Plot-Matrix, die im Juni aktualisiert worden war. Die Wirtschaft befinde sich nicht in "normalen Zeiten" und es herrsche "mehr Unsicherheit als sonst". Seiner Meinung nach "befinden wir uns im Bereich einer neutralen" geldpolitischen Ausrichtung und der "allumfassende Fokus" der Fed bestehe darin, Nachfrage und Angebot besser in Einklang zu bringen.
Nach der Entscheidung heute liegt das Zielband der Fed in einer Spanne von 2,25 bis 2,50 Prozent.
Die Finanzmärkte reagierten erleichtert auf Powells Aussagen während der Pressekonferenz. Der Dow Jones kletterte um mehr als 400 Punkte auf 32.208 Zähler, der S&P 500 um 2,48 Prozent auf 4.017 Zähler und der Nasdaq 100 sogar um satte 4 Prozent. Der Dollar ging dagegen mit der Aussicht auf ein langsameres Zinserhöhungstempo in die Knie. Für den US-Dollar-Index ging es um 0,7 Prozent nach unten. Dies wiederum schob den EUR/USD zurück auf über 1,02 Dollar. Auch an den Bondsmärkten wurde die Pressekonferenz mild dovish bzw. weniger hawkish interpretiert als befürchtet: die Zweijahresrendite zog sich um knapp 6 Basispunkte auf 2,98 Prozent zurück, die Rendite für zehnjährige Staatsanleihen sank um 3 Basispunkte auf 2,75 Prozent.