Investing.com - Nach dem gestrigen Kursrutsch an der Wall Street, der den Dow Jones auf Jahressicht ins Minus brachte, gaben die US-Aktien-Futures heute erneut auf breiter Front nach. Die Renditen 10-jähriger US-Staatsanleihen kletterten unterdessen weiter. Zudem wurde Kevin McCarthy als Sprecher des Repräsentantenhauses abgesetzt, so dass die untere Kammer des US-Kongresses angesichts des drohenden "Shutdown" im November führungslos ist.
1. US-Futures überwiegend im Minus
Die Futures auf US-Aktien handeln heute vorbörslich überwiegend im Minus. Unterdessen blicken die Anleger auf einen Renditeanstieg bei US-Staatsanleihen auf den höchsten Stand seit 2007.
Aktuell notiert der Dow Future 0,1 % im Minus, der S&P 500 verliert 0,2 % und der Nasdaq 100 rutscht um 0,3 % ab.
Alle wichtigen Wall-Street-Indizes verloren gestern mehr als 1 %, nachdem unerwartet gute Arbeitsmarktdaten die Renditen von US-Staatsanleihen weiter steigen ließen. Das hat für Belastung bei Aktienwerten gesorgt.
Der Dow Jones Industrial verzeichnete gestern sogar den schlechtesten Handelstag seit März. Und der Leitindex S&P 500 erreichte den tiefsten Stand seit Juni. Den größten Tagesverlust erlitt der technologielastige Nasdaq Composite mit einem Minus von 1,9 %.
Damit rutschte der Dow Jones auf Jahressicht in die Verlustzone. Der S&P 500 und der Nasdaq notieren dagegen noch um 10 % bzw. 24 % im Plus, was zum Teil auf den KI-getriebenen Anstieg der Tech-Aktien (NYSE:XLK) zu Jahresbeginn zurückzuführen ist.
2. Turbulenzen am US-Anleihemarkt haben weltweite Auswirkungen
Der jüngste Zinsanstieg bei US-Staatsanleihen hat heute an den globalen Anleihemärkten seinen Tribut gefordert. Viele Händler haben sich mit dem Gedanken abgefunden, dass die Zinsen noch eine Weile auf hohem Niveau bleiben werden.
Die Rendite der 10-jährigen US-Staatsanleihe stieg heute um 0,01 Prozentpunkte auf 4,80 %. Sie liegt damit nur noch knapp unter ihrem Höchststand von Mitte 2007. Die Rendite 30-jähriger Anleihen sank unterdessen um 0,01 % auf 4,93 %. Damit blieb sie aber in der Nähe des Niveaus, das zuletzt vor der Finanzkrise erreicht worden war.
Der Renditeanstieg in den USA machte sich auch in Deutschland bemerkbar, wo die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen auf den höchsten Stand seit 2011 kletterte. Die japanische Notenbank kündigte zudem außerordentliche Bondkäufe an, da die Renditen japanischer Staatsanleihen in die Höhe schnellten.
Auch der Devisenmarkt blieb nicht unberührt. Infolge der gestiegenen Renditen legte der Dollar zu, während der Euro auf ein Zehn-Monats-Tief abrutschte. Das britische Pfund notiert gegenüber der US-Währung auf einem 7-Monats-Tief und auch der japanische Yen steht unter Druck.
"Es herrscht das totale Chaos", schrieben die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Kundenmitteilung.
3. Weitere Arbeitsmarktdaten stehen an
In dieser Woche wird die Aufmerksamkeit der Märkte wieder auf die Veröffentlichung neuer US-Arbeitsmarktdaten gerichtet sein. Den Anfang machen heute die Daten zur US-Privatwirtschaft. Am Freitag folgt dann der offizielle Arbeitsmarktbericht.
Volkswirte erwarten, dass der nationale ADP-Arbeitsmarktbericht zeigen wird, dass die Zahl der Beschäftigten in der Privatwirtschaft im September um 153.000 gestiegen ist, nach 177.000 im August. Dieser Rückgang könnte darauf hindeuten, dass sich der Arbeitsmarkt in der größten Volkswirtschaft der Welt allmählich abkühlt. Ein solcher Trend könnte den Aufwärtsdruck auf die Löhne mindern und damit zu einer Abkühlung der Inflation beitragen.
Die in letzter Zeit immer lauter werdenden Stimmen, die von einer Abkühlung des US-Arbeitsmarktes sprachen, wurden jedoch am Dienstag durch Daten widerlegt, wonach die Zahl der offenen Stellen, die oft als Indikator für die Nachfrage nach Arbeitskräften gilt, im August unerwartet gestiegen ist. In der Folge nahmen die Wetten auf eine länger anhaltende Hochzinsphase wieder zu.
Der entscheidende monatliche Beschäftigungsbericht außerhalb der Landwirtschaft zum Ende der Handelswoche wird das Bild der Beschäftigungslage weiter vervollständigen. In den USA werden 163.000 neue Stellen erwartet. Im August waren es noch 187.000.
4. McCarthy als Sprecher des US-Repräsentantenhauses abgewählt
Kevin McCarthy ist als Sprecher des US-Repräsentantenhauses abgewählt worden. Er ist damit der erste Abgeordnete in der Geschichte des US-Kongresses, der dieses Amt verliert.
Nach einem internen Streit mit seinen republikanischen Parteikollegen verlor McCarthy eine namentliche Abstimmung mit 216 zu 210 Stimmen. Dabei schlossen sich acht GOP-Abgeordnete mit 208 demokratischen Abgeordneten zusammen, um ihm den Sprecherposten zu entziehen.
Die Hardliner unter den Republikanern, allen voran der Abgeordnete Matt Gaetz aus Florida, waren verärgert über McCarthy, nachdem er sich in letzter Minute mit den Demokraten auf eine Maßnahme zur Überbrückung des Haushaltsdefizits geeinigt hatte.
Eine Abstimmung über einen neuen Sprecher des Repräsentantenhauses wird nicht vor Mittwoch nächster Woche erwartet. Damit haben die Republikaner, die im Repräsentantenhaus über eine knappe Mehrheit verfügen, eine Woche Zeit, einen potenziellen Nachfolger zu finden. Auch alle anderen Angelegenheiten des US-Repräsentantenhauses sind damit vorerst auf Eis gelegt.
5. Stärkerer Dollar setzt Ölpreis unter Druck
Der Ölpreis hat heute im bisherigen Handelsverlauf nachgegeben. Grund hierfür ist der starke Anstieg des Dollars, der das Rohöl für die Käufer teurer macht.
Aktuell kostet ein Barrel US-Rohöl 0,5 % weniger und notiert bei 88,76 Dollar. Der Brent-Kontrakt verbilligt sich um 0,4 % auf 90,53 Dollar.
Am Vortag konnte sich der Ölpreis noch leicht von seinem 3-Wochen-Tief lösen, da das anhaltend knappe Ölangebot die Nachfragesorgen teilweise ausglich.
Saudi-Arabien und Russland haben am Mittwoch bestätigt, dass sie ihre Förderkürzungen bis Ende des Jahres beibehalten wollen. Erschwerend kommt hinzu, dass vor allem in den USA die Lagerbestände niedrig sind.