BENGALURU (dpa-AFX) - Die Entwicklungsorganisation One hat vor dem Treffen der Finanzminister der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) zu einer Reform der Weltbank aufgerufen. Aktuell bleibe viel Geld etwa zur Unterstützung der Ukraine oder zur Bewältigung des Klimawandels ungenutzt auf den Konten der Entwicklungsbanken, kritisierte die Organisation am Donnerstag. "Es gibt Stellschrauben, die ermöglichen, dass Entwicklungsbanken wie die Weltbank deutlich mehr Investitionen tätigen können als bisher - und zwar ohne neue Einzahlungen durch die Geberstaaten."
Derzeit scheue die Weltbank Risiken wie der Teufel das Weihwasser, sagte Stephan Exo-Kreischer, Direktor von One Deutschland. Diese Einstellung müsse sich ändern. "Die bisherige Politik führt leider dazu, dass viele möglichen und notwendigen Projekte und Initiativen auf der Strecke bleiben", kritisierte Exo-Kreischer.
Finanzminister Christian Lindner (FDP) sieht ebenfalls Reformbedarf bei der Weltbank. Ein solcher Schritt benötige aber Augenmaß, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. "Bei klimafreundlichen Investitionen und Digitalisierung sollte sie agiler mit ihrem Kapital umgehen dürfen. Die Bank muss dabei ein stabiler und berechenbarer Partner für alle Beteiligten bleiben", betonte er. So dürfe etwa das Rating, also die Beurteilung der Kreditwürdigkeit der Bank nicht gefährdet werden.
Die Finanzminister der G20-Staaten treffen sich bis Samstag in Bengaluru in Indien, um die aktuelle Lage der Weltwirtschaft und finanzpolitische Strategien zu diskutieren. Am Rande wird auch eine Personalie Thema sein: Weltbank-Präsident David Malpass hatte überraschend seinen Rücktritt angekündigt. Der 66-Jährige wird den Posten Ende Juni und damit knapp ein Jahr vor dem Ende seiner eigentlichen Amtszeit abgeben.