LONDON (dpa-AFX) - Der Pharmakonzern GSK hat seinen guten Lauf mit einem weiteren überraschend starken Quartal fortgesetzt. Das Management um Unternehmenschefin Emma Walmsley setzt nun die Messlatte für das Jahr ein zweites Mal höher, nachdem die Briten im dritten Jahresviertel den rückläufigen Erlösen mit Covid-Medikamenten unerwartet viel neues Geschäft entgegensetzen konnten. Vor allem der Verkauf der noch jungen Impfung gegen das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) lief weitaus besser als von Analysten im Schnitt gedacht.
Die zunächst stark in den Handelstag gestarteten Aktien drehten bis zum Mittag ins Minus und verloren an der Londoner Börse zuletzt rund 1,2 Prozent. Beobachter führten dies auf Gewinnmitnahmen zurück. Das Papier ist inzwischen nach einem recht turbulenten Kursverlauf wieder in etwa zurück auf dem Niveau vom Jahresbeginn.
Jedoch habe sich die Aktie in den vergangenen drei Monaten deutlich besser geschlagen als der entsprechende europäische Branchenindex, schrieben die Analysten der US-Bank JPMorgan (NYSE:JPM) in einer Studie. Dabei sei der Kurs auch durch den starken Anlauf der RSV-Impfung angetrieben worden, deren gutes Abschneiden im Quartal damit weitgehend am Markt schon erwartet gewesen sein dürfte. Auch die neuerliche Anhebung der Ziele überrasche am Markt deshalb nicht sonderlich. Allerdings bewerteten die Analysten auch die neue Prognose noch als wohl eher konservativ.
Jefferies-Fachmann Peter Welford sieht unterdessen im Zuge der neuen Konzernziele auch Luft für Konsensschätzungen. So könnten am Markt die Prognosen zum Jahresumsatz und zum Gewinn je Aktie noch steigen, schrieb er.
GSK rechnet sich jetzt laut einer Mitteilung vom Mittwoch für das Gesamtjahr einen Umsatzanstieg um 12 bis 13 Prozent aus. Als das Management zuletzt im Juli seine Ziele angehoben hatte, stand noch ein Plus von acht bis zehn Prozent im Plan. Seinen bereinigten Betriebsgewinn will der Konzern 2023 noch etwas stärker steigern als den Umsatz. Hier sind jetzt plus 13 bis 15 (zuvor: 11 bis 13) Prozent das Ziel. Sämtliche Ziele sind gerechnet zu konstanten Wechselkursen und klammern das stark rückläufige Covid-Geschäft aus.
Im abgelaufenen Quartal hatte GSK vor allem von einem starken Impfgeschäft profitiert. Die RSV-Impfung Arexvy etwa spülte dem Konzern gut 700 Millionen britische Pfund in die Kassen. Analysten hatten dagegen mit weniger als der Hälfte gerechnet. Auch das Geschäft mit der Impfung Shingrix gegen Herpes Zoster und Gürtelrose zieht weiter stark an.
Insgesamt legte der Konzernumsatz im Jahresvergleich um vier Prozent auf gut 8,1 Milliarden Pfund zu. Währungsbereinigt und ohne die Covid-Einnahmen betrug das Plus 16 Prozent und lag damit noch etwas über dem neuen Jahresziel.
Als bereinigtes Betriebsergebnis wies GSK knapp 2,8 Milliarden Pfund aus, das waren 6 beziehungsweise währungsbereinigt 15 Prozent mehr als vor einem Jahr. Den Unternehmensangaben nach wirkten hier auch positive Bewertungseffekte aus Verbindlichkeiten und dem beibehaltenen Anteil an der im vergangenen Jahr abgespaltenen Konsumentensparte Haleon positiv.
Unter dem Strich entfiel auf die Anteilseigner ein Gewinn von rund eineinhalb Milliarden Pfund, das sei fast das Doppelte des Vorjahreswertes gewesen, hieß es.