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ROUNDUP: Secondhand wächst weiter - doch der Modemarkt bleibt wenig nachhaltig

Veröffentlicht am 07.09.2023, 16:55
Aktualisiert 07.09.2023, 17:00
© Reuters.
ZALG
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BERLIN (dpa-AFX) - Das einmal getragene Sommerkleid auf der Online-Plattform Vinted reinstellen und dann bei Zalando (ETR:ZALG) nach den lang ersehnten Sneakern suchen, natürlich gebraucht. Insbesondere bei Kleidung wächst der Markt mit Secondhand-Ware weiter deutlich. Die Beratungsgesellschaft PwC geht davon aus, "dass das Volumen des Secondhand-Modemarktes in Deutschland von rund 3,5 Milliarden Euro im Jahr 2022 auf fünf bis sechs Milliarden Euro bis 2025 ansteigen wird", wie sie am Donnerstag mitteilte.

Für den gesamten Markt mit gebrauchten Waren prognostizierte der Handelsverband Deutschland bereits im Mai ein Wachstum von acht Prozent auf rund 15 Milliarden Euro für das laufende Jahr. Zum Vergleich: 2019 lagen die Umsätze mit Second-Hand-Ware noch bei 10,6 Milliarden Euro. Das Gebrauchtwarensegment wachse damit stärker als der Einzelhandel insgesamt, hieß es damals.

Die Daten decken sich auch mit einer aktuellen, allerdings nicht repräsentativen PwC-Umfrage von rund 500 Befragten zu Secondhand-Kleidung. Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) haben demnach bereits gebrauchte Erwachsenen-Mode gekauft, weitere 14 Prozent ziehen das in Betracht. Wichtiger Treiber ist demnach der Online-Handel. Mehr als die Hälfte der Befragten kaufte bereits getragene Kleidung auf Internetportalen wie Vinted oder Kleinanzeigen.

Zu ähnlichen Ergebnissen kommt eine repräsentative Umfrage des HDE mit Blick auf den gesamten Secondhand-Markt, der auch Elektronik, Bücher und andere Produkte umfasst. Gut die Hälfte der Verbraucherinnen und Verbraucher gab dabei an, bereits zu Secondhand-Ware gegriffen zu haben. Viele wollen es in Zukunft häufiger tun.

Neben dem Preis spielt auch die Umwelt dabei eine immer wichtigere Rolle für die Verbraucherinnen und Verbraucher. Das zeigen auch Befragungen der Umweltorganisation Greenpeace. Im vergangenen Jahr gab dabei mehr als jeder dritte Befragte an, gezielt Kleidung zu kaufen, "bei deren Produktion auf Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und/oder faire Arbeitsbedingungen wert gelegt wird", heißt es in der repräsentativen Umfrage, die Greenpeace bereits im Juli vergangenen Jahres veröffentlicht hat. Im Jahr 2015 antwortete lediglich jeder vierte Befragte entsprechend.

Trotz dieses Bewusstseinswandels und des damit einhergehenden Marktwachstums für Secondhand-Kleidung ist der Modemarkt von Nachhaltigkeit noch weit entfernt. Zum einen macht Gebrauchtware laut HDE nach wie vor lediglich zwei Prozent des Gesamtumsatzes aus. Auch bei Textilien dürfte der Anteil gering bleiben. Zum anderen braucht es neben dem Verkauf und Kauf bereits getragener Kleidung noch weitere Stellschrauben, um den Modemarkt zu verändern.

"Wir brauchen einen Weg hin zu mehr Leih- und Tauschmodellen", sagt etwa Greenpeace-Expertin Viola Wohlgemuth. Hier passiere insbesondere auf den Internetportalen zu wenig. "Ziel muss es sein, dass nur noch 40 Prozent der Kleidung auf dem Markt neu produziert und gekauft werden und 60 Prozent mit Alternativen gedeckt sind. Dazu gehört Secondhand, aber vor allem alternative Geschäftsmodelle zum Kaufen, wie Leihen, Teilen und das Reparieren von Kleidung."

Insbesondere große Modeportale böten inzwischen zwar auch einen Secondhandbereich an, sagt Wohlgemuth. Daneben förderten sie aber weiterhin sogenannte Fast Fashion, also günstige Plastikkleidung, die in der Regel selten getragen und schnell weggeworfen und neu nachgekauft wird. "Wenn Secondhand nicht den Neukauf reduziert, dann verändert es eben nicht den gesamten Markt", betont die Aktivistin.

Hinzu kommt: In den vergangenen Jahren haben große chinesische Internetkonzerne mit Fast Fashion auch auf dem deutschen Markt Fuß gefasst. Shein oder Temu verkauften "die neue Ultra-Billigkleidung in Deutschland in Tonnen" vor allem an junge Menschen, sagt Wohlgemuth - vorbei an Eltern und Aufsichtsbehörden, die wenig tun könnten, weil die Portale keine Läden in Deutschland unterhielten. Hier helfe nur ein strengeres Lieferkettengesetz und eine konkretere Textilgesetzgebung der Bundesregierung, um die EU-Textilstrategie auch in wirksames Recht umzusetzen.

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